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Reisebüro Europa

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Politik

Das Austauschprogramm „Erasmus“ zählt zu den Erfolgen Europas. Nach zwanzig Jahren ist das Auslandsjahr zu einem Symbol für das europäische Studentenleben geworden.

„Erasmus symbolisiert das, was Europa am Besten macht. Ein konkretes Europa, ein Europa der Ergebnisse.“ Mit lobenden Worten beschreibt José Manuel Barroso das europäische Studienprogramm, das in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert. Im Jahr 1987 ließen sich nur 3000 Pioniere auf das Wagnis ein, ins Ausland zu gehen, um dort ein oder zwei Semester zu studieren. Mittlerweile entscheiden sich jährlich etwa 150 000 junge Menschen, zu einer anderen Universität aufzubrechen. Innerhalb von 20 Jahren haben eineinhalb Millionen Auslandsstudenten Spuren auf den Sitzbänken europäischer Unis hinterlassen.

Europas Gegenwart und Zukunft

Mitte der achtziger Jahre baut Europa auf Industrie, Handel und freien Austausch, schafft es aber nicht, sich den Bürgern zu nähern. Das Europagefühl stagniert. Wie nur soll man ebendieses Gefühl fördern, besonders unter den Jungen? Sie sind in der Union geboren, in ihrem Schoß aufgewachsen. – Sie sind Zukunft und die Gegenwart Europas. Die einfache Antwort lautet: Bildung.Was sonst?

Der Vorschlag für ein Erasmus-Projekt kommt in der Mitte der Achtziger zuerst vom Europäischen Studentenforum AEGEE, das damals vom 27jährigen Franck Biancheri geleitet wird. Der französische Präsident François Mitterrand ist überzeugt und wirbt bei den europäischen Institutionen für die Idee. Einige Monate später erblickt das universitäre Austauschprogramm unter dem Namen Erasmus das Licht der Welt.

Etwas mehr als 217 000 französische Studenten nahmen in den letzten zwanzig Jahren am Erasmus-Austausch teil, dicht gefolgt von den Deutschen (216 000) und den Spaniern (191 000). Das beliebteste Ziel der Kandidaten bleibt Spanien, das im Schnitt fast 25 000 Studenten jährlich empfängt.

Ihr Klima macht die iberischen Halbinsel wahrscheinlich ebenso beliebt wie ihr Nachtleben, bekannt durch Cédric Klapschis Film „L’Auberge Espagnole – Barcelona für ein Jahr“. Die Abenteuer einer Gruppe ausländischer Stundenten in Barcelona, von denen der Film erzählt, haben den Erasmus-Aufenthalt zum Symbol für das unbeschwerte und kosmopolitische Studentenleben erhoben. Manche Länder, wie Großbritannien, die Niederlande oder Irland sind dagegen weniger beliebt.

Weltweiter Erasmusaustausch

Im Jahr 2004 wird Erasmus durch seinen kleinen Bruder Erasmus Mundus noch internationaler. Das Prinzip: Hochqualifizierte europäische Studenten studieren auf einem anderen Kontinent und ebenso viele Studenten aus aller Welt kommen nach Europa. Etwa hundert europäische Masterstudiengänge haben bereits das Etikett „Erasmus Mundus“ erhalten. Weltweit soll so die EU als exzellenter Studienort bekannt werden, in Einklang mit dem Strategieplan von Lissabon, der vorsieht, die Union „bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wissenswirtschaftsraum der Welt“ zu machen.

Mit der Gliederung in Bachelor-, Master- und Doktorstudium hat das Erasmus-Programm die Angleichung der europäischen Universitätsabschlüsse ebenso gefördert wie durch die berühmten und überall anerkannten ECTS-Credits. Zumindest theoretisch muss ein ehemaliger Erasmusstudent sich nun nicht mehr damit herumschlagen, die Noten und Scheine aus dem Auslandstudium an seiner Heimatuniversität anerkennen zu lassen. In einigen Jahren sollen 45 Staaten dem System angehören, um den studentischen Austausch zu fördern.

Außerdem gilt die Auslandserfahrung oft als ein Trumpf für das kommende Berufsleben. Nach einer Studie der Europäischen Union schätzen 60 Prozent der ehemaligen Erasmus-Studenten, dass ihr Auslandsaufenthalt ihnen einen Vorteil bei ihrer ersten Einstellung verschafft hat, dank der erworbenen Sprachkenntnisse und der gewonnenen mentalen Offenheit. An einigen französischen Elitehochschulen wie Science Po oder den Écoles d’ingénieurs ist ein Auslandsaufenthalt sogar verpflichtender Teil des Studiums.

Relativer Erfolg

Der tatsächliche Erfolg des Programms muss jedoch relativiert werden. Insgesamt nimmt nur ein Prozent aller Studenten an Erasmus teil. In den Jahren 2000 bis 2006 wurden 930 Millionen Euro für das Programm aufgewandt, bei einem Stipendiengeld von 150 Euro pro Monat und Student. Dieser Betrag ist seit 1993 nicht erhöht worden, er trägt weder den gestiegenen Lebenskosten noch den hohen Mieten in den Gastländern Rechnung.

Ein weiterer Nachteil: Das Stipendium ist für alle gleich und richtetet sich nicht nach dem Land, in das sich der Erasmus-Student begibt. Der Unterschied zwischen Bukarest und Oslo ist jedoch beträchtlich. So erklärte Ján Figel, Europäischer Kommissar für allgemeine und berufliche Bildung, Kultur und Jugend, im vergangenen Dezember, „dass die Erasmus-Stipendien zu schwach sind, um Studenten aus finanziell weniger begünstigten Milieus die Teilnahme am Programm zu ermöglichen.“

Die europäischen Institutionen haben daher beschlossen, zwischen 2007 und 2012 eineinhalb Millionen Studenten zu einem Erasmusaufenthalt zu bewegen – so viel wie in den gesamten 20 Jahren zuvor. 3,1 Milliarden Euro sind hierfür freigegeben worden. Doch Bildung ist nach wie vor nicht die Priorität der Europäischen Union. 40 Prozent ihrer Ressourcen, der größte Teil des Budgets, werden immer noch für die Landwirtschaft aufgewandt.

Translated from Erasmus : besoin d'une hormone de croissance ?