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Die Wirtschaftskrise 2008 für Dummies

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Default profile picture Markus Heffner

Politik

Für die momentan wirtschaftlich schwierigen Zeiten für Europa sind zwei Hauptfaktoren verantwortlich, die beide außerhalb des europäischen Einflussbereichs liegen. Daher kann der Kontinent im Moment wenig tun außer abwarten und hoffen, dass sich die externen Faktoren ändern.

Wenn die USA niesen, bekommt der Rest der Welt Schnupfen. Angesichts taumelnder europäischer Volkswirtschaften in einer Krise, deren Ursache tausende Kilometer entfernt liegt, ist dieses Sprichwort aus dem 20. Jahrhundert aktueller denn je. Was als ein paar unkluge Kreditvergabeentscheidungen in den USA begann, breitete sich in Zeiten global zusammenhängender Finanzsysteme weltweit aus und droht nun den Globus in eine weitere große Depression zu versenken. 

©monkeyc.net/flickr

Die Krise hat bedenkliche Proportionen erreicht. Es begann mit dem Platzen der Blase auf dem US-Immobilienmarkt im Jahr 2004 nach einer langen Periode steigender Hauspreise. Mehr Familien denn je konnten Hypotheken beziehen und Geldgeber begannen sich in so genannten 'Subprime'-Geschäften zu engagieren - hochriskante Kreditvergabe an Schuldner, welche normalerweise keine Hypotheken zum Kauf eines Hauses erhielten.

Diese Subprime-Hypotheken charakterisierten sich durch geringe Zinssätze in den ersten Jahren und eine drastische Erhöhung derselben in den Jahren danach. Die Risiken wurden für gewöhnlich nicht komplett dargelegt und vielen Kunden wurde zudem versichert, sie könnten den Kredit in ein paar Jahren refinanzieren, um so den Zinssatz niedrig zu halten. Ökonomen warnten zwar vor den Gefahren, aber im Allgemeinen wollte in den USA niemand die Partyatmosphäre der Immobilienblase stören. Jeder schien dabei Geld zu verdienen: die Bauunternehmen und Zulieferer, die Immobilienmakler und die Banken. Glückliche Konsumenten konnten zum ersten Mal im Leben Hausbesitzer werden. Die Industrie konnte dank Jahrzehnten der Deregulierung durch die republikanische Partei im Prinzip unbeobachtet von der Regierung agieren.

Die Party ist vorbei

©Library of Congress/ pingnews.com/flickr)In den Jahren 2005 und 2006 kam die Zeit die Zeche zu bezahlen. Die Zinssätze für Subprime-Kredite schossen in die Höhe. Viele der neuen Hauseigentümer konnten die Hypotheken nicht mehr abzahlen oder refinanzieren. Die Krise hätte sich dabei auf die US-Immobilienbesitzer beschränken können. Bedauerlicherweise hatten die Banken und Geldgeber diese Kredite jedoch weiterverkauft. Die Schuldtitel wurden aufgeteilt und an andere Investoren und Banken in der ganzen Welt veräußert, in komplizierten Finanzpaketen, die scheinbar nur wenige Leute wirklich verstanden. Im Jahr 2007 wurden fast 1,3 Millionen US-Immobilien zwangsvollstreckt, eine Steigerung von 79 Prozent zum Jahr 2006. Panik verbreitete sich im weltweiten Finanzsystem! Denn niemand schien zu wissen, wer die nun ‚wertlosen’ Schuldtitel besaß. Plötzlich waren Banken nicht mehr bereit sich gegenseitig Geld zu leihen und verursachten durch den Mangel an frischem Kapital eine Kreditklemme. Bis Juli 2008 häuften Großbanken und Finanzinstitute in der ganzen Welt Verluste von etwa 435 Milliarden Dollar an.

Inzwischen kriegen Banken und andere Finanzinstitute keine Kredite mehr und bleiben auf den faulen Krediten in ihren Bilanzen sitzen. Viele mussten bereits Insolvenz anmelden oder stehen kurz davor. Aus Angst vor negativen Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft wurden zahlreiche dieser Institutionen von ihren Regierungen gerettet. Hierzu gehörten Freddie Mac und Fannie May in den USA, Versicherungsgigant AIG, Northern Rock in Großbritannien sowie Fortis und Dexia in Belgien. Die Aussicht auf weitere Insolvenzen brachte die US-Regierung zur Ausarbeitung eines 700 Milliarden Dollar Rettungspaketes. In Großbritannien zeichnet sich ein ähnliches Vorhaben ab.

Rohstoff-Boom verursacht Wirtschaftskrise

©Ed Yourdon/flickr)Die Subprime-Krise und die Kreditklemme sind allerdings nicht die einzigen Faktoren in der Wirtschaftskrise des Jahres 2008. Der auf Rekordniveau gestiegene Ölpreis, auf Grund steigender Energienachfrage in den boomenden Volkswirtschaften Indiens und Chinas, hat dramatische Auswirkungen auf Konsumenten in Europa und Nordamerika. Zunächst stiegen die Treibstoff- und Heizkosten. Der steigende Ölpreis hatte jedoch zusätzlich drastische Auswirkungen auf die Nahrungsmittelpreise, denn zu Produktion und Transport von Nahrung wird Treibstoff benötigt. In Entwicklungsländern wurde Nahrung so teuer, dass es teilweise bereits zu Aufständen kam.

Nachdem die Depression auf den Rohstoffmärkten in den 1980er und 1990er Jahren zu extrem niedrigen Preisen führte, ist nach dem Millennium ein signifikanter Rohstoffboom auszumachen. Im Januar 2008 überschritt der Ölpreis zum ersten Mal in seiner Geschichte die 100-Dollar-Marke und erreichte damit in den Augen vieler einen Level, der das Öl für viele unbezahlbar machte. Aber dieser Preis schien nichts zu sein im Vergleich zum Höchststand vom Juli 2008, als für ein Barrel Öl 147 Dollar bezahlt werden musste. Das Wirtschaftswachstum in den USA und Europa verlangsamte sich rasant. Am 30. September verkündete Großbritannien, dass das Wirtschaftswachstum mit null Prozent im vorherigen Quartal zum erliegen kam. Zusammen mit Deutschland wird es sich bis Ende 2008 offiziell in einer Rezession befinden. Die gesamte Eurozone sieht sich einigen düsteren Wirtschaftsindikatoren gegenüber.

Die Wirtschaftskrise ist das Ergebnis hausgemachter Fehler in den USA und des wirtschaftlichen Aufstiegs der Länder im fernen Osten. Der Ölpreis wird nie mehr das niedrige Niveau der Vergangenheit erreichen. Darauf wird sich die Welt einstellen müssen. Gleichzeitig kann die Kreditkrise, die ihren Ursprung in den USA hat, auch nur von Amerika gelöst werden. Europa wird nichts anderes übrig bleiben außer abzuwarten und zu versuchen, den Sturm heil zu überstehen.

Translated from The 2008 economic crisis explained