Participate Translate Blank profile picture
Image for 2Cellos: "Früher haben wir Kirchenmusik für Omas gespielt"

2Cellos: "Früher haben wir Kirchenmusik für Omas gespielt"

Published on

Story by

Jaša Pipan

Translation by:

Default profile picture Alexandra Rojkov

BrunchKulturPolitik

Früher waren Stjepan Hauser und Luka Šulić Rivalen. Doch dann entschieden sich der Slowene und der Kroate, gemeinsame Sache zu machen. Heute sind sie berühmt für ihre Interpretation moderner Stücke: Smooth Criminal von Michael Jackson ist ihre bekannteste Parodie. Billige Kopie? Von wegen! Wer 2Cellos einmal trifft, will nie wieder das Original hören.

Ein ruhiger Morgen in Ljubljana. Das Einzige, was die Wartenden im Bahnhofscafé stört, ist das Radio: Smooth Criminal, der bekannte Hit von Michael Jackson tönt aus den Boxen. Ein Wink des Schicksals? Denn ein paar Stunden später schließt sich der Kreis. Wir befinden uns in Maribor, eine knappe Autostunde von der slowenischen Hauptstadt entfernt. Es ist ein sonniger Nachmittag. Und ich treffe die beiden smooth criminals, die den Hit aus dem Radio vor einem Jahr auf dem Cello aufgenommen haben. Die Streich-Adaption blieb kein One-Hit-Wonder und machte das Duo weltberühmt. Nebenbei sind die beiden Bandmitgleider auch noch gutaussehend, talentiert und wunderbar unterhaltsame Gesprächspartner.

Von Rostropovic zu Elton John

"Die beiden", das sind Stjepan Hauser und Luka Šulić. Stjepan ist 1986 im kroatischen Pula geboren, Luka ein Jahr später in Maribor, Slovenien. Luka studierte sein Instrument in Zagreb und Wien. Stjepan ließ sich in Manchester ausbilden. Dort trafen sich auch ihre Wege. "Smooth Criminal" brachte ihnen Weltruhm, doch auch vorher waren sie keine Unbekannten. Dazwischen liegen zahlreiche Musikpreise und Auftritte in großen Konzertsälen. Stjepan war Schüler des bekannten Cellisten Mstislaw Rostropovich, Luka studierte an der Royal Academy of Arts in London. Derzeit touren sie mit Elton John.

Ich hatte ein trockenes Interview mit zwei ernsten jungen Männern erwartet. Beide trugen Lederjacken, hatten ein breites Grinsen auf den unrasierten Gesichtern und einen festen Händedruck: Wer gemeinsam musiziert wird sich mit der Zeit wohl ähnlicher. Doch die Medien sprechen lieber über die angebliche Rivalität der beiden. Immer wieder werden sie gefragt, ob sie ihren Streit überwunden haben und nun ein echtes Team sind."Klar! Aber wir sind immer noch Feinde", scherzt Luka. "Wir sind beide talentiert, gutaussehend..." erklärt Stjepan auf Kroatisch, „…und auf eine gesunde Weise ehrgeizig. Waren wir immer. Aber wir waren auch immer Freunde“, beendet Luka Stjepans Satz auf Slowenisch.

Das geheime Leben eines Cello-Spielers

Luka scheint mit der Nachdenklichere von beiden zu sein – Stepjan bricht öfter in spontanes Lachen aus. Sie stecken voller Energie. Ich bin nicht die einzige Frau, die diesem Charme verfällt. Die Kommentare unter ihren facebook-Fotos sind zahllos. Mein Lieblingspost: Ein Mädchen wünscht sich, das Cello unter den Fingern der Musiker zu sein. „Das war bestimmt an mich gerichtet“, grinst Stjepan. “Ihm würde man sowas ja nicht schreiben.” Ob es ihnen etwas ausmacht, dass ihr Aussehen eine Rolle spielt? „Naja, wenn sie hübsch ist...“ Die beiden kriegen sich kaum ein vor Lachen.

Ich bemühe mich um ein ernsteres Thema. Kam der Ruhm wirklich über Nacht? "Nein", lacht Stjepan, "über zwei Nächte". Einen Versuch war es wert. "Unser Leben hat sich komplett verändert. Früher spielten wir Kirchenmusik für Omas", erklärt Luka. Stjepan beendet die Geschichte: "Jetzt sind wir eine Boyband. Irgendwie hören uns alle. Außer den Metalfans vielleicht." Doch natürlich kann nicht jeder die Musik der Jungs mögen. "Wir spielen einfach gut Cello", sagt Stjepan. "Jeder kluge Mensch erkennt das." Natürlich gebe es auch Kritik, sagt Luka. “Das wird sich nie ändern."

"Jetzt spielen wir das, was wir lieben; unsere Musik", erzählt Stjepan. "Wir haben Spaß! Mehr als je zuvor." Ihre Augen leuchten. "Und wenn jemand keinen Spaß hat, ist das sein Problem", meint Luka. So einfach ist das. Genauso, wie einen passenden Song für die Cello-Interpretation zu finden. "Wir spielen einfach Lieder, die wir mögen", sagt Stjepan. "Und die gut klingen, wenn man sie auf einem Streichinstrument spielt. Easy." Aber natürlich gebe es Grenzen, unterbricht der andere. "Es wäre toll, wenn es mit Michael Jacksons Man in the Mirror funktionieren würde. Tut es aber nicht."

Ein Lied für die Mädels

Und welche Rolle spielen die kulturellen Unterschiede? Bestimmt breitet Luka die Arme aus - ein Zeichen seiner Offenheit. "Mein Vater ist Kroate, meine Mutter Slowenin. Sie lieben einander." Ein Totschlagargument. Ob sie manchmal auch keine Lust aufs Cellospielen hätten? "Ja! Es tut gut, ab und zu eine Auszeit zu nehmen", schallt die Antwort im Duett. "Ich hab das schon seit ein paar Jahren." Stjepan zwinkert mir zu. Die beiden nehmen wohl gar nichts ernst.

Tage später werde ich eines Besseren belehrt. Als ich ihr Konzert in Maribor sehe, weiß ich, was 2Cellos heilig ist: ihre Musik. Sie sind rasiert, ihre Hände kontrollieren die Instrumente. Die Jacken dagegen haben sie behalten, ebenso wie ihren Humor. "Das ist kein klassisches Konzert", ruft Luka in die Menge. "Singt mit, wenn ihr die Lyrics kennt! Wir kennen sie nicht."

Während der Show steht Stepjan plötzlich auf. "Das nächste Lied", ruft er, "ist für die Frauen." Das Kreischen weicht kurz einem schmachtenden Seufzen: With or Without You von U2. Die Menge singt mit und, naja, folgt dem Rat des Musikers. And you give yourself away... Mit einer Rockeinlage geht die Show zu Ende. AC/DC, Guns’n’Roses…Zum Dank ernten sie einen ohrenbetäubenden Applaus. Nach so einer Show fällt es schwer, die Beiden nicht zu mögen. In der Kirche oder auf der Bühne.

Das zweite Album von 2Cellos kommt im Herbst 2012 in die Plattenläden. Momentan könnt ihr die Jungs in Deutschland, England und Nordirland sehen. Für weitere Tourdaten geht's hier zur offiziellen 2Cellos-Seite

Illustrationen: Homepage ©Jasa Pipan; Im Text ©2Cellos offizielle Facebook-Seite

Story by

Translated from 2Cellos: Slovenian-Croatian duo who were 'playing Bach in churches for grannies'