Hungerstreik: Regularisierung oder Tod
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Annamaria SzantoIn Brüssel kämpfen hundertfünfzig Einwanderer im Hungerstreik um eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung.
"Regularisierung oder Tod!" - heißt die extreme Forderung der hundertfünfzig Einwanderer ohne Papiere, die ein Gebäude in der Rue Royale 91 in Brüssel besetzt haben und sich seit dem 1. Januar 2008 im Hungerstreik befinden.
Die Rue Royale ist eine der größten Hauptverkehrsadern in Brüssel, auf der sich unter anderem der Justizpalast und die gotische Kirche von Sainte-Marie mit ihrem Barockportal befinden. Die Immigranten, die sich ohne gültige Papiere in Belgien aufhalten, fordern hier, im Herzen Europas, die Legalisierung ihrer Situation. Unter ihnen Südamerikaner, Afrikaner oder Asiaten.
Hungerstreik in Brüssel (Foto: Giovanni De Paola)
Unter den Streikenden befindet sich auch Elif, das zwölfjährige Kind einer türkischen Familie. Elif besucht eine flämische Schule in Brüssel und lebt mit ihrer Familie in Belgien. Die Kinder der Einwanderer gehen in Belgien zur Schule, auch wenn sie sich illegal im Land aufhalten. Sie sprechen im Gegensatz zu ihren Eltern fließend Französisch und Flämisch. Elif erzählt, dass ihre Mutter sich in der Rue Royale am Hungerstreik beteiligt. Die Familie lebt seit über zehn Jahren in Brüssel und empfindet es als unrecht, dass ihre Situation als illegal bezeichnet wird. Sind denn zehn Jahre nicht genug?
Fühlt sich Elif integriert? "Ja, ich bin glücklich hier. Spreche sehr gut Flämisch, da es die erste Unterrichtssprache in der Schule ist. Wenn ich in die Türkei zurückkehren müsste, wäre es für mich schwierig, Türkisch zu lernen. Deshalb möchte ich lieber in Belgien bleiben." Elif spricht mit den Worten einer Erwachsenen: "Der Hungerstreik ist unsere letzte Chance", sagt sie im Namen ihrer Familie und aller anderen im Gebäude der Rue Royale 91.
Einwanderer können in Belgien eine befristete Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate beantragen, im Krankheitsfall können daraus auch 6 Monate werden. Wer einer regelmäßigen Tätigkeit nachgeht darf zunächst ein Jahr lang im Land bleiben.
In Bezug auf die Arbeit der Eltern beginnt das Kind zu stottern. "Es ist sehr schwierig, die Miete und das Essen zu bezahlen, denn meine Eltern arbeiten nicht. Und wir haben kein Geld", sagt sie nur. Sie habe einen älteren Bruder und zwei Schwestern. "Alle gehen zur Schule." In Belgien ist der Besuch der Schule für Kinder gesetzlich vorgeschrieben, egal, ob sie legal oder illegal im Land leben, vorausgesetzt sie leben seit mindestens zwei Jahren in Wallonien, Flandern oder in der Umgebung von Brüssel.
(Foto: Giovanni De Paola)
Der Vater ist bereits zum zweiten Mal in Hungerstreik getreten. "Wir hoffen, dieses Mal wird es helfen. Es bleibt uns nichts anderes übrig." Wenn man in der Rue Royale vorbeigeht, sieht man häufig einen Rettungswagen mit heulender Sirene heranfahren. Der Arzt, der den Streikenden in der Rue Royale hilft, ist ständig im Bereitschaftsdienst. Der Hungerstreik dauert nun schon zwei Monate. Sie gehen diesen Weg, weil sie vermeiden wollen, in die Kriminalität abzurutschen. Sie warten bis sie sterben oder bis die Regierung ihnen den legalen, unbegrenzten Aufenthalt ermöglicht. Sie sind alle seit langer Zeit in Belgien. Seit neun, zehn, manche sogar seit vierzehn Jahren. Ihr Wunsch ist es, sich nicht länger verstecken zu müssen, simple Bürger Belgiens sein zu können.
Translated from Immigrati in Belgio: «Regolarizzazione o morte»