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Yes we camp: Der Revolutionssommer 2011

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Lifestyle

Das Zelten im Sommer ist eine der beliebtesten Urlaubsbeschäftigungen - vor allem unter jungen Leuten. Am See, in Wäldern, in der Stadt… Moment mal, in der Stadt? Richtig, denn warum nicht das Nützliche mit dem Wesentlichen verbinden, nach dem Motto „Yes, we camp“! Schließlich ist Zelten der Inbegriff von Freiheit und geben wir es doch zu, in Gesellschaft ist es ohnehin viel schöner. Und so stellt sich der Sommer 2011 in zahlreichen europäischen Städten und teilweise sogar weltweit, als extrem ereignisreich heraus. Demonstrationen, Streiks, Krawalle und bürgerliche Unruhen stehen auf der Tagesordnung, welche in den sogenannten „Revolutionscamps“ Ausdruck finden. So, “Get up, Stand up, Stand up for your rights. Get up, Stand up, don’t give up the fight!” Wer dahinter steckt, aus welchen Gründen, wie lange bereits und wo, seht ihr hier: Revolutioncamps 2011 von A wie Athen bis T wie Tel-Aviv.

Athen (Griechenland) - das Eskalationscamp

Wo? Syntagma-Platz

Wann? 22. Mai bis 29. Juli 2011

Warum? Ausgehend von Spanien lehnen sich junge Griechen gegen die Sparmaßnahmen der Regierung, die Auflagen des Internationalen Währungsfonds, der EU und der EZB auf, fordern Jobs und höhere Einstiegsgehälter und bezeichnen sich gegensätzlich zur Regierung als „Real Democracy“.

Foto: (cc)gr33ndata/flickr

Barcelona (Spanien) - das Gründercamp

Wo? Plaça de Catalunya. 

Wann? 15. Mai bis Ende Juli.

Wer? Ungefähr 20 000 Demonstranten in Barcelona, die sogenannten „Indignados (span. die Empörten) “, kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Warum? Sie protestieren sowohl gegen die in Spanien herrschende hohe Arbeitslosigkeit, Korruption und die große Macht der Banken und Parteien als auch gegen die Wirtschafts- und Währungspolitik der EU. Trotz der vorläufigen Ruhe, kündigt die „Democracia Real“ (span. die wahre Demokratie) weltweite Proteste ab dem 15. Oktober an. Bis zu diesem Tag soll die Bewegung auch in Brüssel eingetroffen sein.

Foto: (cc)Mira Shemeikka/flickr

Finowfurt (Deutschland) - das Futurecamp

Wo? Luftfahrtmuseum Finowfurt, nahe Berlin.

Wann? 10. bis 14. August.

Wer? Hacker, Nerds und alle anderen, die sich für Wissenschaft, Kultur und Hacking interessieren.

Warum? Na weil eine riesige LAN-Party in Zelten mal für etwas Abwechslung sorgt und nebenbei auch noch ein Zeichen gegen die Internetzensur und für die Eroberung des Weltalls setzt. Das diesjährige Motto lautet „Hackers in Space“. Kurz gesagt, ein Chaos Computer Camp (CCC), wo selbst das Dixiklo zu einem überdimensionalen Datenklo bzw. Stromkasten umfunktioniert wurde.

Foto: (cc)Christopher Schirmer/flickr

Kairo (Ägypten) - das überdauernde Camp

Wo? Tahir Platz.

Wer? Alle, die sich von der Übergangsregierung mehr erhofften und Ausdauer haben. 

Wann? Seit der großen Revolution Anfang des Jahres, gingen die Proteste eher schleppend. Nun sehen auch die Ägypter das Zelten an einem öffentlichen Ort als eine gute Möglichkeit des Ausdrucks von Unzufriedenheit an und beschlagnahmten im Juli den Tahir Platz.

Warum? Trotz der Abdankung Mubaraks am 11. Februar 2011, setzen sich die Bürger auch noch ein halbes Jahr später für Demokratie im Land ein. Sie wollen die Übergangsregierung daran erinnern, dass sie bis zu den Parlamentswahlen im November 2011 im Namen des Volkes regieren soll.

Foto: (cc)Jonathan Rashed/flickr

Madrid (Spanien) - das

Wo? Plaza del Sol.

Wann? 15. Mai bis ... (am 23. August beispielsweise soll ein großes Treffen organisiert werden)

Wer? Ungefähr 40 000 Demonstranten, die sogenannten „Indignados“ (span. die Empörten).

Foto: (cc)iPhonekeriak/flickr

Paris (Frankreich)

Wo? Place de la Bastille.

Wann? Seit Mitte Mai. Höhepunkt: Der 14. Juli, Nationalfeiertag in Frankreich.

Wer? Spanier und Franzosen.

Warum? Zur Unterstützung seiner Nachbarn und der Bewegung des 15. Mai in Spanien.

Foto: (cc)res_publica2011/flickr

Saana (Jemen)

Wo? „Platz des Wandels“ vor der Universität in Saana und in der Al-Dairy-Straße

Wann? Seit bereits einigen Monaten. Höhepunkt war das Massaker am 18. März 2011. Es gab mehr als 50 Tote.

Wer? Anti-Salih-Demonstranten, also all diejenigen, die sich gegen den Präsidenten Ali Abdullah Salih richten.

Warum? Der Präsident des Jemen, Ali Abdullah Salih, verweigerte die Unterzeichnung seiner Abtrittserklärung für 2013. Nach langen, jedoch friedlichen Demonstrationen unternahm die Regierung eine Umkreisung der "Camper".

Foto: (cc)AJTalkEng/flickr

Stuttgart (Deutschland)

Wo? Schlossgarten.

Wann? Seit Ende Juni 2010 bis Ende Juni 2011. Temporäre Unterbrechungen – permanente Überzeugung.

Wer? Menschen mit Eigeninitiative, Gegner von Stuttgart 21, Baumschützer und „echte Demokraten“.

Warum? An erster Stelle ist das Zelten gegen Stuttgart 21 gerichtet. Am 18. Mai kündigte die humane Bewegung gegen Sozialkahlschlag jedoch auch die Unterstützung der Bewegung des 15. Mai in Spanien an und ruft nun zu einer „Aufräum-Aktion“ auf. Ende Juni wurde der Zeltplatz durch die Polizei zwangsgeräumt, doch das Übernachten mit Decken in Parks ist nicht verboten.

Foto: (cc)visual.rebellion/flickr

Tel-Aviv (Israel)

Wo? Rothschild- Boulevard.

Wann? Die Zeltstadt entstand Ende Juni.

Wer? Aus allen Schichten der Bevölkerung, hauptsächlich der Mittelschicht, hat sich die Zahl der Demonstranten von 50.000 am 23. Juni bis heute mehr als versechsfacht.

Warum? Für soziale Gerechtigkeit, gegen die immer größer werdende Schere zwischen arm und reich und die zu hohen Mieten und Lebenshaltungskosten. Und das sehen auch Künstler und Prominente so, die ab und an für ein Freilichtkonzert oder Vorlesungen vorbeischauen. Politiker sind allerdings unerwünscht.

Foto: (cc)Ronan Frieman/flickr

Zelte der Zukunft

„Yes we camp“, „Real Democracy“,„Get up stand up“, „empört-euch“ und und und… Wie lange können die Aktionen noch ignoriert werden? Junge Europäer, vereinter als je zuvor?

Foto: (cc)TrevinC/flickr