Wer ist eigentlich dieser Hofer?
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Andreas Hofer- Wirt, Viehhändler, Freiheitskämpfer, Patriot, Tiroler. Nationalheld?
Möchte man sich ein wenig erholen und ein paar schöne Tage im Grünen oder im Schnee verbringen, so kann man im Andreas Hofer Hotel in Kufstein Unterkunft finden. Oder im Hotel Andreas Hofer im Pitztal. Oder im Pustertal. In Dornbirn. In Umhausen. Tagsüber den Andreas Hoferweg in Innsbruck entlang wandern, vorbei an der Andreas-Hofer-Kapelle, in der Andreas-Hofer-Hütte einen über den Durst trinken, das Andreas-Hofer-Lied anstimmen und sich am nächsten Tag eine Kopfwehtablette aus der Andreas-Hofer-Apotheke holen. Aber nein? Keine Lust auf Landluft? Dann eben in Wien im Restaurant zum Andreas Hofer! Vielleicht kommt man auf dem Weg in die Hauptstadt noch an der Andreas-Hofer-Kaserne vorbei.
Das Andreas-Hofer-Lied ist übrigens auch die Tiroler Landeshymne:
Zu Mantua in Banden Der treue Hofer war, In Mantua zum Tode Führt ihn der Feinde Schar. Es blutete der Brüder Herz, Ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz. Mit ihm das Land Tirol, Mit ihm das Land Tirol.
In Tirol ist er also Nationalheld. Doch was genau hat er überhaupt vollbracht?
1767 wird Hofer in Tirol geboren. Er führt den Gasthof Sandwirt, wo er 1804 Erzherzog Johann begegnet. Zwischen den beiden entwickelt sich ein reger Briefwechsel. Besprochen wird der Tiroler Widerstand gegen die Bayern. Anfang 1809 wird er zum Oberkommandant der Tiroler Truppen ernannt. Bei allen kommenden Schlachten kann er die Franzosen und Bayern abwehren, noch im selben Jahr regiert er zwei Monate lang Tirol im Namen des Kaisers. Gegen Ende seiner Amtsperiode, wird in Schönbrunn Frieden geschlossen. Die Tiroler empfinden es als Diffamie, Widerstand gegen die Franzosen formiert sich erneut. Sogar Napoleon soll Respekt vor den Tirolern gehabt haben: "Die Bayern haben es nicht verstanden, Tirol zu regieren; sie sind dieses tapferen Volkes, dessen Gegenwehr mir Achtung einflößt, gar nicht wert." Besiegt hat er den Aufstand dann trotzdem. Hofer muss flüchten und versteckt sich auf einer Alm. Doch er wird am 28. Januar 1810 verraten von einem Mann, der später den Beinamen "Judas von Tirol" erhalten sollte. Nach der Gefangennahme wird er, wie uns die Nationalhymne schon verrät nach Mantua gebracht und zu Tode verurteilt. Noch heute feiert man am 20. Februar alljährlich seinen Todestag.
2009 war gar das Andreas-Hofer-Gedenkjahr mit einer riesigen Gedenkfeier. Am Festumzug nahmen 28.000 Mitglieder von Traditionsverbänden Teil, auf der Ehrentribüne ließen Bundespräsident, Bundeskanzler sowie weitere Spitzenpolitiker das Spektakel an sich vorbei gehen. Man zählte ewta 70.000 Zuschauer.
Der traurige Witz an dieser Figur: Noch im 19. Jahrhundert soll Hofer von seinen Landsleuten belächelt worden sein, wurde aber mit dem Aufstieg der Deutschnationalen zum heldenhaften Widerstandskämpfer erklärt. Man beachte die sechste Zeile der Tiroler Landeshymne! Da passt es natürlich gut ins Schema, dass Hofer Juden gehasst hat. Für Aufklärer hatte er auch nicht viel übrig. Und die Aussage, dass Frauenzimmer Volksjustiz drohe, wenn sie "ihre Brust und Armfleisch zu wenig oder mit durchsichtigen Hadern bedecken" lässt nichts Nettes über sein Frauenbild erahnen.
Nein, nein. Seine Heldentaten sind schon gerechtfertigt, wir brauchen ja auch österreichische Helden. Bei welchen Gedenkfeiern würde der Bundespräsident denn sonst teilnehmen? Und für einen Großteil der anderen geladenen Spitzenpolitiker der Ehrentribüne gibt es ja auch keinen WKR-Ball mehr in der Wiener Hofburg. Oder war da was? Ach ja, der heißt jetzt Akademikerball. Findet eh auch in der Hofburg statt.
In diesem Sinne die Tiroler Grußformel. Heil.