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Junge Afrikaner träumen von der europäischen Liga

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Stephanie Hesse

KulturGesellschaftLifestyle

In den europäischen Vereinen spielen afrikanische Fußballer in Hülle und Fülle. Mehr oder weniger berühmt, sind sie die Idole  für die Jugendlichen ihres Landes, denen die afrikanischen Nachwuchstalente nacheifern. Doch zu welchem Preis?

Im Jahr 2003 stellte die erste Mannschaft des belgischen Fußballvereins KSK Beveren von insgesamt elf Spielern zehn Ivorer auf. Eine kleine Revolution für die Gemeinde in Ostflandern, in der zu jener Zeit die Vlaams Belang - die rechtspopulistische flämische Partei - 25% der Stimmen erhielt. Alles begann im Jahr 2001, als Jean-Marc Guillou, Gründer der Fußball-Akademie an der Elfenbeinküste, delegiertes Vorstandsmitglied des Pleite gegangenen Fußballvereins wurde. Er schlug vor, jährlich vier Spieler seiner Akademie in den Verein zu holen, um ihn so wieder auf Top-Niveau zu bringen.

Die Akademie von Jean-Marc Guillou (JMG Akademie) gehört zu den neuen, von Europäern gegründeten Bildungszentren auf dem afrikanischen Kontinent. Fußballschulen sprießen überall aus dem Boden, aber offizielle Strukturen bleiben eine Seltenheit. Seriöse Einrichtungen wie die JMG Akademie bilden die jungen heimischen Fußballer aus und ermöglichen es ihnen nebenbei, die Schule zu besuchen. Die Besten unter ihnen werden auf eine internationale oder nationale Karriere vorbereitet - die weniger Talentierten müssen sich nach der gegebenen Chance umorientieren. Da sie einen Schulabschluss haben ist aber nichts verloren.

... aber offizielle Strukturen bleiben eine Seltenheit.

Seinen Idolen folgen

Im Senegal haben fast eine Million der Jugendlichen eine Fußballlizenz. Zu Tausenden hetzen sie sich ab, um in die anerkannten Ausbildungszentren zu gelangen. Sie alle folgen ihren Vorbildern, die heute große Stars des runden Leders sind: Samuel Eto’o,Salif und Seydou Keïta, Salomon Kalou, „Baky“ Koné, Yaya Touré... Sie alle sind ursprünglich in Afrika aufgewachsen und haben heute international Karriere gemacht. So wandern viele junge Afrikaner aus, um ihr Glück in Europa zu versuchen. Die jungen Fußballwunder opfern alles, um in das europäische Fußball-Eldorado zu gelangen; in die Vereine ihrer Träume mit fantastischen Gehältern. Auch wenn viele das Abenteuer wagen, gehen nicht alle den richtigen Weg. Unter den Fußballakademien sind einige „Möchtegern“-Schulen mit falschen Agenten, die Betrüger sind und Transfers von Minderjährigen veranlassen. 

Afrikanische Nachwuchsspieler träumen von der Karriere in EuropaYannik Abéga war 13 Jahre alt, als er seine Heimat Kamerun verließ, um nach Spanien zu gehen und Fußballkarriere zu machen. Eine entfernte Tante hat den Kontakt zu dem iberischen Fußball-Agenten Marc Salicrú Massegú hergestellt. Die Eltern haben den Vertrag unterzeichnet und ihm das Flugticket bezahlt. „Aus administrativen Gründen“ wurde die Tante zum Vormund des Kindes ernannt. Den Kopf voll mit rosigen Versprechen war Yannik euphorisch und träumte bereits von Real, dem Club aus Madrid, der einige Jahre zuvor Samuel Eto’o aufgenommen und zum internationalen Star gemacht hatte. Auf dem alten Kontinent angekommen, wurde Yannik für wenig überzeugende Probespiele quer durch ganz Spanien geschickt. Er landete schlussendlich in einem Ausbildungszentrum auf Mallorca, wo er  zwei Jahre blieb. Dann nahm Yannick erneut an Probespielen teil, allerdings ohne Erfolg. Ohne Neuigkeiten von seinem Agenten, ohne Club und ohne Papiere floh der junge Afrikaner nach Frankreich. In Paris wurde er von dem Verein Foot Solidaire aufgenommen, der ihm helfen wird, dieser misslichen Lage zu entkommen.

Vom Traum auf die Straße

Trotz der Verschärfung der Regeln des Internationalen Fußballverbands FIFA im Oktober 2009 walten die inoffiziellen Strukturen, die Pseudo-Agenten und angeblichen Talent-Scouts, auf dem afrikanischen Kontinent weiterhin ihres Amtes. Die Regelung der FIFA ist allerdings deutlich: Jeglicher Transfer von Minderjährigen ist verboten. Der Trainer des Vereins muss sein Einverständnis geben, die FIFA muss ein Zertifikat ausstellen und der Spieler muss von der Föderation lizenziert sein. Das Ideal ist ein Vertrag direkt zwischen den beiden Fußballklubs, mit einem seitens des Klubs, der den Spieler empfängt, beauftragten Mittelsmann.

Leider fallen immer noch viel zu viele Opfer auf skrupellose Agenten herein. Sechs junge Frauen aus Mali, von denen eine heute in den Untergrund abgetaucht ist, haben das Fußball-Business in seiner vollen Härte erfahren müssen. In Mali waren sie bekannt, spielten auf nationalem Niveau, aber träumten vom Durchbruch im Ausland. Eines Tages kontaktiert sie ein „Agent“. Er gibt an, vom RC Saint-Étienne in Frankreich geschickt worden zu sein und sei auf der Suche nach motivierten Spielerinnen, um den französischen Club auszubauen. Die talentierten Mädchen unterschreiben einen Vertrag, ohne sich Gedanken zu machen und eilen zur französischen Botschaft, um den kostbaren Passierschein zu erhalten. Sie bekommen ihn sofort, obwohl die eigentliche administrative Prozedur normalerweise mehrere Tage oder gar Monate in Anspruch nehmen würde. Sie zahlen das Flugticket aus eigener Tasche und auf geht’s ins vielversprechende Fußballabenteuer - so denken sie es zumindest. Vergeblich träumen die jungen Mädchen davon, in einem großen europäischen Fußball-Verein zu sein, in einem vom Klub gemieteten Appartement zu wohnen und Taschengeld zu erhalten. Die Realität in Europa sieht jedoch anders aus: Kein Vertrag, kein Gehalt und eine Aufenthaltsgenehmigung, die nur bis zum Antritt Nicolas Sarkozys und den darauf folgenden Verschärfungen gültig ist. Die Präfektur will ihnen keine weitere Aufenthaltsgenehmigung mehr ausstellen. Die jungen Frauen sitzen seitdem auf der Straße.

Hoffnungsvolle Initiativen

Das Ziel? Fußball als Entwicklungsstrategie

Es ist jedoch noch lange nicht alles pechschwarz und es existieren auch immer noch die amtlichen Verfahren. Der Verein Diambars gegründet von ehemaligen Profi-Spielern - Jimmy Adjovi Boco, Patrick Vieira und Bernard Lama - hat sich im Senegal und seit kurzem auch in Südafrika niedergelassen. Sein Slogan: „Leidenschaft Fußball, ein Motor für Bildung“. Parallel zur sportlichen Ausbildung können die Kinder weiterhin zur Schule gehen. Diambars ermöglicht ihnen somit eine Zukunft, egal was passiert. Mehrere Spieler haben bereits Verträge mit europäischen Vereinen in Norwegen und Frankreich unterschrieben. Ein Vorbild und eine Hoffnung für den gesamten afrikanischen Kontinent.

Fotos: ©[phil h]/flickr; afrikanischer Fußballplatz: ©Alessandro Silipo/flickr; Samuel Eto'o : ©Sylvia Gutiérrez/flickr; Stars in their Eyes: ©Development works photos/flickr - Besucht die Webseite von Stars in their Eyes

Translated from Jeunes footballeurs d'Afrique : l'Europe, un rêve dangereux