Hilfe, die Touristen kommen!
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Leonie MüßigDer Sommer ist da und mit ihm Scharen von Touristen. Ein ruhiges und beschauliches Dörfchen hat sich in einen völlig überlaufenen Ort verwandelt. Nichts ist mehr so, wie es war: Durch die Straßen ziehen Hüte, Hängematten und wandelnde Isomatten, die Touristen stellen ihre Waschbrett- und Bierbäuche zur Schau, Autos so weit das Auge reicht und der Sommerhit dudelt Tag und Nacht aus dem Radio.
In einem Touristenort zu wohnen hat seine Vor- und Nachteile. Um die Nachteile zu ertragen braucht man viel, sehr viel Geduld. Geduld, wenn die Höchstgeschwindigkeit jedes einzelnen Autos vor einem 20 km/h beträgt - ganz zu schweigen von den Fahrzeugen die, verloren wie sie sind, mitten auf der Straße bremsen. Geduld, wenn man im Supermarkt 45 Minuten Schlange steht. Und viel, sehr viel Geduld, wenn sich nirgends mehr ein freier Parkplatz finden lässt.
Das Hirn macht Urlaub
Und wer dann noch in einem Infobüro der sogenannten Touristenzone arbeitet: Feierabend machen und nichts wie weg! Man braucht nicht nur Nachsicht, sondern Gesundheit, ausgezeichnete Verpflegung, Ruhe und Gelassenheit, denn das Gehirn der Touristen braucht auch mal Urlaub und nimmt sich den oft just im Sommer. Sobald die Koffer gepackt sind, gönnt sich das Hirn ein paar Bierchen und legt das längste Nickerchen des Jahres ein.
Nur so lässt sich erklären, warum manche Besucher darauf bestehen „das Schiff zum Schlosshafen“ zu nehmen (einem Schloss auf einer Bergspitze), warum einige völlig die Orientierung verlieren („Nein, mein Herr, Barcelona liegt im Norden, also rechts, oder besser gesagt oben.“ „Das heißt, wenn ich nach links abbiege, komme ich nach Barcelona, richtig?“) oder wieder andere ihre Liebe für "typical spanish" Getränke entdecken („Ja, ja, wir würden gern eine Sangríaverkostung machen, gibt es eine Weinkellerei in der Nähe?“)
Sommerkreaturen: Der typische Tourist
In solch einem Ort treffen natürlich allerlei Leute aufeinander. Aber sicher ist, dass die normalen Bewohner, im Sommer aus ihrer Ruhe gerissen, gut gewappnet sein müssen, um mit demtypischen Touristen fertig zu werden. Tatsächlich betritt diese Sommerkreatur ein Tourismusbüro und verlangt nach „Information“, auch wenn sie eigentlich nur wissen will, wo sich die nächste öffentliche Toilette befindet. Namen von Orten, Hotels und Straßen werden von ihr sprachlich verunstaltet, um dann erstaunt festzustellen, dass „nicht einmal die Polizei weiß, wo das ist!“. Der typische Tourist ist jemand, der in einen winzigen Küstenort fährt und dort Einkaufszentrum, Kino, Mango, Zara, H&M und natürlich Ikea erwartet. Jemand der, als sei er zu Hause, Banken, Apotheken, Gesundheitszentren oder Büros tropfnass mit Badehose - und zwar nur der, ohne Flip-Flops - betritt, mit dem Argument „es ist eben Sommer und heiß“. Jemand, der sich beschwert, ohne eigentlich zu wissen warum: „Ich habe Halbpension gebucht und hier geben sie mir nur Frühstück und Mittagessen!“. Oder jemand, der auch bei roter Flagge ins Wasser geht, weil er nun einmal „Urlaub hat“.
Wie gesagt, es braucht Geduld, gute Verpflegung und jede Menge Humor. Wer hat behauptet, der Sommer sei zum Entspannen da? Ferien sind spitze für diejenigen, die in die Ferien fahren. Alle übrigen müssen mit den Folgen leben, die ein Leben im Ferienparadies mit sich bringt, mit ihrer "Maurerbräune" angeben und sehnsüchtig auf das Ende des Sommers hoffen - um endlich die wohlverdienten Ferien genießen zu können.
Fotos: Artikellogo ©Le biscuit/flick; Touristinnen ©gaelx/flickr; Souvernirs©emedeme/flickr
Translated from Abierto por vacaciones: Veraneo en casa, sí, pero rodeado de turistas