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Jean-Claude Moes: Der letzte Imker-Samurai von Straßburg
Published on July 11, 2011
Lifestyle
Jean-Claude Moes ist eine Art Samurai. Als Vorsitzender bei Asapistra, einem französischen Imkerverein, kämpft er für die Erhaltung des Imkerberufs in Städten und die Ausbildung des Imkernachwuchses. Weil Jean-Claude einem vom Aussterben bedrohten Beruf nachgeht, weil das Aussterben der Bienen auch das Ende von Jean-Claudes Beruf bedeuten würde, weil Jean-Claude ökologisch denkt und der letzte Imker von Straßburg ist, hat cafebabel.com seinen Alltag verfolgt.
Dieser Artikel ist Teil unserer Reportagereihe Green Europe on the ground 2010/ 2011.
Asapistra ist ein Verein freiwilliger Bienenzüchter unter Moes‘ Vorsitz. Er versucht das Verschwinden der Bienen einzudämmen, indem er sich für die Errichtung von Bienenstöcken in der Stadt einsetzt.
Die Königin, erkennbar an ihrem länglichen Bauch, hat die Aufgabe des Eierlegens (mehr als 2000 pro Tag, was in etwa ihrem Gewicht entspricht), um so die Entwicklung des Bienenstocks zu garantieren. Die Königin lebt drei bis vier Jahre, wohingegen die durchschnittliche Lebenszeit einer Biene nur 40 Tage beträgt.
Bienen vollbringen eine gewaltige Aufgabe: mehr als 30 Mal pro Tag sammeln sie 2/3 ihres Gewichts in Pollen. Moes vergleicht die Tierchen mit Alchemisten, die – in der Dunkelheit ihrer Bienenstöcke – Zuckerwasser in Gold verwandeln: Honig.
Die Früchte dieser tüchtigen Arbeiterinnen sind vielfältig: Honig, Wachs, Gelée Royale (Futtersaft, mit dem die Bienen ihre Königin aufziehen, der in Nahrungsergänzungsmitteln und kosmetischen Präparaten verwendet wird) und Propolis (Bienenharz). Doch ist das nichts im Vergleich zu der Schlüsselrolle, die sie im Ökosystem spielen – und dadurch in der gesamten Weltwirtschaft!
Für unseren Imker stellen Bienen nichts weniger als „die Hilfe zum Leben“ dar. Denn ohne ihre Bestäubungsarbeit wären Ernteerträge und die biologische Vielfalt schon bald bedroht. „Bienen befruchten 80 % der pflanzlichen Umwelt und rund 40 % unserer Ernährung (Obst, Gemüse) hängen von ihrer Arbeit ab.“ Seit einigen Jahren erlebt der Bienenbestand eine erhöhte Sterberate.
Seit 1997 starben in Frankreich 14 Milliarden Bienen. Jedes Jahr wurden fast 35 000 Bienenstöcke verlassen. In den letzten zehn Jahren sind 15 000 Imker aus dem Geschäft ausgestiegen, weshalb die französische Honigproduktion zwischen 1995 und 2005 um 30 % sank (Quelle: Moes‘ Website). Im Wissenschaftsjargon heißt dieses Phänomen „colony collapse disorder" („Völkerkollaps“).
Ländliche Gebiete fallen der „Bienenflucht“ zum Opfer: Für Bienen geeignete Pflanzen werden knapp, vor allem wegen der intensiven Landwirtschaft und der Verwendung von Chemikalien (Insektizide, Herbizide und Fungizide). Da Bienen diesen tiefgreifenden Veränderungen der Umgebung besonders ausgesetzt sind, kann man sie als eine Art Umweltwächter bezeichnen.
Auf Landflächen, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurden, können Privatpersonen – nach einer Ausbildung an der Volkshochschule – zur Bienenhaltung in städtischen Gebieten beitragen.
Umso kürzer der Produktionszyklus des Honigs, umso besser seine Qualität. Moes für seinen Teil betreibt eine biologische Produktion: Bis auf die notwendige Filterung des Honigs greift seine Hand so wenig wie möglich in den Herstellungsprozess ein. Laut Moes eine „vielleicht fundamentalistische“ Weise die Umweltverschlechterung anzuprangern.
Angst vor Bienenstichen? In Straßburg können Bürger eine Patenschaft für Bienenstöcke übernehmen. Für jede übernommene Patenschaft verpflichtet sich der Verein, in der städtischen Umgebung eine neue Bienenkolonie zu schaffen und diese zu versorgen. Im Gegenzug erhält der Sponsor einen Teil „seines“ Honigertrags und regelmäßige Informationen über den von ihm gesponserten Bienenstock.
Heizung, Antibiotika, „Dopingstoffe“ zur Erhöhung der Legezeit, Synthetik-Moleküle zur Vernichtung von Bienenstock-Parasiten – all das benutzt die industrielle Produktion, um die Produktivität ihrer Bienen zu steigern. Bienen stehen jetzt auf der Tagesordnung des Europäischen Parlaments. Im Rahmen einer Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik schlägt ein kürzlich veröffentlichter Bericht vor, die Forschung zu entwickeln, um die Bedrohungen der Bienen besser erkennen zu können.
Translated from Jean-Claude Moes est le dernier apiculteur de Strasbourg
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