Die Georgier in Straßburg mobilisieren sich
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Von Babelstrasbourg, 13. August 2008 Von Lucie Dupin und Gabriela Kukuckova Übersetzung : Séverine Guthier
Ossetien liegt in einer Bergregion, die auch von Georgiern bewohnt wird. Als 1992 die Sowjetunion zerfiel, sagte sich Georgien von Russland los und südossetische Separatisten erklärten ihre Unabhängigkeit, wobei sie den Wunsch äußerten, sich der Russischen Förderation anzuschließen.
Von da an kam es immer wieder zu Spannungen und Konflikten. Die Situation eskalierte, als am 7. August vermutlich in der ossetischen Region zwei georgische Soldaten getötet und drei schwer verletzt wurden. Bislang gibt es keine unabhängigen Berichterstattungen zu den Vorfällen. Die Georgier reagierten prompt mit umfangreichen Luft- und Bodenangriffen, sie möchten die „Einheit des Landes wahren“.
Am 8. August mischte sich Russland in den Konflikt mit ein. Premier Minister Vladimir Putin kündigte einen Gegenschlag gegen Georgien an, das die Kampfhandlung de facto begonnen hat. Der russische Präsident Dimitri Medvedev hat seinerseits verlauten lassen, dass sein Land den Mord an seinen Landsleuten in Südossetien nicht ungestraft lassen wird. So hat Russland Panzer nach Südossetien geschickt, um den Separatisten Rückhalt zu geben. Auch die russische Luftflotte hat sich bereits eingeschaltet und mehrere Luftangriffe außerhalb der ossetischen Region gestartet. Georgien wiederum beschuldigt Russland, in sein Staatsgebiet eingedrungen zu sein und einen strategischen Oleodukt anzuvisieren, der Asien mit Europa verbinden soll. Am 12. August erhielten die Russen die Anweisung, sich aus dem südossetischen Gebiet zurück zu ziehen. Im Rahmen des Besuchs des EU-Präsidenten Nicola Sarkozy im Krisengebiet, konnte ein Friedensplan ausgehandelt werden, den beide Parteien akzeptierten. Unterdessen bleibt die Situation aber angespannt. Die Gegner drohen weiterhin gegenseitig, die Kampfhandlungen fortzuführen. In diesem Zusammenhang traf Cafe Babel Strasbourg einige georgischen Demonstranten, die seit den ersten Angriffen aktiv geworden sind.
Seit dem Beginn des Konflikts bekunden Georgier aus Straßburg und der Region Elsass ihre Unterstützung für ihr Land vor dem Europarat. Plakate, Flugblätter und Sprecher der Bewegung signalisieren, dass die Georgier in Frankreich bereit sind, für ihre Sache zu kämpfen. Dies bekräftigte eine junge Georgierin voller Enthusiasmus. Sie vertritt die pazifistische Absicht der Versammlung vor dem Konsulat in Straßburg, im Herzen Europas. Der Demonstration haben sich in kürzester Zeit über 60 Georgier angeschlossen. Auch georgische Sympathisanten mischten sich unter die Gymnasiasten, Studenten und Arbeiter georgischer Herkunft, in Gedenken an die zurückgebliebenen Familien und an die, die noch vor den Auseinandersetzungen dorthin in Urlaub gefahren sind. Die Besetzungsaktionen öffentlicher Plätze zielen darauf ab, die Passanten für das zu sensibilisieren, was bei diesem Konflikt auf dem Spiel steht. Während einige schriftliche Erklärungen zur gegenwärtigen Situation verteilen, schwenken andere große rot-weiße Plakate. Einige schüchterne Huplaute der Zustimmung ertönen von der Straße her, die am Europaviertel entlangführt. Seitens der Mitglieder des georgischen Konsulats scheint die Unterstützung stärker ausgeprägt zu sein. Die jungen Demonstranten bestätigen, dass man regelmäßig zu ihnen käme, um die neuesten Nachrichten zu überbringen. Die neuste Nachricht zu diesem Zeitpunkt: ein Friedensplan, der von der EU unterstützt wird. Diese Nachricht kann die jungen Anführer der Demonstration aber nicht täuschen. Dies lässt sie nicht sofort ihre Zelte wieder abbrechen. Im Gegenteil, sie sind bereit weiterhin in den Straßen Straßburgs präsent zu sein solange bis sich die Situation tatsächlich beruhigt und die Auseinandersetzungen ein friedliches Ende gefunden haben werden.