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Kosovo, Jahr drei: Neue Harmonien gegen alte Zerwürfnisse

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 Am 17. Februar waren Prištinas Straßen voller Menschen. Sie trugen Transparente, schwenkten Fahnen und feierten den dritten Jahrestag der Unabhängigkeit des Kosovo. Doch bei allen Gefühlen der Freude schwangen auch Erinnerungen an den Krieg, Fragen an die Perspektiven des Landes mit: Viele Kosovoalbaner sind ohne Arbeit, ohne Chancen, und ihrem Land mangelt es nach wie vor an breiter, internationaler Anerkennung. Während die Kosovaren feierten, knirschte die serbische Minderheit mit den Zähnen. Doch auf seiner viertägigen Reise begegnete dem argentinisch-italienischen Fotografen Ezequiel Scagnetti vor allem eine gelassene und optimistische Stimmung: Priština, Mitrovica, Drenica; Kosovo-Albaner und Serben, Kinder und Alte, Studenten und Bauern … Seiner Linse schien nichts zu entgehen, nicht einmal der gefürchtete Premierminister. Hier eine Auswahl seiner Bilder aus der jungen Republik zwischen schwieriger Vergangenheit und ungewisser Zukunft.

Dieser Artikel ist Teil unseres Balkan-Reportageprojekts 2010-2011 Orient Express Reporter!

Erste Schritte

Sie erheben sich in Stahl und sind übersät mit Unterschriften - die Worte “New Born” gedenken der einseitigen Unabhängigkeitserklärung vom 17. Februar 2008. Bis jetzt haben nur 75 von 192 Mitgliedern der Vereinten Nationen den Kosovo als eigenständigen Staat anerkannt, für alle anderen ist es eine Sezessionsbewegung innerhalb Serbiens. Priština, am dritten Geburtstag der Unabhängigkeitserklärung.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Jugendliche, Jugendliche und noch mehr Jugendliche

Die Hälfte der Bevölkerung im Kosovo ist unter 35 Jahre alt, die Geburtsrate drei Mal so hoch wie auf dem restlichen Kontinent. Das macht den Kosovo zur jüngsten Region Europas. Mutter-Theresa-Allee, Priština.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Meister der Freizeit

Die Balkanregion hält noch einen anderen europäischen Rekord: 45 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos, unter Jugendlichen sogar 75 Prozent. Die meisten Menschen verbringen den Tag damit herumzustromern und Kaffee zu trinken. Eine Bar in Priština.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Eine Staatschef mit undurchsichtiger Vergangenheit und müdem Blick

Der Premierminister des Kosovo, Hashim Thaçi, wurde vergangenen Januar wiedergewählt, obwohl Berichte ihn beschuldigen, während der neunziger Jahre in illegalen Organhandel sowie Waffen- und Drogengeschäfte verstrickt gewesen zu sein, um die Guerillaaktivitäten zu finanzieren. Grand Hotel, Priština.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Gesichter aus dem Kosovo

Dafina Morina, 27 Jahre. Sie steht einem Gebäude gegenüber, das während des Krieges zwischen Serben und albanischstämmigen Unabhängigkeitskämpfern zwischen 1997 und 1999 zerstört wurde. Die NATO intervenierte, indem sie Serbien bombardierte und der Neuordnung der kosovarischen Verwaltung den Weg bereitete. Das Dorf Komoran.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Offene Wunden

“Wenn du an diesen Fotos vorbeigehst, wird Dir klar, dass der Krieg noch nicht vorbei ist.”, erklärt Dafina. “Bis heute gelten noch rund 2.000 Personen als vermisst. Es ist schwer, eine Familie zu finden, die nicht betroffen ist. Priština.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Sieht er nicht ein bisschen aus wie Sadam Hussein?

“Die Statue von Bill Clinton ist pathetisch… Aber wir mögen sie trotzdem. Für uns ist Clinton ein Held, der uns gerettet und uns geholfen hat, uns in ein eigenes Land zu verwandeln.” Bill-Clinton-Allee, Priština.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Der wilde Südosten

Der Fluss Ibar teilt Mitrovica in zwei Zonen auf, in die serbische, im Norden, und die albanische, im Süden. Die einzige Brücke wird 24 Stunden am Tag von Patrouillen der EU-Mission EULEX bewacht, denn diese Region gilt als die gefährlichste im Kosovo. Nord-und Süd-Mitrovica.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Es war einmal in der Vorhölle

Im nördlichen Teil wird fast alles von der serbischen Regierung bezahlt: Man bezahlt hier weder Steuern, Krankenversicherung, Strom noch Wasser. Auch das Bildungssystem wird serbisch finanziert. Die Sankt Demetrius-Kirche, Nord-Mitrovica.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Ethnische Vorsicht

Es empfiehlt sich, zwei Nummernschilder zu haben, ein offizielles, kosovarisches und ein weiteres serbisches, um die Zonen einigermaßen passieren zu können. Nord-Mitrovica.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Gesichter aus dem Kosovo

Stefan Radovanovic, 19 Jahre, Student: “Meine Freunde sprechen viel über Politik und Krieg, aber ich glaube, sie haben keine Ahnung, was wirklich geschah. Manche hassen die Albaner, obwohl sie noch nie einem begegnet sind. Es gibt sehr viele Vorurteile.” Eine Bar in Nord-Mitrovica.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Abgründe auf dem Land

Zwei Drittel der kosovarischen Bevölkerung leben auf dem Land unter Extrembedingungen: Oft gibt es keinen Strom, es fehlt an sauberem Wasser und an Baustoffen. Junge kosovoalbanische Bauern. Broja, Provinz Drenica.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Gefallenendenkmal

Die letzte Ruhestätte der Familie des Guerillakämpfers Adem Jashari. Sie wurde durch einen serbischen Bombenangriff fast vollständig ausgelöscht. Die 52 Gräber werden Tag und Nacht bewacht. Prekaz, Provinz Drenica.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Religion und Gewehrkugeln

Eine Moschee, getauft von Maschinengewehren. Etwa 90 Prozent der Kosovoalbaner sind Muslime, auch wenn man nicht sehr viele Gläubige antrifft. Broia, Provinz Drenica.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Politische Entwicklung

Werden der Kosovo und Serbien sich irgendwann versöhnen? Beide streben eines Tages in die Europäische Union. Begleitet von dieser fanden am 8. März 2011 erstmals seit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wieder Gespräche zwischen beiden Ländern statt. Mutter-Theresa-Allee, Priština.

  (Foto: © Ezequiel Scagnetti)

Translated from Kosovo, Año Tres: Nuevos acordes contra viejos desacuerdos (15 imágenes)