Rausgewulfft: Christian Wulff zurückgetreten
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In Deutschland ist mal wieder der Job des Bundespräsidenten frei: Christian Wulff gab nach der Korruptionsaffäre heute morgen seinen Rücktritt bekannt.
Im Ausland hatte man nicht mal Zeit, sich seinen Namen zu merken. Bundespräsident Christian Wulff? Aha, nie gehört oder sicher gleich vergessen.
Salamitaktik: Die Kunst des ‘Wulffens’
Wulffs Amtszeit war die kürzeste in der Geschichte der Bundesrepublik, keine zwanzig Monate. Sie hätte eigentlich noch kürzer sein müssen. Seit Dezember 2011 schwelt die „Causa Wulff“. Sie hat hässliche Facetten, die nicht recht passen wollen zum Präsidenten einer Demokratie: Dubiose Privatkredite, Urlaub mit der Wirtschaftsprominenz, schließlich, als Paukenschlag, ein Anruf des Präsidenten beim Chefredakteur der BILD-Zeitung.
Die Demokratie aber hat zurückgeschlagen. In Gestalt der Medien, die keine Hetzjagd veranstalteten, sondern ihre Arbeit taten: Den Mächtigen auf die Finger schauen. Und in Gestalt der dritten Gewalt, der Judikative. Ab heute ermitteln Staatsanwälte gegen den Privatmann Wulff. Der Verdacht lautet auf Vorteilsgewährung, zu Deutsch: Bestechlichkeit.
Was bleibt von Wulff? Erstens die Erkenntnis: Wer sich den – berechtigten – Luxus eines politisch unabhängigen Staatsoberhaupts gönnt, sollte die Kandidaten dafür nicht aus den Parteisümpfen fischen. Zweitens die Beruhigung: Auf den Rechtsstaat und die Medien ist Verlass, wenn diese Sümpfe allzu bedenklich brodeln. Und schließlich: Der deutsche Wortschatz ist um ein Verb reicher. Wer „wulfft“, bewegt sich irgendwo im Graubereich zwischen Lüge und Wahrheit. Und er faselt, so die zweite Bedeutung des Wortes, gern und ausführlich auf Anrufbeantworter. Thank you, Mr. President.
Foto: (cc)madmonk111/flickr