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Café Label im Juni

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Emanzipierte Briten, Indie-Pop aus Österreich und Kölsche Kerle, die sich musikalisch in London behaupten: die Musikagenda für den Sommeranfang.

Gavin Rossdale - Wanderlust

©gavinrossdale.com

Die Medien machen es ihm nicht leicht. Der gebürtige Brite Gavin Rossdale wird immer nur als ©Interscope/UniversalEx-Frontmann von Bush oder aber aufgrund seiner Ehe mit der Ex-No-Doubt-Frontrau als „Mr. Stefani“ wahrgenommen. Mit seinem ersten Solo-Album Wanderlust dürften diese Unterschätzungen nun hoffentlich bald der Vergangenheit angehören. Man hört auch hier deutlich seine Wurzeln heraus, doch die Musik klingt bei weitem weniger ungestüm, sondern melodiöser und sanfter. Vielleicht haben ihn auch seine Erfahrungen als Vater geprägt, ganz nach dem Motto: 'Die wilden Jahre sind vorbei'. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wanderlust ist weit davon entfernt, Kuschelrock zu sein. Gavin Rossdale scheint endlich bei sich selbst angekommen zu sein. Und - no doubt - das dürfte sowohl seine alten Fans als auch neue Zuhörer erfreuen, die vielleicht gar nichts von seinen Altlasten wissen.

VÖ: 04.07.2008 Label:Interscope/Universal

Francis International Airport - We are Jealous, We are Glass

©Erik Norden

Ein junges Quintett aus einem niederösterreichischen Kuhkaff spielt Indie-Pop, welcher eigentlich in

einer Seitengasse von Brooklyn zu verorten wäre. Ihre Melange von Death Cab For Cutie, Band Of Horses, The Shins aber auch The Cure lassen die Herzen von Indie- Connaisseuren höher schlagen. Jetzt präsentieren die fünf Bandmitglieder Anfang 20 ihr Debut-Album. We Are Jealous, We Are Glass ist Musik gegen Alltagstristesse, Konsumwahn und den Zwang, immer cool und gestylt sein zu müssen. Stattdessen geht es um das gute Gefühl, auf einem Berg hoch über der Stadt zu sehen, Luft zu holen und mit einer Flasche Wein über das Leben, die Leidenschaft und die großen Träume zu sinnieren. In Österreich und überall.

Label: Siluh Records

The Rain - Involver

by ©Jackie Hardt (2008)

Diese deutsche Band macht Nägel mit Köpfen. So zog sie anlässlich ihres britischen Album-Release kurzerhand ein Jahr lang nach London. The Rain spielten allein dort mehr als vierzig Gigs auf ihrer Tour durch England, Schottland und Wales. Das Medien-Echo auf ihre erste Single-Auskopplung war beachtlich und auch in Deutschland zollte man den Kölnern großen Respekt. Big Lie - als Warm-up-Single geplant - lief im Radio rauf und runter. Das Video mit Eva Herzigova sorgte für Aufsehen. Live tourten sie bereits mit der US-Band The Films durchs Land und gewannen treue Fans, die sich das Debut-Album Involver schon mal aus England bestellten. Ihrem vielschichtigen Stil, mit Wurzeln in Brit-Pop, Grunge und Alternative, muss man hohe Eigenständigkeit attestieren: Er spricht sowohl den tanzwilligen Party-Gänger als auch den nach Tiefe suchenden Individualisten an. Frontmann Lorenz Theuer singt mal energisch, mal dramatisch - aber stets einfühlsam. Musikliebhaber in Deutschland können sich freuen, denn nach der dortigen CD-Veröffentlichung ist eine Minitour geplant. Alle anderen europäischen Indie-Fans müssen sich noch etwas gedulden und sich so lange mit den Videos aus dem Internet trösten.

VÖ: 20.06.08 Label: Manta Ray/Groove Attack

Alexander Marcus - Electrolore

"Unfassbar" - das ist der Kommentar, der am meisten zu hören ist, wenn man auf einem Konzert von Alexander Marcus den Leuten lauscht. Der ehemalige House-Produzent ist mit seinem kuriosen, deutschsprachigen Mix aus Schlager, Folkore und Electronic-Beats mittlerweile zum absoluten Star auf Youtube avanciert. Man weiß nicht, ob er es tatsächlich ernst meint, wenn er mit rosa Polohemd, Pilotenbrille und Achtziger-Jahre Schmalzfrisur zusammen mit seinem Maskottchen - einem Globus namens "Globi" - auf die Bühne tritt. Es tut sich der Verdacht auf, dass die Kunstfigur Alexander Marcus uns allen nur einen riesengroßen rosa Bären aufbindet. Denn nur so ließe es sich erklären, dass er sich weder durch die nicht selten aufkommenden Buhrufe noch durch die nicht zu knappe Häme aus der Ruhe bringen lässt. Er weiß, dass er trotz aller Angriffsfläche, die er bietet, mit steigenden Fanzahlen rechnen kann. Und dass er es in Zeiten von legalen und illegalen Musikdownloads vielleicht sogar schaffen wird, seine soeben erschienene CD zu einem Bestseller zu machen. Wenn das nicht klappen sollte, bleibt immer noch die Karriere auf Mallorca, denn zu Zeilen wie „Papaya, Papaya, Coconut, Banana“ kann man auch jenseits von 4 Promille noch mitgröhlen.

Label: Kontor/edel

Weezer - Weezer

©myspace.com/weezer

Weezer, die Urväter des College-Rock, sind mit ihrem sechsten Studioalbum zurück. Und nicht nur, weil ©Universalsie sämtlichen aktuellen Bands als großes Vorbild dienen, sondern weil auch noch Generationen nach ihnen ihren großen Hit "Buddy Holly" summen werden, haben sie sich trotz ihrer amerikanischen Nationalität einen Ehrenplatz in der Europa-Musikagenda wahrlich verdient. Drei Jahre sind seit der Veröffentlichung ihrer letzten LP vergangen. Und schon ein erstes Anhören der neuen Platte genügt, um zu erkennen, dass Weezer dieses Mal mit deutlich mehr Experimentierfreude bei der Sache sind. Beeinflusst wurde die Band während der Arbeit am neuen Album von so unterschiedlichen Genres wie Metal aus den Neunzigern, den Beatles und den Beach Boys. Wie man sieht: Weezer gehen nach wie vor ihren eigenen Weg - und der führt sie hoffentlich bald durch Europas Konzertsäle.

VÖ: 06.06.2008 Label: Geffen/Universal