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Frankreichs Jugend streikt: "Carla, wir sind wie Du, vom Staatschef gefickt"

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Default profile picture Katha Kloss

Gesellschaft

Es ist Aufbruchsstimmung in Frankreich. Zwischen 261 und 950 Gymnasien sind kurz vor den Herbstferien weiterhin blockiert. Die Zusammenstöße von Schülern und Polizei enden manchmal dramatisch, doch die Regierung hält fest an der Rentenreform, die momentan ein ganzes Land lahmlegt und in deren Rahmen das Rentenalter von 60 auf 62 Jahre angehoben werden soll. Auch wenn die Streikkultur im Hexagon lange Tradition hat, ist es neu, dass besonders Schüler - noch vor den Studenten - ihrem Unmut über die aktuelle Politik ihres Landes auf den Straßen Luft machen. Am 19. Oktober, dem sechsten Streiktag in Folge, hat Sladjana Perkovic am Pariser Place d’Italie Abiturienten während einer Protestaktion begleitet.

Die Jüngsten zuerst

Noch bevor französische Studenten gegen die Rentenreform auf die Straßen gingen, hatten sich besonders Schüler mit Protest-Bannern bewaffnet, um ihren Unmut gegen die aktuelle Regierung nach draußen zu tragen. Laut Bildungsministerium haben sich 261 Gymnasien, laut Union nationale lycéenne (Nationale Gymnasienvertretung) allerdings 950 (von insgesamt 4302) Schulen an den Streiks vom 18. Oktober beteiligt.

Foto: ©Sladjana Perkovic

Die Schlacht der Slogans

"Carla on est comme toi on s'fait baiser par l'chef d'Etat!" ("Carla, wir sind wie Du, vom Staatschef gefickt"): auch die medienwirksame, französische First Lady wird durch den Kakao gezogen. Klassischer, aber nicht weniger wirkungsvoll: "Les jeunes au turbin, les vieux au jardin" ("Die Jungen malochen, die Alten drehen Däumchen im Garten").

Die französischen Gymnasiasten scheinen in Poesie-Kursen besonders aufgepasst zu haben…

Foto: ©Sladjana Perkovic

Die Angst vor der

Die Franzosen haben einen gepflegten 'Jugendkult', der 'Jugendliche' selbst ist aber hierzulande trotzdem nicht gern gesehen: ein lautes und haariges Individuum, das sich von Gewerkschaften manipulieren lässt und dessen Aktionen von 'Kaputt- und Krachmachern' überhöht werden. Präsident Nicolas Sarkozy hatte von einem Soziologen-Ehepaar den Spitznamen Präsident der Reichen ('président des riches') verpasst bekommen. Den Titel 'Präsident der Jugend' wird er - nicht zuletzt durch sein aktuelles Schweigen - zunächst jedoch erstmal vergessen können.

Foto: ©Sladjana Perkovic

Streik oder Pausenhof?

Viele Kommentatoren kritisieren den neuen Aktionismus der französischen Jugend - die Schüler seien wahlweise Opportunisten, manipuliert oder völlig ahnungslos. Andere Anlysten hören lieber hin. Auf dem Webportal Rue89 unterstreicht Anne Muxel, Forschungsleiterin am CEVIPOF (Centre de recherches politiques de Sciences Po, PolitischesForschungszentrum Sciences Po), die Angst der Jugend vor einer unsicheren beruflichen Zukunft. Frankreichs Jugend glaubt, dass sie es einmal schwerer haben wird auf dem Jobmarkt als ihre Eltern.

Foto: ©Sladjana Perkovic

Jugendstreiks als Schulschwänz-Aktion oder tatsächliche Existenzkrise?

"Und, wo verbringst Du Deine Ferien?" Die französische Regierung zählt auf die Herbstferien (die am morgigen Freitag beginnen), um die Wogen zu glätten. Ob die Protestaktionen bereits im Zuge der Prüfung der Rentenreform durch den Senat abklingen, bleibt abzuwarten.

Foto: ©Sladjana Perkovic

Translated from « Sarko t'es foutu, la jeunesse est dans la rue ! » - Images de manif'