Wie die USA Bittsteller wurden
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juliane rohloffNach der Katrina-Katastrophe baten die Vereinigten Staaten das erste Mal in der neueren Geschichte andere Länder um humanitäre Hilfe. Die Attitüde der Großmacht wird sich andern.
Sei es, weil sich George Bush der internen Kritik beugen musste, weil die Situation in New Orleans verzweifelt ist oder auch weil die US-Administration auf die enorme Aufgabe der Notversorgung der Bevölkerung nicht vorbereitet ist - die USA haben eine ungewöhnliche Entscheidung getroffen: Sie haben sich an EU und NATO gewandt und sie um 500000 Essensrationen, tausende Decken, Schiffe mit Trinkwasser sowie Medikamente gebeten. Eine Unterstützung, die die EU mit Hilfe des Katastrophenschutzmechanismus der Gemeinschaft kanalisiert. Außerdem gab die EU Erdöl aus ihren strategischen Reserven frei, um den Ölpreis zu drücken, und selbst Venezuala trug eine Million Barrel bei.
Unverständliches Paradox
Vor nur neun Monaten waren wir alle dabei zu helfen, die Auswirkungen des Tsunamis zu lindern, in einer Region der Welt, die traditionell unter Armut leidet ist. An dieser Stelle darf daran erinnert werden, dass gerade in diesem Moment die USA etwas geizig mit ihrem Beitrag waren. Aber auch die Reichen weinen Tränen. Nun, da die Naturkatastrophe das mächtigste Land der Welt getroffen hat, tritt der gewisse Mangel an Voraussicht seitens des amerikanischen Giganten zu Tage, den dieses Mal kein Erdbeben aus dem Nichts überrascht hat, sondern ein Hurrikan, dessen Kommen schon Wochen vorher bekannt gewesen war.
Zu diesen Eigentümlichkeiten kommen weitere hinzu. Der "schlanke Staat", den die Bush-Administration auf jedem Flecken dieses Planeten durchzusetzen sucht, war scheinbar nicht in der Lage, sich zu organisieren und so die Auswirkungen dieser Katastrophe abzuwenden oder später zu lindern - eine Katastrophe, die täglich Bilder produziert, die an die Dritte Welt erinnern und das Bild des Landes gerade in jener Dritten Welt in Verruf bringen. Außerdem bezeichnen die US-Amerikaner ihr Land gerne als Schmelztiegel der Kulturen, doch zeigte sich überdeutlich die große soziale Kluft angesichts der Unruhen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Lizenz zum polizeilichen Todesschuss als Reaktion auf das Chaos.
Europa ist bereit zu helfen
Bush muss es schwer gefallen sein, um Hilfe zu bitten. Mit dieser Geste, die ihm vor seinen eigenen Mitbürgern zur Ehre gereicht, akzeptiert er taktisch, dass ein vereinigtes Europa dafür da ist, den USA zu helfen. Viele mögen Parallelen ziehen zwischen den Schwierigkeiten, diese Krise allein zu handhaben und der bestehenden Unordnung bei Abenteuern wie im Irak. Bush wird von nun an kaum noch Lektionen erteilen können darüber, wie die Welt präventiv zu gestalten sei, wenn er noch nicht mal die Folgen eines vieler Hurrikane abzuwenden weiß. Europa mag sich auf seinem Weg mit vielen politischen Problemen konfrontiert sehen, aber es hört nicht auf, Garantie- und Rechtsmechanismen für seine Bürger zu etablieren, während in den USA die Freiheiten beschnitten werden und die armselige Kultur des öffentlichen Dienstes offensichtlich ist.
Translated from EE UU pide ayuda humanitaria por primera vez