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Kälte

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Geld kann in Berlin jede Häuserzeile verändern. Es kann Stadtviertel sortieren. Es errichtet Shoppingcenter und Schnellstraßen. Doch am Brandenburger Tor dürfen hungerstreikende Flüchtlinge keine Zeltstadt errichten.

Kameradist Wagner 

Die Notunterkünfte der Demonstrantinnen im Zentrum des touristischen Geschehens und nahe den politischen Entscheidern über die Asylgesetze stören. Sie stören die Ignoranz. Sie stören das “Wegsehenkönnen”. Sie stören das touristische Berlin.

Deswegen darf es am Brandenburger Tor keine Zeltstadt geben. Die Flüchtlinge sollen sich kalt fühlen. Sie sollen spüren, dass dieses Stück Straße vor dem Tor keine Heimat ist. Es soll hier kein Platz für sie sein. Kein Platz vor dem Tor und kein Platz in diesem Land.

In Rostock hat man Feuer verwendet, um Flüchtlinge aus dem Schutz eines steinernden Hauses hinauszutreiben. In Berlin nutzt die politische Macht die Kälte, um Flüchtlinge zum Verlassen der Straße zu bewegen. Die Kälte ist kein reines Naturereignis mehr. Es ist eine politische Kälte geworden, weil die Politik sie als Waffe nutzt.

Nachts ist die Kälte am Schlimmsten. Dann sind auch die Touristen von dem Platz vor dem Tor gegangen, die das “weltoffene” Berlin besuchen, das Tor zu bestaunen und die Gebäude der Macht im Umkreis. Nachts liegen sie dann in ihren Hotelbetten und tauschen geblendete Gedanken aus über diese Stadt und schlafen dann friedlich in ihr ein. Sie waren in Berlin willkommen.

Während die Stadt träumt, kriecht vor dem Tor die Feigheit aus der Kälte. Denn es ist eine feige Politik, die in der Nacht Polizisten und Polizistinnen durch die Reihen der Flüchtlinge schickt, ihnen Decken, Isomatten und Schlafsäcke wegnimmt, ihnen Angst macht, sie am Schlafen hindert und prügelt.

Doch die Boshaftigkeit ist niemals mutig gewesen. Sie wärmt sich stets in Häusern aus Stein, schickt Befehle bequem vom Schreibtisch durch Papier oder Kabel. Es sind feige Befehle an die Gedankenlosen, die die Mutigen quälen sollen, damit sie ihren Mut verlieren.

Doch ich glaube, die Flüchtlinge und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer werden morgen noch da sein. Und übermorgen. Und die Tage danach. Während die Touristen des “weltoffenen” Berlins in nur wenigen Metern Entfernung mit den Darstellern untergegangener Streitkräfte possieren und Seifenblasen jagen.

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