Turin im Widerstand: Erinnern und Erneuern
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Carolin VorderstemannTurin zum 70. Jahrestag der Befreiung Italiens von Faschismus und Nationalsozialismus, der am 25. April gefeiert wurde.
Am 18. April hatte eine Gruppe Aktivisten der Vereinigung Terra del Fuoco gegen 6 Uhr morgens symbolisch die ehemalige Kaserne 'La Marmora' in der Via Asti in Turin besetzt. Dabei handelte es sich um die jüngste Aktion dieser Organisation, die sich seit 2001 dafür engagiert, die Menschen in der Region Piemont für das Thema des „kollektiven Erinnerns“ zu sensibilisieren. Und am vergangenen Wochenende wurde in Italien an ein großes Datum erinnert: die 70. Jahre Befreiung vom Faschismus durch den italienischen Widerstand am 25. April 1945.
Die Vereinsmitglieder von Terra del Fuoco organisieren unter anderem Besuche der Konzentrationslager in Polen. Vor allem aus dem Bedürfnis heraus, die Erinnerung wachzuhalten, ist dieses Jahr aber eine starke politische Aktion entstanden: eine ungewöhnliche Besetzung. Denn bei der Vereinigung, die bei den örtlichen Institutionen anerkannt ist, handelt es sich nicht um eine Gruppe erfahrener Besetzer.
Die ehemalige Kaserne La Marmora ist sowohl in Turin als auch in ganz Italien ein Ort von großer symbolischer Bedeutung für den Widerstand. Hier wurden viele Partisanenkämpfer des Antifaschismus interniert, gefoltert und erschossen. Aber es ist nicht nur der Gedanke an die Vergangenheit, der am Anfang dieser Befreiungsaktion der Kaserne stand. Trotz mehrerer Instandhaltungsmaßnahmen wurde sie in den letzten 15 Jahren zum Teil vernachlässigt und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Betrachtet man die beachtlichen Räumlichkeiten, so wird deutlich, dass die Aktivisten mit ihrer Aktion auch die Debatte über die Nutzung öffentlichen Eigentums neu anstoßen wollen. So wurden letzte Woche zahlreiche Veranstaltungen organisiert, um der Widerstandsbewegung zu gedenken, darunter die Vorführung von Diaz - Don't clean up this blood, ein Film zum G8-Gipfel in Genua, in Anwesenheit des Regisseurs Daniele Vicari.
Cafébabel nimmt euch nun mit in die Kaserne La Marmora.
Die Kaserne La Marmora nach den Instandhaltungsmaßnahmen.
Am Eingang erklären Flugblätter den Sinn und Zweck der Aktion. Ziel ist es, die Bewohner des Viertels mit einzubinden.
An der ersten Versammlung haben etwa einhundert Aktivisten und Beführworter teilgenommen.
Die Kaserne La Marmora auf den Hügeln über Turin.
Der Gedenkstein erinnert an die Ermordung zahlreicher Partisanen.
Das erste Mal seit Jahren war die Kaserne wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Kaserne war ausschließlich symbolisch anlässlich einiger nationaler Feierlichkeiten geöffnet, wie z.B. zum 150. Jahrestag der Gründung des italienischen Nationalstaates.
Während die unmittelbar sichtbaren Bereiche in Stand gehalten wurden, sind anderswo noch Restaurierungsmaßnahmen notwendig.
Die Fassade der Kaserne in der Via Asti.
Translated from [FOTO] Torino resiste: una storia di Liberazione