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Lindsey Davis: 'Ich finde, dass jede Frau ein Diplom besitzen sollte'

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Die preisgekrönte Verfasserin von historischen und komischen Kriminalromanen (58) darüber, "wie die meisten Engländer" zu sein, und ihre originelle Art zu schreiben.

"Meine Verleger in Amerika hatten Angst, dass sich meine früheren, in britischem Englisch geschriebenen Bücher in den Vereinigten Staaten nicht gut verkaufen würden," meint Lindsey Davis, 58, im Foyer des Hotel Forum in Rom. Die Geschichte der italienischen Hauptstadt spielt eine zentrale Rolle in Davis' äußerst erfolgreicher Reihe historisch-komischer Kriminalromane, die im Römischen Reich unter Kaiser Vespasian im ersten Jahrhundert n. Chr. spielen. "Ich würde meine Identität und Stimme als Schriftstellerin verlieren. Wir Briten verlangen doch auch nicht, dass Bücher oder Filme, die in einer amerikanischen Kleinstadt spielen, in britisches Englisch übersetzt werden!"

Davis ist für ihre verbalen Ausfälle bekannt. Die geistreichen Bemerkungen auf ihrer Homepage lösen Kontroversen über die Themen aus, mit denen sie sich als preisgekrönte Schriftstellerin auseinandersetzt. Ihr wurde unter anderem 1999 der Ellis Peters Historical Dagger Award verliehen sowie im Jahre 2000 der Sherlock Award in der Kategorie "Bester komischer Detektiv" für ihre Hauptfigur Marcus Didius Falco, den die BBC-Hörer kürzlich zur "sympathischsten Figur der belletristischen Literatur" gewählt haben.

Die Anfänge

Lindsey Davis wurde in Birmingham geboren. Ihr Interesse für Politik wurde dadurch genährt, dass ihr Vater selbiges Fach unterrichtete, während der Lateinlehrer ihre Liebe für das Altertum und die Archäologie weckte. Als Kind las sie historische Romane, deren weibliche Protagonisten ihren männlichen Kollegen oft zeigten, wo es langging. "In diesen Abenteuergeschichten ging es oft darum, wie Menschen in einer ungerechten Welt allen Widrigkeiten zum Trotz überleben", so Davis. Sie studierte Englisch an der Universität Oxford: an der Lady Margaret Hall - berühmt für ihre weiblichen Studenten, die später erfolgreiche Künstlerinnen, Schriftstellerinnen und Politikerinnen wurden.

In einer Notiz auf ihrer Internet-Seite antwortet sie einer Leserin: "Es tut mir sehr leid, dass Sie Ihr Studium aufgegeben haben. Ich finde, dass jede Frau ein Diplom besitzen sollte, das sie ab und zu hinten im Schrank finden kann, und das sie an die Zeit erinnert, als sie hätte gehen und tun können, wohin und was sie wollte, anstatt dort zu landen, wo sie gelandet ist - in der Regel bei einem Kerl, der nicht zu ihr passt."

Nach ihrem Abschluss folgte Davis weiter ihrer Leidenschaft für das Schreiben. "Manchmal höre ich von den Leuten aus dem Büro, in dem ich einmal das Mädchen für alles war", schreibt sie auf ihrer Web-Seite über ihre dreizehnjährige Tätigkeit als Verwaltungsangestellte. "Sie sind wunderbar neidisch auf mein jetziges Leben, genau wie ich es mir immer sehnlichst erhofft hatte." Der Erfolg hat ihr Verhältnis zu den Freunden von früher nicht getrübt. Aber was die äußere Welt betrifft, so bemerkt Davis, "muss ich in meinem Umgang noch viel vorsichtiger werden."

1985 kam der Wendepunkt (oder "verto cuspis", wie ihr Protagonist Falco sagen würde), als sie bei der Vergabe des Georgette-Heyer-Preises des Historischen Romans den zweiten Platz erreichte. "Es war ein jahrelanger Kampf, um als professionelle Vollzeit-Schriftstellerin Erfolg zu haben," sagt sie über die Zeit vor dem Erscheinen ihres ersten Falco-Krimis The Silver Pigs (deutscher Titel: Silberschweine, 1989). Silberschweine handelt von einer Verschwörung zum Sturz der Herrschaft des Kaisers Vespasian (69 bis 79 n. Chr.). In der kompletten Romanserie, die bisher 18 Krimis umfasst, haben sich Falco und seine Frau Helena Justina bisher vom Norden Britanniens bis zum Osten Griechenlands, von einem Ende des Reiches bis zum anderen durchgekämpft. Der aktuelle achtzehnte Roman in der Reihe, Saturnalia (2007), handelt von politischen Skandalen, Mord und Schurkerei in der römischen Entsprechung der heutigen Weihnachtszeit.

Davis ist offensichtlich eine sehr moralische Frau, die viele, "aber nicht alle" Eigenschaften und Ansichten ihrer anti-heuchlerischen Helden Falco und seiner Frau Helena Justina teilt. "Ich benutze sie genauso auch als Kontrastfiguren, um gezielt auf etwas hinzuweisen oder mich über die Gebräuche der Zeit lustig zu machen", kichert sie.

Falco, der Held

Davis greift auf europäische Schriftsteller der Antike wie Sueton, Juvenal, Martial und Virgil zurück, um sich einen Eindruck von der damaligen Zeit zu verschaffen. Sie benutzt die Reiseführer von Oxford (Amanda Claridge) oder Blue Guide, "aber es gibt einen neuen Time Out [ein Stadtführer], in dem ich vorkomme und für den ich ein bisschen Werbung machen sollte!" Ihr Stil unterscheidet sich von dem der abgenutzten Ramsch-Literatur à la Agatha Christie: "Er ist anders und originell", sagt sie. "Er ist nicht wie die entsetzliche moderne Art des Schreibens-als-Persönlichkeitstherapie. Ich hasse Kategorisierungen. Ich schreibe nicht wie irgendwer anderes. Ich war selbst in allen Ländern, in denen ich meine Handlungen habe spielen lassen, und habe oft mehrmals die Schauplätze der Romane besucht, um der Geschichte Raum, Proportion, Licht und Atmosphäre zu verleihen." Sie erwähnt nicht, dass ihre Handlungen einen bösartigen Reiseführer in dieses unbekannte Land, das Römische Reich, abgeben, auch wenn sie dabei eine Welt beschreiben, die einen modernen Machiavelli an die heutigen Drahtzieher der Macht in Berlin, Brüssel, Paris oder im Rom unserer Tage erinnern würden.

Auf jeden Fall lernen die Leser der Falco-Bücher die Gefahren kennen, die die Arbeit in einem britischen Silberbergwerk, das Besichtigen der Sehenswürdigkeiten des Alten Griechenland oder das Leben als Soldat in einem dunklen, abweisenden Wald Germaniens mit sich brachten. Aber viele Fans, ich selbst eingeschlossen, würden sich vielleicht eine ausführlichere Analyse der damaligen Realpolitik wünschen.

Die Veröffentlichung

Falcos jüngstes Projekt ist eine Kurzgeschichte, die von BBC Radio 4 in Auftrag gegeben wurde. Es ist Bestandteil einer neuen Initiative, durch die ein Kontakt zwischen Schriftstellern und Lesegruppen in Mittelengland hergestellt wird, und die 2008 auf Sendung gehen soll. "Ich habe ein sehr viel größeres Interesse an Verträgen als viele andere Autoren (diese kümmerlichen Waschlappen)", lacht sie. Sie unterscheidet sich von einigen anderen Schriftstellern, für die das Ende des Prozesses dann erreicht ist, wenn sie ihr neuestes Buch an ihren Verleger geschickt haben. "Einen Verleger zu finden, anständig bezahlt zu werden, einen hohen Standard bei der Produktion der Bücher sicherzustellen und öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen, damit deine Bücher gut gehen, ist in jedem Land so ziemlich dasselbe - nämlich sehr schwer!"

Davis gesteht, eine leidenschaftliche Europäerin zu sein, da ihre Werke in europäischen Ländern verkauft werden und dort beliebt sind. Was den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union angeht: "Warum nicht - sie war doch auch Teil des Römischen Reiches! Ich bin übrigens dankbar, einen eifrigen und tüchtigen türkischen Verleger zu haben." Aber sie gesteht, dass sie sich, wie die meisten Engländer, "blamabel schlecht mit der modernen europäischen Literatur auskennt - aber Simenon habe ich gelesen! Jetzt habe ich keine Zeit mehr; der alte Leuchtturm und die Bibliothek von Alexandria rufen."

Der neunzehnte Roman der Falco-Reihe wird im römischen Alexandria spielen und soll im Juli 2009 in Großbritannien und Spanien herauskommen. Es gibt übersetzte Hörbücher in Dänemark und Deutschland. Von Verfilmungen dagegen rät Davis ab: "An schlechteren Verfilmungen bin ich nicht interessiert!"

Translated from Lindsey Davis: 'my writing is not the ghastly modern personal therapy type'