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Brotlose Kunst: Ohne Arbeit, dann das Vergnügen

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Katha Kloss

Lifestyle

Einstellungssache? Die Arbeitslosigkeit hat sich nicht nur in all unsere Alltäglichkeiten geschlichen, sie ist auch zunehmend ein zentrales Thema, mit dem sich Künstler, Designer und Kreative aller Art auseinandersetzen. Die Weltarbeitsunion warnte gestern vor sozialen Unruhen in Europa, nachdem die neuesten Arbeitslosenzahlen für April veröffentlicht wurden - mit 19,38 Millionen haben wir in der Eurozone mal wieder ein neues Rekordhoch erreicht. Der französische Bomeur jedoch schreibt Nicht-Motivationsschreiben in dänischen Schaufenstern auf deutschen Hartz IV-Sesseln. So reagieren Europas junge Kreative auf den Jobmarkt – mit Galgenhumor.

Spanien, Wanderlust

„Tres amigos – un destino, cero euros y mucho trabajo“ (Drei Freunde – ein Schicksal, null Euro aber viel Arbeit). So lautet das Credo der Jungs von „Hay que andar“ (Wir müssen los). In ihrem Heimatland passieren gerade unglaubliche Dinge. Auf 11 Festanstellungen als Museumswächter im Madrider Prado bewarben sich kürzlich fast 19.000 Personen. David Correa, Txetxu González und Alejo Rodríguez halten in ihrer Web-Reality-Doku in neun verschiedenen Städten Spaniens Ausschau nach Jobs. Nur wer heutzutage wanderlustig sei, könne die Krise überwinden. 

  (Foto: mit freundlicher Genehmigung ©hayqueandar.com)

Frankreich, nicht-motiviert

Julien Prévieux macht das bereits seit Jahren. „Ich flehe Sie an, bitte stellen Sie mich nicht ein.“ Der Pariser Künstler, Jahrgang 1974, schreibt unverschämt höfliche Nicht-Motivationsschreiben (Lettres de non-motivation) als Antworten auf unverschämte Job-Annoncen für eierlegende Wollmilchsäue, die uns wohl allen schonmal begegnet sind. Das Resultat ist äußerst amüsant; Prévieux selbst beschreibt seine Arbeiten oft als „kontra-produktiv“, als eine neue Strategie des Widerstands. Zu ihm gesellen sich in Frankreich neuerdings auch eine Reihe Blogger wie vivelechomage (es lebe die Arbeitslosigkeit), jechercheuncdi (ich suche eine Festanstellung) oder lebomeur.

  (Foto: (cc)Ivana Vasilj/flickr)

Deutschland, Wohnen in Hartz IV

Zunächst war er selbst arbeitslos. Doch dann bastelte der deutsche Architekt Le Van Bo an einer günstigen Möbelkollektion, so genannten „Do it yourself-Quickies für Menschen mit wenig Geld, Geduld und Zeit“. Ob Berliner Hocker, Neukölln Desk oder SiWo Sofa (Single Wohnung Sofa) – die Hartz IV-Möbel des Mittdreißigers aus Berlin verbindet der Mix aus Design, Eigeninitiative und günstigen Materialien. Mittlerweile gibt’s auch ein Buch zu den Hartz IV-Möbeln und ein Konzept für eine Hartz IV-Wohnung - das kleinste Haus der Welt. Konstruieren statt Konsumieren lautet Van Bos Motto.

  (Foto ©hartzivwohnung.blogspot.fr)

Belgien, Festival der Arbeitslosen

Am 27. und 28. April 2013 wurde im belgischen Städtchen Thionville das erste „Festival der Arbeitslosen“ (Festival du chômage) gefeiert . Belgischer Humor verpflichtet: auf dem Programm der Gruppe Thionville-Philadelphie, die sich aus Prekären zusammensetzt, stand auch die Versteigerung eines Arbeitslosen. Und wann feiern wir paneuropäisch?

  (Foto (cc)hidden shine/flickr)

Dänemark, Lebenslauf im Schaufenster

Komische Idee, die die dänische Werbefirma Reputation da hatte: Sie setzten Bewerber und Jobeinsteiger unter dem Motto 'Ich bin zu schade, um hier nur rumzusitzen' in ein Schaufenster in Kopenhagen. Passanten konnten im Vorbeigehen einen QR-Code einscannen oder das Linkedin-Profil der Bewerber abrufen. Immerhin, die Strategie ging auf: drei 'Schaufensterpuppen auf Jobsuche' fanden innerhalb weniger Tage einen Job.

  (Foto mit freundlicher Genehmigung ©offizielle Reputation Facebook-Seite)

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