Segen oder Fluch? Was Europas Blogs über zehn Jahre Euro sagen
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Julia EichhorstDie pastellroten Brücken und hellblauen Bögen auf der gemeinsamen Währung, die wir in unseren Hosentaschen tragen, sind eine ständige Erinnerung an die Europäische Union. Zehn Jahre nach ihrer Einführung haben sich die Leute an die Monopoly-artigen Geldscheine gewöhnt. Aber welche Rolle spielen sie in der Finanzkrise?
„Die gegenwärtige Wirtschaftskrise droht die Spannungen innerhalb der Eurozone zu verstärken“, schreibt Tomas Valasek im Blog des Centre for European Reform. Ein zahlungsunfähiger Mitgliedstaat könnte dem Euro ernsthafte Probleme bereiten und vielleicht gezwungen sein, die Einheitswährung ganz aufzugeben. Im Moment scheint dieses Szenario aber noch ziemlich weit hergeholt. Hochverschuldete Länder wie Griechenland könnten jedoch ernsthaften Problemen gegenüberstehen, wenn Banken ihr Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Landes verlieren. Tomas Valasek stellt fest, dass die meisten historischen Währungsunionen auseinander gebrochen sind. „Wenn ein Land die Eurozone plötzlich verlassen würde“, fährt er fort, „würde es vorübergehend Wege finden müssen, um seinen Anteil an Euro vom Rest zu trennen. So haben etwa in den frühen Neunzigern die Tschechische Republik und die Slowakei beschlossen, ihre Banknoten mit unterschiedlichen Stempeln zu kennzeichnen.“
Britische heilige Kühe
Andere Staaten könnten versucht sein die Eurozone zu verlassen, um währungspolitische Eigenständigkeit wiederzugewinnen, zum Beispiel durch Geldabwertung, die nationale Exporte attraktiver machen würde. So kann Großbritannien zum Beispiel seinen Wechselkurs flexibler an seine wirtschaftlichen Bedürfnisse anpassen. Aber Babelblogger Maitre Sinh zeigt auf Europatriotism den negativen Effekt der kontinuierlichen Abwertung des britischen Pfunds auf: Im Vergleich zum Rest Europas haben britische Bürger ein Drittel ihrer Kaufkraft verloren. „Der Euro ist nicht unfehlbar, aber sein relativer Erfolg ist im Vergleich zum Pfund offensichtlich, welches immer mehr wie eine heilige Kuh aussieht.“ Was sei nur aus dem berühmten britischen Pragmatismus in der Politik geworden, fragt sich der Blogger zum Schluss.
Dänische Verpflichtungen
Laut Euros du village ist auch die dänische Krone nicht von Problemen verschont. Naim Cordemans erklärt, wie die Regierung gezwungen war, die Zinsraten zu erhöhen, damit Investoren im Land bleiben. Angesichts der Kreditkrise sind aber eigentlich niedrigere Zinsraten nötig, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Der Euro gilt diesbezüglich als vertrauenswürdig, und Länder wie Dänemark, Schweden oder Island diskutieren öffentlich über einen möglichen Beitritt zur Währungsunion. Dies ist leichter gesagt als getan für die Staaten in Mittel- und Osteuropa, die dem Euro entgegensehen, während sie mit den Maastrichter Konvergenzkriterien kämpfen. Einige Staaten haben daher um eine Abschwächung dieser Kriterien gebeten, was mit einem doppelten Nein der beiden Jean-Claudes (Juncker und Trichet), Vorsitzende der Eurogruppe und der Europäischen Zentralbank, quittiert wurde. Für Naim Cordemans ist dies der Preis, der für eine stabile Währung gezahlt werden müsse, oder nach den Worten von Barack Obamas Wirtschaftsberater Paul Volcker: „In einer unruhigen See ist es besser, man ist auf einem großen Boot!“ Für diejenigen Länder, die mit aufs Boot wollen, kann dies ziemlich scheinheilig wirken, da die meisten Staaten der Eurozone die Maastricht-Kriterien nicht besser erfüllen als sie selbst.
Polnische Kehrtwende
Der stellvertretende Premierminister Waldemar Pawlak hat offensichtlich vergessen, dass die Lösungen nur mit Stabilität und nicht mit finanziellem Chaos zu erreichen sind.
Polen, das traditionell wie Großbritannien dem Euro skeptisch gegenübersteht, verhandelt jetzt aktiv über einen möglichst baldigen Beitritt zur gemeinsamen Währungsunion. Aber der polnische Blogger Kuba Kurasz kritisiert das Nationale Reformprogramm (NRP) der Regierung sowie den Stabilitäts- und Entwicklungsplan. Der stellvertretende Premierminister Waldemar Pawlak hat offensichtlich vergessen, dass die Lösungen nur mit Stabilität und nicht mit finanziellem Chaos zu erreichen sind. Banken sind nervös und der Zloty verliert weiterhin an Wert.
Der „helvetische Tiger“
Trotz allem: „Es gibt ein Land in Europa mit einem großen Finanzsektor, einer hohen Abhängigkeit vom Außenhandel, einem flexiblen Wechselkurs und einer Politik, die von den vier Gemeinschaften innerhalb seiner Regierungsstruktur verkompliziert wird“, schreibt P O Neill auf A Fistful of Euros. Natürlich redet er von der Schweiz, einem Land, das eigentlich stark von der Finanzkrise betroffen sein sollte, wie seine Formulierung suggeriert. Nichtsdestotrotz geht es der Schweizer Wirtschaft einigermaßen gut - sie arbeitet im Vergleich zu anderen europäischen Staaten wie ein „helvetischer Tiger“. Neills Botschaft: „Politiker tun gerne so, also lägen die düsteren Umstände an Ereignissen außerhalb ihrer Kontrolle. Aber selbst in einer weltweiten Krise gibt es deutlich unterschiedliche Auswirkungen auf unterschiedliche Länder. Wir sollten mehr Zeit damit verbringen zu schauen, wie Länder, von denen man es nicht erwartet hätte, die Krise relativ gut gemeistert haben.“
Translated from Blogs on ten years of a euro blessing or a euro curse