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Balkan-Nationalheld Nikola Tesla: der große Unbekannte

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Kultur

Strom für die Welt. Kostenlos und ohne Kabel. Das war sein Traum. Auf dem Balkan Nationalheld, in Westeuropa kaum bekannt - gestatten: Nikola Tesla.

Geboren 1856 in Smijan (damals Österreich, heute Kroatien), Studium in Graz und Prag, Arbeitsaufenthalte in Budapest, Maribor, Paris und Straßburg: Nikola Tesla, Ingenieur und Erfinder, war ein früher Babelianer. Zumindest bis zu seiner Auswanderung nach Amerika. Er hat den Wechselstrom erfunden und gilt als Pionier der wireless-Technologie. Wenn wir den Startknopf an der Waschmaschine drücken, nutzen wir seine Idee. Tesla steckt im Fön und im Mixer. Immer dann, wenn das Prinzip seines Induktionsmotors benutzt wird, mit dem es zum ersten Mal möglich war, Wechselstrom in mechanische Energie umzuwandeln - um nur eine seiner Erfindungen zu nennen. Allein, es weiß kaum jemand.

Spurensuche in Belgrad

Logo des Museums in BelgradAnkunft am Aerodrom Nikola Tesla Beograd, dem größten Flughafen in Serbien. Beim Geldtauschen fällt der Blick auf den 100-Dinar-Schein. Tesla ist darauf abgebildet, daneben eine Formel. Nicht nur der Flughafen in Belgrad, auch die Einheit für magnetische Flussdichte ist nach ihm benannt. Außerdem: der Tesla Roadster, diverse Statuen, Gedenktafeln, Straßen und Museen. Eins in Kroatien, eins in Österreich, das größte steht in Belgrad. An der Krunska 51 ist der Ort, an dem man Tesla entdecken kann. Hier liegt sein Hab und Gut. Archiviert und als besonders wertvoll zertifiziert im Nikola Tesla Museum. Seit 2003 gehört das Tesla Archiv zum Weltkulturerbe der UNESCO.

„Tesla war herausragend“, sagt Vladimir Jelenković, Direktor des Museums. „Nicht exzentrisch, aber fokussiert auf seine Erfindungen.“ Er schlief eigenen Angaben nach etwa vier Stunden pro Nacht. Die restliche Zeit verbrachte er im Labor, arbeitete und dachte über neue Erfindungen nach. Seine Hinterlassenschaft ist enorm: 300 Patente hat er zu Lebzeiten in 26 Ländern angemeldet.

1884 wanderte er in die USA aus, arbeitete ein Jahr für Thomas Alva Edison, bis der Stromkrieg - der Kampf zwischen Edisons Gleichstrom und Teslas Wechselstrom - die beiden auseinander brachte. Tesla gründete seine eigene Firma und arbeitete später für die „Westinghouse Electric Co.“ in Pittsburgh, Edisons größtem Konkurrenten. Zur Weltausstellung 1893 in Chicago der große Triumph: „Teslas Wechselstrom beleuchtete die Ausstellung“, erzählt Jelenković in seinem Büro im ersten Stock des Museums. Edison hatte das Nachsehen.

Belgrad/ Januar 2011

Im Erdgeschoss werden die Besucher währenddessen elektrisiert: Im Halbkreis stehen sie um eine Tesla-Spule, in den Händen eine Leuchtröhre. Ein sonores Brummen durchdringt den Raum und schon knistern kleine Blitze oben zwischen dem Ende der Spule und der darüber hängenden Kugel. Noch einen Moment später beginnen die Röhren zu In Jim Jarmuschs "Coffee and Cigarettes"leuchten. Was nach Zauberei aussieht, ist nur ein Beispiel aus Teslas Erfindungsfundus: Ein Resonanztransformator mit dem man hochfrequente Wechselspannung erzeugen kann. „Wir wollen den Besuchern ein interaktives Erleben ermöglichen“, sagt Jelenković. „Das ist unser Ziel.“ Übrigens ist genau diese Spule ein heimlicher Filmstar: Im Laborarsenal für den Film Frankenstein von 1931 befindet sich eine Funken sprühende Tesla-Spule, die von Nikola Tesla selbst gebaut worden sein soll. In Jim Jarmuschs Coffee and Cigarettes gibt es eine eigene Episode rund um die Tesla-Spule und ihren Erfinder und im Film The Prestige hat sie ihren Auftritt im Stromkrieg zwischen Tesla (gespielt von David Bowie) und Edison.

Einen Dollar pro Pferdestärke

Warum Edison berühmt wurde und Tesla - mit Ausnahme einiger weniger Länder wie Serbien, Kroatien und Österreich - weit weniger bekannt ist? Jelenković versucht es so zu erklären: „Vielleicht ist Edison berühmter, weil er ein Beispiel für den amerikanischen Traum ist. Wenn du viel Geld verdienst, heißt das normalerweise auch, dass du bekannter wirst.“ Tesla sei es nie um Geld gegangen. „Alles, was er gemacht hat, hat er für die Menschen gemacht.“ Von Westinghouse bekam er schließlich das Angebot, seinen Strom für einen Dollar pro ‚Pferdestärke’ zu verkaufen. „Wenn er das Angebot damals angenommen hätte, dann würden wir heute von ihm als Bill Gates sprechen“, sagt Jelenković. „Er wäre der reichste Mann der Welt geworden.“

„Lang leben die Jugoslawen“

Noch etwas ist bemerkenswert: Trotz aller Differenzen die es nach wie vor gibt - Tesla eint Serben und Kroaten. „Es gibt ein Zitat, das häufig unvollständig weitergegeben wird“, erzählt Jelenković. Tesla habe auf ein Glückwunsch-Telegramm zu seinem 80. Geburtstag nicht nur geantwortet, er sei stolz auf seine serbischen Wurzeln und seine kroatische Heimat. „Es gibt noch einen zweiten Satz“, sagt Jelenković. Dieser zweite Satz heißt ‚lang leben die Jugoslawen’. „Aber dieser zweite Satz wird nie zitiert.“ In Serbien ist Tesla jedenfalls unangefochtener Nationalheld. Bei einer Umfrage antworteten 21 Prozent der Teilnehmer, Nikola Tesla sei die wichtigste Person der Weltgeschichte.

Ein paar Jahre nach der Weltausstellung in Chicago träumte Tesla davon, Energie drahtlos zu übertragen, scheiterte aber an der Umsetzung. Er starb am 7. Januar 1943 im Hotel „New Yorker“ in New York und hinterließ einen Schuldenberg. Um Geld war es ihm schließlich nie gegangen.

Illustrationen: Tesla Statue (cc)soulfish/flickr; Nikola Tesla Museum/ Belgrad ©Yvonne Pöppelbaum; Coffee and Cigarettes ©coffeeandcigarettes.de; Video: (cc)docamo08/Youtube