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Kafkas (kurzer) Prozess: Bürokratiehürden im Ausland

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Ganz unabhängig von der Motivation kann ein Auslandsaufenthalt eine tolle Erfahrung sein. Doch jeden Expat erwartet zu Beginn seiner Reise eine eher nervige Station - die Verwaltung. Wie geht man damit am besten um?

Auch wenn schon tausend Mal gehört, sollte man den einen Rat dennoch beherzigen: Lerne vor deiner Reise so viel über das Land wie möglich. Unerlässlich sind Informationen zum Thema Steuern, Gesundheitswesen oder Fürsorge. Aber man sollte ebenfalls wissen, was es zu besichtigen gibt, wo man gut essen kann oder wann Feiertage stattfinden, um sich mental auf die Reise und die neue Kultur vorzubereiten. Wenn du genügend Zeit hast, verwende sie auf das Erlernen der Landessprache. Selbst Grundkenntnisse der Sprache werden dir den Alltag erleichtern und können sich bei Behördengängen als hilfreich erweisen.

Arbeiten muss der Mensch

Das Europäische Portal zur beruflichen Mobilität EURES stellt Informationen zum Arbeitsmarkt in Ländern der EU zusammen. Man kann hier Stellenanzeigen durchsehen, einen Account erstellen und seinen Lebenslauf verschicken. Nach einem erfolgreich absolvierten Praktikum, das Thomas (28) dank der Seite gefunden hatte, jobbte er bei einer Unternehmensberatung und „nach einigen Monaten in Deutschland wusste ich, in welchen Firmen es eine Nachfrage nach Absolventen wie mir gibt“. Geholfen haben dem französischen Expat auch seine Deutschkenntnisse. Thomas machte Nägel mit Köpfen und verbrachte die nächsten Jahre in Ulm.

©gadl/flickrDenk daran, dass du als Arbeitssuchender in Ländern der EU die gleichen Rechte wie die jeweiligen Staatsbürger hast. Wenn du allerdings aus einem der neueren Beitrittsländer kommst, wirst du in einigen Ländern auf Grenzen stoßen (beispielsweise ist eine Arbeitserlaubnis erforderlich oder es gibt Begrenzungen in Bezug auf bestimmte Berufe), die erst im Jahre 2012 gänzlich wegfallen werden.

Ohne die Hilfe deutschsprachiger Bekannter kam Delphine zunächst nur schwierig zurecht.

Delphine kam mit 26 Jahren als Arbeitssuchende nach Deutschland, ohne die Sprache zu kennen, was sich von Anfang als schwierig darstellte. Ohne die Hilfe deutschsprachiger Bekannter kam sie zunächst nur schwierig zurecht: „Die Beamten sprachen nur Deutsch. Alle Formulare und Dokumente sind ebenfalls auf Deutsch.“ Nach einiger Zeit hat Delphine Arbeit als Babysitter gefunden, gab Nachhilfe in Französisch und Literatur: „Es reichte aus, Bekannte zu fragen und Kleinanzeigen in der Lokalpresse durchzusehen. Als die Stelle als Französischlehrer in der Europäischen Schule frei wurde, an die einige meiner Nachhilfeschüler gingen, haben Eltern der Direktorin meine Kandidatur vorgeschlagen.“

Kafka: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“

Um in einem anderen EU-Land ansässig zu werden, muss man eine Reihe von Formalitäten über sich ergehen lassen. „Die Verwaltung im eigenen Land ist manchmal kompliziert, doch im Ausland kommt man sich wie der Protagonist in Kafkas Prozess vor“, gibt Delphine zu und empfiehlt, sich in Geduld zu üben und frühzeitig notwendige Dokumente vorzubereiten. Grundlegend gehören dazu natürlich Personalausweis und/oder Reisepass, Geburtsurkunde, eventuell Heiratsurkunde, Diplome und Dokumente, die etwaige Berufsqualifikationen bestätigen, Führerschein und Fahrzeugpapiere oder auch die Europäische Versichertenkarte. Letztere ermöglicht es, Gesundheitsleistungen in anderen Ländern der EU in Anspruch zu nehmen. Deshalb lohnt es sich, eine solche Karte vor Reiseantritt zu besorgen. In Abhängigkeit vom ausgebenden Land und dem Reiseziel kann sich die Gültigkeitsdauer unterscheiden.

Bei einem Auflandsaufenthalt von mehr als drei Monaten sollte man sich auf jeden Fall behördlich melden, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Nicht in jedem Land besteht Meldepflicht, aber bei einer Kontoeröffnung oder beim Autokauf kann einem der verpasste Behördengang auf die Füße fallen. Die Bearbeitungszeit variiert von Land zu Land.

In Städten, in die viele Immigranten strömen, müsse man manchmal um seine Rechte kämpfen, meint Charlotte, die für die Liebe aus Russland nach Frankreich emigierte. Die Russin sagt, das sei die einzige Chance auf Erfolg. Ihre Ehe mit einem Franzosen gab ihr das Recht auf ein Visum des Typs D, das zu einem ständigen Aufenthalt in Frankreich ermächtigt. Die Bemühungen sahen in der Praxis wie folgt aus: ewiges Warten in Behördengängen, eine nicht erreichbare Telefonnummer der Botschaft, Rennen auf den Fluren und wenn das alles nichts half - die Ellbogentaktik. „Ich fühlte mich wie im Dschungel, in dem kein Erbarmen oder Recht herrscht“. Und das alles, um nach zwei Monaten zu erfahren, dass das Dossier im gleichen Büro unangetastet geblieben ist. EU-Bürger haben es in dieser Hinsicht leichter.

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Holt Euch Rat im Internet

Expat-Gemeinschaften sind aktiv, offen und biten in Online-Foren praktische Tipps an. Auf Portalen wie expat.com, expatriates.com oder expatica.com findest du Informationen, Ratschläge zu verschiedenen Themen und vielleicht sogar ein paar neue Freunde. Auch Facebookgruppen können eine wahre Fundgrube sein.

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