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Patrick Monahan, Lachen über Grenzen hinweg

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BrunchGesellschaft

Inmitten seiner Europa-Tour, nimmt der irisch-iranische Bühnenkomiker eine Auszeit um mit cafebabel.com seine humorvollen Einsichten zu teilen.

Manche Menschen wissen bereits in jungen Jahren, dass sie eine Berufung haben. Der eine fühlt sich zur Religion berufen, der andere zur Politik, der dritte zur Wirtschaft. Doch nur einige Wenige fühlen sich zum Entertainer berufen. Patrick Monahan ist einer von ihnen.

Sein Vater ist Ire, seine Mutter Iranerin. Da gewährleisteten schon die Naturgesetze, dass aus Patrick ein kleiner Spaßvogel wurde. „Iren sind für ihre großartige Erzählkunst bekannt“, erzählt er mir. „Und Iraner gestikulieren gerne wild umher. Ich verfüge über beide dieser Eigenschaften.“

Und das tut er in der Tat. Gleich nach Beginn unseres Gesprächs in einem Londoner Café legt Patrick los. Seine Arme nehmen ein Eigenleben an. Ihre heftigen Bewegungen dirigieren seine Worte, ein verbaler Wasserfall ergießt sich. Das Spektakel zieht mich unweigerlich in seinen Bann. Kein Wunder, dass Kritiker seine Bühnenauftritte mit den Kämpfen eines Berufsboxers vergleichen.

Auch seine flammende Rede fasziniert. Als wir kurz seine Jugend in England anschneiden – er kam aus dem Iran nach England als er drei Jahre alt war – richtet Patrick die Konversation auf sein Kindheitsidol: seinen redseligen Vater. „Ich erinnere mich an meinen Vater, wie er auf dem Stuhl saß und einfach ohne Punkt und Komma redete. Er konnte auf jedes Thema Antwort geben und hatte immer für jeden eine Geschichte parat. Durch ihn wurde mir erst bewusst, dass ich Entertainer werden wollte.“

„Ich nehme das Leben weniger ernst“

Der kleine Patrick war inspiriert, aber noch nicht fähig, seiner neu entdeckten Leidenschaft für Komik nachzugehen. „Meine Eltern wollten, dass ich studiere. Meine Mutter wollte, dass ich in die Fußstapfen meiner Geschwister trete und Jura oder Buchhaltung studiere.“ Er seufzt. „Aber später wurde ihr klar, dass ich im Entertainment oder in der Komödie besser aufgehoben bin. Im Grunde genommen wusste sie, dass ich kein Akademiker war und das Leben weniger ernst nahm. Es war auch viel schwieriger, mich vor 10 Uhr aus dem Bett zu kriegen!“

Als Jugendlicher entschloss sich Patrick, sein Glück zu versuchen. Er meldete sich zu einer „Comedy Show“ in London an. Sein allererster Auftritt fand im Purple Turtle statt, an einem der Abende, in der die Bühne Newcomern zur Verfügung steht. „Ich hatte ein paar Witze auf ein Blatt Papier notiert, die ich vorher vorbereitet hatte. Ich erinnere mich, wie ich in den Club ging und neben einem Touristenpaar saß, das keinen blassen Schimmer davon hatte, was vor sich ging.“

Eine Art Verrückter?

Dennoch gelangte er irgendwie auf die Bühne und begrüßte die nichts ahnende Menge mit einem warmen „Hey!“

„Danach fuhr ich in Höchstgeschwindigkeit mit meinem Programm fort. Ich hab’ buchstäblich nicht einmal geatmet in diesen sieben Minuten. Jede Sekunde hab’ ich davon genossen, aber die Zuschauer waren nicht sehr beeindruckt. Ich bin mir sicher, dass die Organisation dachte, ich wäre eine Art Verrückter.“

Damals lernte Patrick, was einen guten Auftritt ausmacht: zeitliche Koordinierung. „Es ist wirklich wichtig, Pausen zwischen den Späßen zu machen, egal wo. Pointen sind ein Mythos. Alles kann eine Pointe sein. Worauf man achten muss, ist, dass man die Aufmerksamkeit der Zuschauer Schritt für Schritt steigert, anhält und am Schluss die entscheidenden Worte preisgibt!“

Komiker werden kann jeder

Weitere Tipps für angehende Komiker fasst er in vier Verben zusammen: erzähle, übertreibe, schaffe neu, berücksichtige. Wenn es dann an die Witze geht, müsse man die Wirklichkeit aufmerksam beobachten. „Theoretisch kann jeder Komiker werden, sogar schlechte Erzähler“, versichert mir Patrick.

Sein Sinn für Humor ist so universell und durchschnittlich wie möglich. Patrick bemerkt, dass der Markt für Komödien „wahrhaft global“ geworden sei. „Der Golfkrieg, Amerikaner, McDonalds – diese Witze ziehen überall.“

Zunächst musste er nicht weit nach einer Quelle für seine Inspiration suchen. Patrick’s gemischte Familie, etwas worauf er sehr stolz ist, hilft ihm entscheidend bei der Behandlung weltpolitischer Scherzfragen. Er gibt uns ein Beispiel: „Als sich die Nachbarn stritten, holten wir die Polizei. Als sich meine Eltern stritten, holten wir die UNO.“

Dann, ernsthafter: „Wenn Menschen auf den 11. September, Irak, Nordirland und all diese anderen Konflikte blicken, hört man sie über diese Ost-West-Kluft reden. Aber ich glaube, wir haben eine gemeinsame Zukunft. Schau mich an! Meine eigene Erziehung ist der beste Beweis dafür, dass wir Brücken schlagen können.“

Lachmuskeln bewegen

Ich frage Patrick, welches Publium er während seiner Europa-Tour angetroffen hat. Er fährt fort, seine Befunde über die ‚verschiedenen Lachmuskeln’ jeder Nation aufzulisten. „Die Deutschen mögen meine körperbetonten Witze, die Kunststücke auf BMX-Rädern und so weiter. Die Franzosen bevorzugen den politischen Humor. Sie sind auch ein sehr höfliches Publikum. Wenn sie einen Witz wiedererkennen, reagieren sie mit einem festen Beifall. Die Engländer sind dagegen oft etwas übergeschnappt, besonders, wenn sie zu viel getrunken haben. Die Griechen verstehen kaum ein Wort Englisch. Deshalb war vieles, was ich machte, Körperkunst.“

Die Vielfalt an Zuschauern bedeutet, dass Patrick immer einen ‚Plan B’ bereit hat, für den Fall, dass sein Wortspiel keine Lacher erntet. „Wenn das passiert, sollte man sofort fortfahren, so als ob es Teil des Plans wäre. Man verlegt einfach die Aufmerksamkeit auf etwas anderes und stellt jemandem im Raum eine Frage, wie zum Beispiel ‚Was hätten sie gemacht in dieser Situation?’“

Dennoch weiß der Komiker nicht, ob dieses Not-Programm in seinem Heimatland Iran Erfolg hätte. „Ich würde sehr gerne dort eine Show machen“, erzählt er mir. „Aber das wäre wahrscheinlich ziemlich schwierig heutzutage. Außerdem würde ich zuerst für zwei Jahre zum Wehrdienst einberufen werden, sobald ich das Land betrete. Trotzdem wäre es ein toller Abschluss, meine letzte Show irgendwo im Iran zu machen!“

Translated from Patrick Monahan, supplying cross border laughs