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Workeer: Studenten bauen Jobbörse für Flüchtlinge

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Gesellschaft#OpenEurope

"Workeer" ist die erste Ausbildungs- und Arbeitsplatzbörse im Netz für Geflüchtete in Deutschland. Die zwei Berliner Studenten David Jacob und Phillip Kühn entwickelten die Jobbörse als Abschlussarbeit ihres Studiums. Doch auch darüber hinaus wollen sie die Plattform weiter verbessern und Flüchtlingen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern.

cafébabel: Momentan ist eure Plattform Workeer noch in der Beta-Phase. Welche Features plant ihr für den offiziellen Launch Ende 2015?

David Jacob: Da gibt es verschiedene Themenbereiche, die wir noch angehen wollen. Zum einen haben wir ganz viel Feedback bekommen in den ersten Wochen - da sind viele Verbesserungsvorschläge dabei. Außerdem ist Mehrsprachigkeit ein gefragtes Thema. Uns ist natürlich bewusst, dass das sehr wichtig ist. Insofern wollen wir versuchen, die Plattform auch in Englisch und eventuell in Arabisch umzusetzen. Und als drittes möchten wir Info-Seiten auf der Plattform anbieten, um Fragen von Arbeitgebern zu beantworten. Bei welchem Status darf welche Beschäftigung ausgeübt werden? Bei welchem Amt oder bei welcher Behörde muss ich welchen Antrag stellen? Das heißt: Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Genau solche Info-Seiten sollen auch für Geflüchtete verfügbar sein. Sie sollen nachlesen können, welche Jobs sie machen dürfen. Außerdem stellen wir uns vor, ein Paten- oder Vermittlungssystem einzuführen. Damit sehen Arbeitgeber, welche Initiative hinter welchem Geflüchteten steht. Auf diese Weise könnten sie sich auch an die Initiativen wenden, um den Kontakt zu Bewerbern herzustellen.

cafébabel: Workeer entstand als gemeinnütziges Abschlussprojekt während eures Studiums – ohne Finanzierungsplan und ohne Kooperationen. Mittlerweile finden sich hunderte Bewerber und Jobangebote auf eurer Plattform. Inwiefern sucht ihr jetzt Unterstützung von Initiativen, Institutionen oder Unternehmen?

David Jacob: Das ist auf jeden Fall ein Punkt, den wir in den nächsten Wochen und Monaten angehen müssen. Wir überlegen, wie wir das Ganze auf eine professionelle Basis stellen und auch den Fortbestand von Workeer sichern. Wir müssen entscheiden, mit welchen Initiativen wir zusammenarbeiten können und wie so eine Zusammenarbeit sinnvoll aussieht. Das ist ganz entscheidend. Und dann stellt sich die Frage, ob wir in irgendeiner Form eine Finanzierung auf die Beine stellen. Damit wir vielleicht zwei, drei Leute dazu holen können, die uns professionell einige Tage pro Woche unterstützen. Zu zweit ist das in der jetzigen Form auf Dauer nicht zu stemmen.

cafébabel: Habt ihr denn schon Partner gefunden?

David Jacob: Wir haben mittlerweile sehr viele Kontakte bekommen. Viele Initiativen haben uns angeschrieben, aber auch Organisationen und Behörden wie die Bundesagentur für Arbeit. Von deren Arbeitsprojekt „Early Intervention“ sind schon mehrere Leute auf uns zugekommen. Wir setzen uns jetzt nach und nach mit den verschiedenen Leuten zusammen, führen Gespräche und schauen, ob es sinnvolle Schnittstellen gibt für eine Zusammenarbeit.

cafébabel: Und wie sollte eine Zusammenarbeit konkret aussehen?

David Jacob: Wir möchten mit Initiativen zusammenarbeiten, die Bewerbungscoachings anbieten und sich die Bewerberprofile anschauen. Wünschenswert ist dabei, dass sie Geflüchtete kontaktieren und ihnen helfen, ihre Profile gut auszufüllen. So könnten wir die Qualität der Bewerberprofile hochhalten. Wir suchen aber auch Initiativen, die bei der Vermittlung helfen.

cafébabel: Ihr beide habt euer Studium beendet und seid berufstätig. Habt ihr überhaupt noch Zeit, Workeer zu betreuen?

David Jacob: Das ist ein schwieriger Punkt. Ich mache gerade sehr viel nach Feierabend und am Wochenende und das ist für mich auch eine hohe Belastung. Mein Arbeitgeber hat mir genehmigt, drei Stunden pro Woche für Workeer zu arbeiten. Er bezahlt mich weiter für diese Arbeitszeit und unterstützt so das Projekt. Das ist schon mal eine Erleichterung, denn einige Termine sind nur in der Kernarbeitszeit machbar. Für Philipp ist es so: Als Selbstständiger ist seine Mitarbeit an Workeer verlorene Auftragsarbeitszeit. Theoretisch könnte er sich aber die Zeit für das Projekt nehmen. Und insofern stellt sich gerade auch für ihn die Frage, ob wir eine Finanzierung für seine Vergütung finden - damit seine Arbeit am Projekt auch eine faire Angelegenheit bleibt.

cafébabel: Inwiefern könnt ihr euch vorstellen, Workeer aus Zeitgründen zukünftig abzugeben?

David Jacob: Das ist schon sehr gut vorstellbar und auch schon immer der Plan gewesen. Wir wollen Workeer zum Laufen bringen und eine Version 1.0 bereitstellen, die erst mal eine fertige Sache ist und keine Weiterentwicklung benötigt. Ab diesem Zeitpunkt möchten wir mit Partnern nur noch am Pflege- und Verwaltungsaufwand zusammenarbeiten. Eine Sache wird sich aber nie ändern: Workeer ist unser Baby. Es ist unser Projekt gewesen von Anfang an. Wir haben es ins Leben gerufen und es würde uns beiden schon schwer fallen, es komplett aus der Hand zu geben. Also ich kann mir schon vorstellen, dass wir immer in einer leitenden oder beratenden Funktion tätig sein werden. So können wir auch zukünftig Ideen vorgeben und auch die Richtung mitbestimmen. Denn wir haben schon ein klares Bild im Kopf, wie die Plattform sein soll. Workeer komplett abzugeben täte schon weh. Und im schlimmsten Fall mitanzusehen, dass es sich in eine ganz andere Richtung entwickelt.