"Wir bleiben alle!"
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Text und Bilder: Christiane Lötsch Letzte Woche hatte ich ein Stück dunkelblauen Stoff unter den Lenker meines Fahrrades geklemmt, das schon einige Tage im Hausflur stand. Es war eine Art Mini-Transparent, das man mit zwei Kordeln auf dem Balkon anbringen sollte. Darauf stand: „Wir bleiben alle!
“ Dazu ein Flyer im Briefkasten: Eine Initiative von Mietern, die in Gebäuden rund um den Weichselplatz wohnen, hatte sich nach dem Aufkauf der Gebäude durch die „Grundstücksgemeinschaft Weichselplatz“ gegründet: „Wir wollen nicht, dass unser Kiez unbezahlbar wird (...) Wir fürchten um die Grundlage unserer Existenz: unser Dach über dem Kopf. Rette deinen Kiez – wir bleiben alle!“
Seit ein, zwei Jahren schwappt die Gentrifizierungs-Welle, die in Kreuzberg die Mieten durchschnittlich um 12 Prozent hat ansteigen lassen, über den Kanal rüber nach Neukölln; ein Bezirk, in den vor einigen Jahren noch so mancher Berliner keinen Fuß gesetzt hätte. Nun steht auf einem Dach der Häuser, die direkt am Kanal liegen, die schöne Wortschöpfung „Kreuzkotze“ - eine Anspielung auf die Gegend, die von vielen „Kreuzkölln“ genannt wird. Die Nähe zum Kanal hat die internationalen Investoren angelockt, die teilweise sehr runtergekommenen Häuser wurden auf Kosten der alten Mieterschaft saniert. Dem Weichselplatz steht ähnliches bevor. Fast alle Häuser wurden von derselben Investorengemeinschaft aufgekauft, die Mieter müssen mit Mieterhöhungen um bis zu 60 Prozent rechnen. Sie kämpfen mit bescheidenen Mitteln dagegen an.
Weitere Informationen gibt es hier: fuldaweichsel.wordpress.com
Wie wir die Räuming der Liebig 14 beobachtet haben: Kurz vor dem Angriff.
Vorheriger Kommentar zur Gentrifizierung in Berlin, ist hier: Gentrification in Berlin Kreuzberg - Bloß weg hier