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Sexeskapaden: Das ausländische Kichern und die Bunkermentalität des Berlusconi

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Politik

Die jüngsten Enthüllungen des süditalienischen Unternehmers Gianpaolo Tarantini bringen Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi weiter in Schwierigkeiten.Die europäische Presse reagiert.

Laut Angaben der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera vom Mittwoch hatte Tarantini in einem Polizeiverhör am 29. Juli ausgesagt, zwischen September 2008 und Januar 2009 für 18 Partys in Privatvillen des Ministerpräsidenten insgesamt 30 junge Frauen rekrutiert zu haben. Einige sollen bis zu 1000 Euro erhalten haben, um die Nacht bei Berlusconi zu verbringen. Die europäische Presse ist entrüstet.

„Einer Sexsucht verfallen“: La Repubblica; Italien

Er soll endlich vor das Parlament treten und von sich berichten, uns berichten.

Seit April stellt die linksliberale italienische Tageszeitung La Repubblica Silvio Berlusconi täglich zehn Fragen zu den Skandalen um seine Person. Nach den jüngsten Enthüllungen über Partys mit bezahlten Frauen fordert die Zeitung, der Regierungschef solle dem Parlament endlich Rede und Antwort stehen: "Sex, Prostitution, krumme Geschäfte und Drogen. In dieses Milieu ist Berlusconi wegen einer ungelösten intimen Fragilität hineingerutscht, die von seiner [Frau] Veronica Lario rechtzeitig angezeigt wurde. Aus diesem Milieu können viele Intrigen und zu viele Erpressungen für den Regierungschef kommen, die er offenkundig längst nicht mehr voraussehen und kontrollieren kann, wie er es in der Vergangenheit getan hat, indem er sich selbst eine ewig währende Strafimmunität gab. […] Die langsame aber unaufhaltsame Aufdeckung des unordentlichen Lebenswandels eines Premiers, der einer Sexsucht verfallen ist, muss ja mit einer öffentlichen Erklärung zu einem Ende kommen, wenn man nicht - mit Berlusconis Ruf - auch die Glaubwürdigkeit der Institutionen in den Abgrund reißen will. [...] Er soll endlich vor das Parlament treten und von sich berichten, uns berichten. Er kann nicht mit dem üblichen Rat davonkommen, man solle keine Zeitungen lesen."

(Artikel vom 10.09.2009)

„Protestkampagne für die Pressefreiheit“: Le Monde; Frankreich

©Giuseppe Nicoloro/flickrItaliens Regierungschef Silvio Berlusconi hat einen Prozess gegen die kritischen Tageszeitungen La Repubblica und L'Unità angestrengt, die über seine angeblichen sexuellen Eskapaden berichtet hatten. Die französische Tageszeitung Le Monde meint: "Berlusconi hat eine neue Phase der 'Spannungsstrategie' mit der Presse eingeläutet. [...] Dieser Kampf könnte für den Regierungschef viel gefährlicher sein, als er denkt. [...] Der Ausgang der Gerichtsverfahren bleibt offen, aber Berlusconi verfügt über eine andere Waffe zur Einschüchterung der Presse: seine eigenen Zeitungen. Eine Tageszeitung seiner eigenen Gruppe, Il Giornale, führte eine Verleumdungskampagne gegen Dino Buffo, den Chefredakteur der katholischen Tageszeitung Avvenire, der so zum Rücktritt gezwungen wurde. [...] Einschüchterung, Druck, Kontrolle: Solche Machenschaften des Ministerpräsidenten [...] haben eine Protestkampagne für die Pressefreiheit hervorgerufen. Bis heute haben etwa 260.000 Personen den Aufruf von La Repubblica unterschrieben, der von drei berühmten Juristen gestartet wurde und 'den Versuch, die freie Presse zum Schweigen zu bringen' verurteilt."

(Artikel vom 09.09.2009)

„Das ausländische Kichern und Bunkermentalität“: The Times; Großbritannien

Was, wenn sich eine ausländische Macht entscheidet, diese geschmacklose Affäre auszunutzen?

Die konservative Tageszeitung The Times sieht drei Gründe, auf Grund derer Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi bald stürzen könnte: "Berlusconi mag den Skandal im Augenblick noch aussitzen. Aber drei Dinge machen ihn verletzlich. Das erste ist der Schaden, den er für Italiens Ansehen im Ausland anrichtet. Das ausländische Kichern und die Schadenfreude über ein Land, das seine Stereotypen zu bestätigen scheint, beschämen die Italiener tief. Zweitens legt er jetzt eine Bunkermentalität an den Tag, die mehr und mehr mit der Realität und dem gesunden politischen Menschenverstand in Konflikt steht. Die Verleumdungsklagen, die Dementi, die wichtigtuerische Zurschaustellung des 'Business as usual' verbergen eine kochende Wut über das Versagen seiner virtuellen Welt der Selbstdarstellung, ihn vor der wirklichen Welt zu beschützen. Drittens gibt es eine unausgesprochene Sorge um Erpressung. Einige der Mädchen sollen aus Osteuropa kommen. Was, wenn sich eine ausländische Macht entscheidet, diese geschmacklose Affäre auszunutzen? Es ist nicht nur die Sorge Roms. Italien ist auch ein wichtiger westlicher Partner in der Nato, auf dem Balkan und in Afghanistan. Die Possen des Ministerpräsidenten betreffen und beunruhigen alle Freunde seines Landes."

(Artikel vom 10.09.2009)

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Translated from 1000 euros for a night with Silvio Berlusconi