Smartphone-Junkies oder: “Goodbye, education!”
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Franziska BxNimmt die Technologie immer mehr Platz in unserem Leben ein? Verbringen wir unsere Zeit nur noch mit unserem virtuellen Avatar? Das sind einige Probleme unserer Zeit, die sich immer dann stellen, wenn wir es nicht schaffen, Prioritäten zwischen der immateriellen Welt des Internets und der uns umgebenden Wirklichkeit zu setzen.
Vielleicht liegt die Lösung unserer Probleme darin, das Smartphone mal beiseite zu legen und die Gesellschaft der Anderen zu genießen.
Neulich überraschte mich das öffentlich-rechtliche spanische Fernsehen in angenehmer Weise mit einem Schmuckstück der Filmindustrie: „Good bye, Lenin!“ Dabei überkam mich auch eine Nostalgiewelle, die mich die Gesellschaft, in der wir heute leben, überdenken ließ. Klar - wir befinden uns nicht im Jahre 1989. Das hier ist nicht die DDR. Die Mauer steht nicht kurz vor dem Fall. Und wir leben auch nicht in einem sozialistischen Land.
Eine Woche lang ohne Handy, ohne Internet. Nur ihr und die Welt.
Wir schreiben das Jahr 2013, in Spanien. Die Wirtschaftskrise ist in aller Munde. Wir leben in einem kapitalistischen Land voller Korruption - und einer verwöhnten Jugend. Seid ehrlich! Wie viele unter euch könnten eine Woche lang so leben wie im Jahr 1989? Ohne Handy, ohne Internet. Nur ihr und die Welt. Dieselbe Frage habe ich auch auf meine Facebook-Pinnwand gepostet, nachdem ich den Film gesehen hatte. Das Ergebnis war völlig zufriedenstellend. Zufriedenstellend im Hinblick auf meinen ersten Verdacht: fast niemand wäre dazu imstande.
Ich gehöre zur Generation der 1980er Jahre. Wir wurden vor der Verbreitung der digitalen Technologie geboren, gingen noch im alten Schulsystem zur Schule, aßen unser Sandwich vor dem Fernseher, der damals nur zwei verschiedene Sender hatte, bekamen die Kleider der älteren Geschwister, hatten keine Spielkonsole. Und wir wussten: Wenn kein Geld für etwas ausgegeben werden konnte, ging das nicht und damit basta! Kurzum, ich gehöre zu der Generation, die die Erziehung und die Werte vermittelt bekommen hat, die uns unsere Eltern mit so viel Geschick und Aufmerksamkeit eingeschärft haben und die sich heute anscheinend wie durch Zauberhand in Luft aufgelöst haben. Was ist mit all den Menschen meiner Generation passiert? Genau wie die Heroinsüchtigen, die es in meiner Heimatstadt gab, als ich klein war, sind auch sie süchtig: Sie sind Smartphone-Junkies.
Abwesenheit statt Anwesenheit, Schrift statt Sprache, Video statt Wort
Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem Abwesenheit statt Anwesenheit überwiegt, Schrift statt Sprache, Video statt Wort. In einer Gesellschaft in der Krise, in der es das Normalste der Welt ist, den letzten Schrei in Sachen Handy zu besitzen, gilt derjenige als Exot, der nicht das allerneuste Handy hat. Wenn ich kein Smartphone habe, liegt das vielleicht daran, dass ich arbeitslos bin oder nicht genug Geld verdiene, um mir eins leisten zu können. Oder vielleicht auch einfach nur daran, weil ich nicht mit Augen, Nase und Fingern ständig an einem Stück Plastik kleben will um Entzugserscheinungen zu haben, wenn mein Akku aus ist oder ich es mal zu Hause vergessen habe.
"Ich will nicht mit Augen, Nase und Fingern ständig an einem Stück Plastik kleben"
Die Technologie-Junkies von heute ziehen die Abwesenheit der Anwesenheit vor. Sogar, wenn sie sich mit jemandem auf ein Bier verabredet haben. Ankommen, hinsetzen, Handy demonstrativ auf dem Tisch liegen lassen und alle paar Sekunden Nachrichten über WhatsApp verschicken. Sie vergessen, ein Gespräch auf herkömmliche Art und Weise zu führen – Wisst ihr überhaupt noch, was das ist? – und ignorieren oder vernachlässigen die Person, die sie vor sich haben, der man zudem noch einige Minuten seiner kostbaren Zeit gewährt. Warum? Weil sie lieber mit jemandem „sprechen“, der momentan nicht da ist. Warum? Das wissen sie selbst nicht. Und die Erziehung? Kennen sie auch nicht. Die ist zusammen mit ihrer Verabredung verschwunden.
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Schreiben geht bei ihnen auch vor Sprechen. Aber man schreibt keine langen Briefe an Freunde, Familienangehörige oder die/den Liebste(n), sondern man schreibt – und das noch nicht mal grammatikalisch korrekt – über WhatsApp oder Facebook. Das Schreiben gehört auch zu den Werten, die verschwunden sind. Erinnert ihr euch an den Aufwand, den eure Eltern und Lehrer um die Rechtschreibregeln betrieben haben? An die Diktate voller schwieriger Wörter Freitagmorgens in der Schule? Wozu all der Aufwand, wenn wir diese Regeln nicht tagtäglich anwenden? Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem, wie Nietzsche sagte, ein „Wertewandel“ stattgefunden hat. Ein Punkt, an dem das Falsche zur akzeptierten Norm wird und das Richtige abgelehnt wird.
Wichtig ist die Kommunikation zwischen Menschen, ein „analoges“ Mund-Ohr-Gespräch
Und natürlich geht das Video dem gesprochenen Wort noch vor. Wenn sich eine Gruppe von Freunden trifft, gibt es unweigerlich jemanden (wenn nicht sogar alle), der sein teuerstes und modernstes Handy herausholt und das neueste und meistgesehene Video im Internet zeigt. Wisst ihr eigentlich noch, was es bedeutet, ein Gespräch über ein beliebiges Thema zu führen, über Themen, die die jungen Menschen heute beschäftigen? Über die Wirtschaftslage in Europa zum Beispiel oder darüber, ob Pommes besser mit Ketchup oder Mayo schmecken? Das Thema ist völlig egal. Wichtig ist die Kommunikation zwischen Menschen, ein „analoges“ Mund-Ohr-Gespräch, keine „digitales“ Finger-Telefon-Gespräch.
Natürlich gibt es heute Technologien, die uns das Leben leichter machen. Aber das Problem besteht darin, dass sie nicht maßvoll genutzt werden, woraus wiederum ein Suchtphänomen entsteht. Aus diesem Grund sehne ich mich nach den 1980ern und 1990ern Jahren zurück, nach dem einfachen Leben, das wir damals führten - ohne Technologie. Ein Leben mit Werten, die echte soziale Beziehungen hoch hielten, da die Menschen eine gute Bildung und Erziehung hatten und es etwas Positives war, dies auch zu zeigen. Das ist jedoch verloren gegangen. Für immer? Frag doch einen Freund per WhatsApp und sieh, was er dazu meint!
Foto: (cc)Brokenmouse/Flickr. Video: (cc)Notodofilmfest/YouTube.
Translated from Adictos a la tecnología: “Goodbye, education!”