Blog action day: „My city my river“: Die Wiederentdeckung der Donau
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Die Österreicher hatten schon immer ein besonderes Verhältnis zur Donau. Manche erinnern sich nostalgisch an die Zeiten als die österreichisch- ungarische Monarchie viele der Donaustaaten beherrschte, was ihr den Beinahmen „Donaumonarchie“ und den Donauwalzer als inoffizielle Hymne einbrachte.
Später wandelte sich die Donau zum Grenzfluß und die Länder auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs verwendeten den Strom zum gleichen Zweck wie ihre Wachtürme und Stacheldrahtzäune. Jetzt, mehr als zwanzig Jahre nach 1989, hat die Donau ihre strategische Position in der Mitte Europas wieder eingenommen. Die EU diskutiert derzeit eine Strategie für den Donauraum als Makro Region um die Anrainerstaaten zusammen zu bringen und gemeinsam sogenannte „Flagschiff“ Projekte auf den Gebieten des Hochwasserschutzes, und der ökonomischen und kulturellen Zusammen zu realisieren. Eine Konferenz im April 2010 in Wien konzentrierte sich vor allem auf den Bereich Transport, Energie und Umweltschutz.
Einige dieser Punkt, besonders die kulturelle Dimension, wurden auch im Rahmen einer kürzlich eröffneten Ausstellung und einer damit einhergehenden Diskussionsrunde erläutert, die von dem österreichischen EU Abgeordneten Hannes Swoboda und dem Forum Weltoffen organisiert wurden. Unter dem Titel „“Die Donau - (K)Ein langer, ruhiger Fluß“ wurde die Region als facettenreicher Raum mit einer konfliktreichen Geschichte aber auch mit dem Potential zur Kooperation dargestellt. Immerhin fließt die Donau durch 10 Länder mit vielfältigen Kulturen. Die Ausstellung zeigte Fotos und andere Kunstwerke (z.B. Skulpturen) von Künstlern aus der Region und wirft ein Schlaglicht auf den größeren Donauraum, der auch Istanbul und das schwarze Meer umfaßt. Diese „Wiederentdeckung“ der Donau in den letzten Jahren hat besondere Bedeutung für Wien. Für lange Zeit waren die wichtigen Bezirke Wiens die im Zentrum während die Gebiete auf der anderen Seite der Donau, das sogenannte „Transdanubien“ weitgehend ignoriert wurde. Dies änderte sich mit der Errichtung einer künstlichen Insel zum Hochwasserschutz, die im Jahr 1988 fertiggestellt wurde. Die sogenannte „Donauinsel“, zuerst von einigen mit dem typisch wienerischen Mißtrauen betrachtet, erwies sich nicht nur als effektive Hochwasserbarriere sondern auch als wirklich populäres Hochwassergebiet mit Raum zum Radfahren, Schwimmen und sogar zum Nacktbaden. Auch ein Schulschiff hat zur Versorgung der Region mit Bildung an die Insel angedockt. Am beliebtesten ist jedoch das alljährliche Donauinselfest das 2010 3 Millionen Besucher anlockte. Zahlreiche Bands können gratis gehört werden. Bezahlt wird der Rummel von der Sozialdemokratischen Partei.
In der Umgebung der Insel ist in den letzten dreißig Jahren ein neuer Stadtteil aus modernen Gebäuden und Hochhäusern entstanden der prompt den Spitznamen „little Manhattan“ bekam. Gerade begannen die Arbeiten an dem neuesten Gebäude, dem DC Tower 1, der auch das höchste Gebäude Wiens werden soll. Die Stadtplaner sehen außerdem weitere Bauvorhaben in der Gegend vor – der Ausbau des Stadtteils soll ca. 2012 abgeschlossen sein.
Der Einfluß der Donau auf das Wiener Leben ist daher vielfältig: politisch, kulturell, wirtschaftlich und sozial. Kürzlich fand anläßlich des Donautages (29. Juni) sogar ein Flashmob mit Donauwalzer Tänzern statt. Die Stadt selbst wird seit ihrem Bestehen von der Donau geformt – in der Vergangenheit durch Hochwasser und in der Gegenwart durch Stadtentwicklungsprojekte – ein Trend der sicher auch in der Zukunft seine Fortsetzung finden wird.