Chin !
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Martin SchneiderStellen Sie sich folgende Szene vor: Sie stehen in einer Karaoke-Bar in Tokyo, umringt von ihren japanischen Kollegen. Gerade haben Sie einen Beatles-Song zum Besten gegeben, deshalb toasten sie den anderen mit einem typisch britischen « chin chin old chap » zu. Doch sie ernten nur entsetzes Staunen, kindisches Kichern und schallendes Lachen.
Sie wundern sich: In Ländern, in denen man Englisch spricht, schlüpfen sie durch einen burschikosen « Chin chin »-Toast in die Rolle eines imperialen, bürgerlichen und feucht-fröhlichen Old-Style-Briten. Doch wenn sie diesen Satz im Land der aufgehenden Sonne anwenden, sind sie definitiv lost in translation: Denn mit dem Kinderwort « Chin chin » bezeichnen japanische Jungen ihren … na ja sie wissen schon.
Richtig lustig wird es aber erst, wenn man bedenkt, dass der Ausdruck « Chin chin », den auch Franzosen und Deutsche kennen, gar nicht aus England stammt. Er kam aus China nach Europa. « Ts’ing ts’ing », was soviel wie « Grüße » bedeutet, schnappten englische Seemänner im 18. Jahrhundert in chinesischen Häfen auf. Englische Händler brachten den Ausdruck dann zusammen mit ihren exotischen Waren in ihre Heimat und aus « Ts’ing ts’ing » wurde eben jener populärer englische Toast, der Japanern die Schamesröte ins Gesicht treibt : « Chin chin ».
Translated from Between blushes and bloody marys