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10 Jahre Angstzustände

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Default profile picture juliane rohloff

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Von Lissabon bis Warschau wurde 2006 Geflügelfleisch tunlichst gemieden. 2008 ist die Schweinegrippe da. Das weckt Erinnerungen. Denn in den letzten zehn Jahren gab es in Europa mehrere Lebensmittelkrisen.

Am Anfang war der „Rinderwahn“. Dass sich diese Krankheit in Europa ausbreiten konnte, lag daran, dass ein Teil des verseuchten Tiermehls, das in Großbritannien hergestellt wurde, zu einer Zeit exportiert wurde, in der noch niemand dessen Schädlichkeit ahnte.

Der Wahn um den Rinderwahn

Im Jahre 1996 verkündete London, dass das „Schafszittern“ im Verdacht steht, sich auf den Menschen in Form der Creutzfeld-Jakob-Krankheit zu übertragen. Diese Krankheit, auch Bovine Spongiforme Encephalopathie (BSE) genannt, äußert sich durch einen fortschreitenden Zerfall des Gehirns, was zu Verhaltens- und Bewegungsstörungen führt. Diese Neuigkeit verbreitete sich in Windeseile und hatte sofort Folgen, da sie einen richtiggehenden Wahn bei den Verbrauchern verursachte. Der politische Druck war so hoch, dass der EU keine andere Wahl mehr blieb, als im März 1996 einem Embargo auf britisches Rindfleisch zuzustimmen, was sie kurz vorher noch wegen der wirtschaftlichen Risiken abgelehnt hatte. Eine Maßnahme, die wohl zu spät kam: Die Seuche, die 1985 in Großbritannien ausgebrochen war, erreichte ihren Höhepunkt zwischen 1990 und 1994. Das Embargo selbst wurde 1999 aufgehoben, 2002 auch für Frankreich.

Angst vor Hormonrindfleisch

Seit 1988 verweigern sich die Europäer dem amerikanischen Hormonrindfleisch. Dies geschieht im Namen des hochheiligen „Vorsichtsprinzips“ und mit der Begründung, dass die Risiken eines Zusammenhangs zwischen hormonbehandelten Fleisch und verschiedenen Krankheiten, wie dem Krebs, niemals widerlegt wurden. Auf das europäische Importverbot für Rind, das mit Steroiden und anderen Wachstumshormonen behandelt worden ist., haben die Amerikaner reagiert, indem sie Rechtsmittel einlegten und im Gegenzug Handelsbeschränkungen einführten, die 1999 von der WTO genehmigt wurden und nach wie vor gültig sind.

"Chickengate"

1999 gerieten einige Länder, darunter Belgien und Frankreich, in einen Skandal, bei dem es um Geflügel ging, an das verseuchte Futtermittel verfüttert worden waren. Die Regierungen sahen sich mit einem „Belgian Chickengate“ oder mit „Dioxin-Hühnchen“ konfrontiert. Dieses Mal lauerte die Gefahr in „Tierfetten“, die in die Produktion von Viehfutter gerieten und vorher durch eine große Menge Motoröl verunreinigt worden waren, das hochgiftiges Dioxin enthielt. Geflügelprodukte, Schweinefleisch, Butter, Eier und Milch wurden daraufhin in Belgien aus dem Handel gezogen. Zudem mehrte sich die Kritik an der Massentierhaltung von billigen Hühnern. Die von den Medien hochgepeitschten Skandale um vergiftete Coca-Cola und um den Listeriose verursachenden Camembert „Le Petit“ vervollständigen das Panorama dieser Lebensmittel-Paranoia zum Ende des Jahrhunderts.

Die Maul- und Klauenseuche

Die nächste Bedrohung trat 2001 auf : Eine aus Asien kommende Welle der Maul- und Klauenseuche traf die Viehzuchten in Großbritannien, Irland, Frankreich und der Niederlande mit voller Wucht. Die Europäische Kommission verabschiedete drastische Maßnahmen, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern. So ordnete sie ganz konkret die Notschlachtung von 4 Millionen Schafen an. Einige Monate später, im Jahre 2002, versetzte die Schweinepest Deutschland, Frankreich und Luxemburg in Alarmbereitschaft. Die Risiken waren, wie bei der Maul- und Klauenseuche, im Wesentlichen wirtschaftlicher Natur, da die Krankheit für den Menschen ungefährlich ist. Grenzkontrollen, Aktivierung des Frühwarnsystems, Absperrung der Seuchenbetriebe, Vernichtung der betroffenen Viehbestände und danach die rigorose Desinfektion. Wieder einmal hatte sich die „EU-Methode“ bewährt: Die Krise war eingedämmt.

Der Virus, der aus dem Osten kam

Heute weht ein neuer Wind der Angst durch die Supermärkte. Der Grund? Die Vogelgrippe ist da. Seit 2003 soll der Virus in Südost-Asien um die sechzig Tote gefordert haben und Millionen Vögel wurden notgeschlachtet. Die Angst vor einem Auftretens der Seuche beim Menschen gründet sich auf die Gefahr, dass das Virus der Vogelgrippe im Kontakt mit der menschlichen Grippe mutiert und dabei ein unbekanntes Gen kreiert. Europa hält den Atem an, mehrere Seuchenherde wurden in Rumänien, Bulgarien und Russland gemeldet. Aus den vorangegangenen Krisen gestärkt hervorgegangen, unternimmt die EU alle Anstrengungen, um einer Krise vorzubeugen. Aber wie lange noch?

Translated from Une décennie de psychoses alimentaires