Care4Calais - Konversationen aus dem Dschungel
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cafébabel DEFreiwilliges Engagement muss nicht immer gleich eine Riesen-Geldspende oder das Bauen von Waisenhäusern am anderen Ende der Welt sein. Manchmal genügt schon ein einfaches Gespräch. Adela aus Sheffield hat im Sommer mit der Organisation Care4Calais im Dschungel an der französisch-britischen Grenze geholfen.
Das Flüchtlings-Camp im französischen Calais - das auch der Dschungel von Calais genannt wird - beherbergt aktuell ca. 7300 Menschen aus Afrika, Asien und Nahost, die es tagtäglich die Flucht über den Ärmelkanal nach Großbritannien versuchen. Nachdem sie immer wieder in den Nachrichten vom Dschungel gehört hatte, entschied die 23-jährige Adela aus Sheffield im letzten Juni, dass sie helfen wolle.
„Ich wusste erstmal gar nicht so richtig, wie und was ich da draußen jetzt anpacken sollte“, gibt Adela zu. „Natürlich kann man nicht einfach so in ein Flüchtlingslager hereinspazieren. Aber dann fand ich die Organisation Care4Calais, die in einem 15-Autominuten vom Camp entfernten Lager untergebracht ist.“
Adela in Sheffield, und als Freiwillige bei Care4Calais. Bewegt den Slider, um beide Bilder zu sehen.
Da alle Hotels und Unterkünfte im Umkreis ausgebucht waren, campte Adela sechs Wochen lang auf einem Campingplatz in der Nähe. Es schien, als seien die Besitzer mehr als unzufrieden über die Existenz des Dschungels von Calais. „Wir sollten keinem davon erzählen, was wir hier eigentlich tun. Schon vor einem Jahr waren die Freiwilligen der Organisation hier untergebracht. Als die Campingplatz-Besitzer herausfanden, warum sie hier waren, mussten sie den Platz verlassen.“
Adelas Arbeit als Freiwillige bestand aus zwei größeren Tätigkeiten. Am Morgen wurden die Berge gespendeter Klamotten sortiert. Und am Nachmittag gab sie entweder Kunst- oder Sprachkurse für die Bewohner des Dschungels oder half bei der Vergabe von Kleider- oder Essensspenden für Bedürftige. Die große Anzahl an Spenden überraschte Adela sehr: „Sie haben so viele gute Spenden bekommen, jeder im Camp läuft mit brandneuen Nike-Turnschuhen und Trainingsanzügen herum.“
Die Spenden, die Care4Calais nicht annimmt, werden anschließend in andere Teile der Welt versendet. „Ich fand das immer komisch, da die Sachen ja immer schon von weither nach Calais gereist waren. Und man musste dann ja wieder dafür bezahlen, sie nochmals nach Syrien oder zu nationalen Charities nach England zu schicken.“
An Nachmittagen gab Adela oft Englischunterricht im Dschungel, auch wenn ihr schnell bewusst wurde, dass viele der dort Gestrandeten überqualifiziert waren. „Manche Leute dort sprachen perfekt Englisch - darunter Ärzte und Lehrer - ich denke, sie wollten einfach nur reden. Den Menschen hier ist einfach langweilig. Im Dschungel von Calais geht es nicht ums Überleben, sie haben genug um durchzukommen. Es geht eher darum, ihre Lebensqualität ein wenig zu verbessern.“
Für die meisten hier ist das Flüchtlingslager in Calais auch nur ein Übergang. Für Menschen, die enorme Distanzen zurückgelegt haben, um nach Calais zu kommen, muss die Zielgeraden in England nur einen Katzensprung entfernt scheinen.
„Es gab da einen Mann, den ich an einem meiner letzten Tage getroffen habe. Ich habe ihn gefragt 'Was machst du eigentlich, wenn du nicht zum Englischkurs auftauchst?' Und er antwortete: 'Ich habe versucht über die Absperrung zu kommen, aber die Polizei hat mich aufgehalten. Nach dem Mittagessen gehe ich dort wieder hin und versuche es erneut. Die Polizei hält mich wieder auf und dann geht es zurück ins Camp. Und dann versuche ich es am Abend wieder. Dreimal am Tag, ich habe jeden Tag einen enuen Anlauf genommen, um nach England zu kommen.' Es war traurig, denn er schien so entschieden. Aber selbst wenn er es bis England schaffen würde, sollte die Polizei ihn aufspüren, wird er wieder zurückgeschickt.“
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Dieser Artikel ist Teil unserer Sommerseire The Other Side of Summer über junge Menschen in Europa, die einen Teil ihres Sommers als Freiwillige verbringen.
Translated from Conversations from the Calais Jungle