Eltons Rosa Revolution
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susanne wallenöfferMehr als 200 000 Menschen strömten am 16. Juni 2007 auf den Kiever Unabhängigkeitsplatz, um das AIDS-Awareness-Konzert des britischen Sängers Elton John zu sehen. In der Ukraine sind schätzungsweise 1,4 Prozent der Erwachsenen mit HIV infiziert.
Dem englischen Popstar Elton John gelang es, Präsident Viktor Juschtschenko gemeinsam mit Anhängern des Premiers Janukowytsch auf einer Bühne zu versammeln. Über 200 000 Menschen strömten auf den Unabhängigkeitsplatz (Maidan Nezalezhnosti) der ukrainischen Hauptstadt, um eine neue Kampagne zur Förderung des öffentlichen Bewusstseins in Bezug auf das HI-Virus zu unterstützen. Die Ukraine besitzt eine der höchsten HIV-Prävalenzraten in Europa.
Das Konzert wurde von der Anti-AIDS-Stiftung organisiert. Selbige wurde von Elena Franchuk, der Tochter des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Leonid Kuchma (1994-2005) und Ehefrau eines der reichsten Männer in der Ukraine, dem Medienmogul und Parlamentskandidaten Viktor Pinchuk, ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Elton-John-AIDS-Foundation wurde eine neue 5-Jahres-Kampagne gestartet, deren oberstes Ziel die Hilfe für aidskranke Kinder ist.
"Spasibo" von Sir Elton
Diejenigen, die an diesem Samstagabend nur dem Gratis-Konzert eines Weltstars lauschen wollten, hatten nicht mit einem solchen Ausmaß der HIV-Problematik in der Ukraine gerechnet. Freiwillige Helfer verteilten vor dem Konzert Broschüren und Kondome. Fast 50 Prozent der Neuinfizierungen in der Ukraine, stammen aus der Altersgruppe der 20 bis 29-Jährigen. Und 42 Prozent aller im Jahr 2004 diagnostizierten Fälle waren Frauen. Auf Großleinwänden, mitten auf dem Maidan Nezalezhnosti, waren Interviews mit aidskranken Patienten und Berichte aus einem Waisenhaus für aidsinfizierte Kinder zu sehen.
"Die Situation hier in der Ukraine ist wirklich bestürzend", befindet Nataliya Voynarovska, eine Managerin der Wohltätigkeitsorganisation 'Internationale HIV/AIDS Allianz in der Ukraine'. "Wir sind, was die Ausbreitung und das Ausmaß der AIDS-Epidemie angeht, europaweit eines der betroffensten Länder. Wir müssen das Problem öffentlicher angehen, damit die Leute begreifen, dass die Vorstellung 'Das betrifft mich nicht - ich bin doch nicht drogenabhängig oder schwul' einfach falsch ist."
Die Organisatoren der Anti-AIDS-Stiftung sind sich einig. "Wir mussten einfach die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mehr auf dieses Problem lenken.", sagt Pavel Pimenov, Kommunikationsmanager von Beruf. "Deshalb haben wir eine berühmte Persönlichkeit eingeladen, die sich vehement für die HIV-Prävention einsetzt." Um kurz nach 21 Uhr war es dann soweit: Elton John erklärte der Öffentlichkeit in seiner Muttersprache, warum er in der Ukraine sei und erinnerte das Publikum daran, dass "Ignoranz, Stigmata und Vorurteile im Kampf gegen AIDS die größten Hindernisse sind. Ich werde unsere Arbeit in der Ukraine weiterhin unterstützen. Zusammen können wir etwas bewegen. Danke Kiev." Am Ende dankte er dem Publikum nochmals, diesmal auf Russisch: "Spasibo".
Randalierer und Kirchenvertreter
Die Anwesenheit des Sängers war für die Ukrainer ein besonderes Event. "Es waren so viele Leute da!", freut sich Kseniya Yaromenko, ein Student aus der Hauptstadt. "Ich fand es positiv, dass es Absperrungen gab, um Randalierer daran zu hindern mit alkoholischen Getränken zum Konzert zu kommen."
Vertreter der Orthodoxen Kirche des Moskauer und Kiever Patriarchats waren ebenfalls anwesend, um den guten Zweck des Konzerts zu unterstützen. Sie riefen alle AIDS-Präventions-Organisationen dazu auf, sich zusammenzuschließen und so das Ausmaß der Epidemie besser zu kontrollieren. "Die Kirche sieht dieses Problem aus einer spirituellen Sicht", erklärt Dimitriy, Erzbischof der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche. "Für lange Zeit hatten Spiritualität und Religion einen geringen Stellenwert in der Ukraine. Und diese Krankheit breitet sich so schnell aus, dass unsere Jungend überhaupt keine spirituellen Regeln für den richtigen Umgang mit der Problematik hat. Elton Johns Engagement unterstützt uns bei unserem Kampf gegen AIDS. Es ist offensichtlich, dass dieses Problem nicht allein von der Regierung gelöst werden kann."
Auf der anderen Seite gab es auch Demonstrationen von christlichen Organisationen. Am lautesten protestierte die Union der Orthodoxen Bürger der Ukraine (UOCU). "Wir sind der Meinung, dass eine solche Veranstaltung mit einem Vertreter der Schwulen-Gemeinschaft Blasphemie ist!", beschwert sich Valeriy Kaurov, Vorsitzender der Organisation. "Es sind doch hauptsächlich die Homosexuellen, die diese Krankheit übertragen!"
Doch Yaromenko ist nicht der Meinung, dass dies die öffentliche Stimmung widerspiegelt. "Ich habe keine Vorurteile gegen die sexuelle Orientierung von Elton John - und die Proteste haben der Stimmung in dieser Nacht keinen Abbruch getan."
Translated from Pink revolution