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Wo in Europa fühlen sich Unternehmer am wohlsten?

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GesellschaftPolitik

Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise und dem damit verbundenen äußerst labilen Arbeitsmarkt fragt sich manch ein Europäer, in welcher Stadt unseres Kontinents man wohl die besten Chancen auf einen Job hat. In welcher Metropole muss man um seine Stelle bangen, weil das Unternehmen gedenkt, den Standort zu wechseln? Ist es besser gen Norden zu pilgern oder doch eher in Richtung Äquator? Kann man sich auf die Finanzhochburgen Europas verlassen oder peilt man besser Provinzstädte an? Der französische Verein ECER-Banque Populaire (European Cities Entrepreneurship Ranking) gibt in seinem neuesten Städte-Ranking teils überraschende Antworten. In 37 europäischen Städten hat ECER 170.000 Unternehmer nach ihrer Zufriedenheit bezüglich ihres Standorts befragt und eine Hitliste dazu erstellt: Panorama.

Rom: La vita amara

In Rom - dem Schlusslicht der ECER-Studie - schlagen die Unternehmer die Hände über dem Kopf zusammen. Der Verein begründet die Unzufriedenheit der Unternehmen in der italienischen Hauptstadt mit der etwas vagen Erklärung, dass sich die Befragten v.a. über die vorhandene Infrastruktur beklagen. Die Beschäftigungsquote lag 2009 bei 57.5%, was im europäischen Vergleich eine sehr niedrige ist.

©Giara/flickr

London: Finanzhochburg mit Sorgen

Großbritanniens City wird oft als Finanzhauptstadt Europas bezeichnet, was einen stabilen Arbeitsmarkt versprechen sollte… Doch dem ist nicht so: London schneidet mit dem 33. Platz im Durchschnitt schlecht ab. Noch schlechter als seine kleinen Brüder Birmingham (Rang 25) und Manchester (Rang 32). Warum sind Unternehmen in Großbritannien so unzufrieden? London hat an der weltweiten Wirtschaftskrise hart zu knabbern: So nahm beispielsweise die Zahl der Entlassungen im Frühling 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 134% (!) zu.

©Chris JL/flickr

Genf: Musterknabe mit Makeln

Auch die Schweizer Finanzhochburg stimmt Unternehmer in Krisenzeiten nicht gerade glücklich: Genf belegt den zweitletzten Rang (35) vor Budapest und Rom - offensichtlich können da auch die guten Steuersätze nichts wett machen. Ebenso erstaunlich schlecht abgeschnitten hat Musterknabe Kopenhagen mit dem 34. Platz, obwohl die dänische Hauptstadt doch die höchste Lebensqualität der Welt haben soll…

©1suisse/flickr

Lissabon: Musterschüler im Süden

Die Ausnahme bestätigt die Regel - und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Erstens macht Lissabon (Rang 6 der Klassifizierung) als Hauptstadt vor Porto (Rang 19) das Rennen, wobei laut Umfrage die Provinzmetropolen allgemein besser abschneiden als die Hauptstädte. Und zweitens holt Lissabon die Städte des Südens aus dem Sumpf, indem sie sich als einzige in den Top 10 platziert.

©gilderic/flickr

Wow Warschau

Go East! Vielleicht hätte man sich jobtechnisch nicht unbedingt in diese Himmelsrichtung bewegt, doch wer sich in Europa nach einem stabilen Stellenmarkt umsieht, kann sich auch nach Warschau aufmachen - die polnische Hauptstadt bekommt nämlich von Unternehmern in Europa die Bronzemedaille umgehängt. Warschau, das mit 1.7 Millionen Einwohnern die achtgrößte Stadt der EU ist, hat von 2009 bis 2010 7 Plätze gut gemacht. Vielleicht kommt diese positive Tendenz daher, dass Warschaus Kapazitäten bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind und die Zahl an akademisch ausgebildeten Arbeitnehmern sehr hoch ist. Wer also gedenkt, sich als Unternehmer zu versuchen: Auf ins boomende Polen!

©mrichel/flickr

Malmö hoch hinaus

Die südschwedische Stadt Malmö belegt den ausgezeichneten zweiten Platz. Seit der ersten ECER-Rangliste haben schwedische Städte Überfliegerstatus. Vor allem in Sachen Betreuung von Start-Ups und Projektdiagnosen hat Malmö die Nase vorn. Allgemein sind die nordischen Städte Europas bei den Unternehmen deutlich beliebter als die südeuropäischen: Unter den ersten zehn repräsentiert gerade einmal Lissabon (Rang 6) den für anderweitige Aktivitäten beliebten Süden Europas.

©Soren Cosmus/flickr

Frankfurt: Die Siegerstadt

In der fünftgrößten Stadt Deutschlands - der einzigen der Bundesrepublik, die zu den Alpha World Cities (den international bedeutendsten Metropolen) gehört - fühlen sich Unternehmer 2010 offensichtlich am besten aufgehoben. Deutschland schneidet in der Hitliste ohnehin sehr gut ab: Fünf Städte sind unter den Top 10. Die Gründe für die deutschen Überflieger? Laut ECER basiert das deutsche Modell auf einer gefestigten und dichteren Unternehmenskultur, die aus vielen mittelständischen Unternehmen besteht, die durch ihr enges Netzwerk krisenresistenter als Firmen anderer Nationen sein sollen.

©loop_oh/flickr