European Shooting Star Maria Dragus: Schluss mit Kleinemädchenrollen
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Lilian PithanMaria Dragus war erst 14 Jahre alt, als sie ihre erste große Rolle in Das weiße Band (2009) von Michael Haneke bekam. Fünf Jahre später ist sie zum European Shooting Star avanciert und macht sich auf, die nächsten Stufen zu erklimmen. Ein Gastbeitrag vom "Berlinale Blog" des Goethe-Instituts Paris
"Ich würde gerne ein bisschen Französisch sprechen, weil das dem Rumänischen so ähnlich ist." An diesem Berlinale-Nachmittag springt Maria-Victoria Dragus in ihrem weißen Kleidchen von einem Interview zum nächsten. Die Energie dafür scheint ihr nicht zu fehlen, denn sie lässt sich immer wieder mit einem Lächeln auf das Spiel ein. Umso eher, wenn sie einen Teil des Interviews auf Französisch führen kann, das sie hervorragend beherrscht. Dragus, die bald zwanig wird, freut sich sichtlich darüber, schon jetzt endgültig bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin angekommen zu sein: "Ich bin schon zum vierten Mal bei der Berlinale dabei und fühle mich daher fast wie eine Gastgeberin. Gestern habe ich einem englischen Kollegen eine Currywurstbude gezeigt."
mit michael haneke fing alles an
Maria Dragus dreht ihre Pirouetten bei der 64. Berlinale auf Französisch, Deutsch und Englisch, aber auch auf Rumänisch, der Sprache ihres Heimatlands. Die Rollen, die sie bisher angenommen hat, waren ganz sicherlich nicht die einfachsten, denn alles fing mit Klara an, der Tochter des Dorfpfarrers in dem von Kritikern hochgelobten Film Das weiße Band (2009) von Michael Haneke: "Vor diesem Film kannte ich Haneke gar nicht so gut. Dann habe ich Caché (Versteckt, 2005) angeschaut und gemerkt, dass die Arbeit mit ihm eine wirkliche Herausforderung wird. Aber er war sehr aufmerksam, sehr professionell. Beim Dreh gab es für uns Kinder sogar einen Coach, damit wir die schlimme Geschichte des Films auch wirklich verstehen."
Ausschnitt aus Das weiße Band (2009) von Michael Haneke.
Hanekes Film wurde ein Welterfolg, der Maria Dragus bis nach Cannes mitriss, wo Das weiße Band eine goldene Palme gewann. "Das war schon verrückt, über den roten Teppich zu spazieren. Während der Vorführung konnte ich gar nicht verstehen, dass ich das auf der Leinwand war. Aber nachdem ich die Qualität von Hanekes Arbeit gesehen hatte, habe ich sofort zu meinem Vater gesagt: Ich habe mich entschieden, ich will jetzt nur noch das machen. Ich will Schauspielerin werden." Mit 15 Jahren hatte sie dann den Deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin in der Tasche und spielte in dem RAF-Drama Wer wenn nicht wir (2011) die Schwester von Gudrun Ensslin. Auch dieser Film löste bei der Berlinale mehr als nur eine Diskussion aus. Es folgte Tue-moi (Töte mich, 2012) von Emily Atef, der teilweise in Marseille gedreht wurde.
Mittlerweile will sich das Wunderkind aber verändern und die nächsten Stufen erklimmen. Da sie bald 20 Jahre alt werde, wolle sie keine Kleinemädchenrollen mehr spielen: "Es ist Zeit, dass ich zu anderem übergehe. Im Moment spiele ich in einem Dreiteiler des ZDF mit, in dem es um die Geschichte zwischen Ost und West geht. Endlich kann ich mal eine Erwachsene spielen!" Aber auch ein Genre-Wechsel würde Dragus gefallen, warum nicht eine Liebesschmonzette? "Ach, das wäre super! Aber natürlich in Paris, denn ich liebe diese Stadt. Aber dafür müsste ich natürlich mein Französisch verbessern." Die Ansage ist gemacht.
Dieser Artikel wurde erstmals im Februar 2014 im Berlinale Blog des Goethe-Instituts Frankreich veröffentlicht. Alle Rechte liegen bei Sébastien Vannier und dem Goethe-Institut Frankreich.
CAFÉBABEL BERLIN BEI DER 64. BERLINALE
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Translated from Maria Dragus: petit prodige deviendra grande