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Wende: Kann Strauss-Kahn jetzt doch Präsident werden?

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Politik

US-Richter haben den Hausarrest für Dominique Strauss-Kahn am Freitag aufgehoben, der unter Verdacht steht, ein Zimmermädchen sexuell genötigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hegt Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers.

Europas Presse kritisiert die anfängliche Vorverurteilung durch die US-Justiz, aber hält für wichtig, dass sexuelle Belästigung in der Politik endlich zur Sprache kommt.

Público: Strauss-Kahn Opfer einer Verschwörung?; Portugal

Das US-Gericht hat den ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn falsch behandelt, kritisiert die Tageszeitung Público: "Was ist, wenn Strauss-Kahn Opfer einer Verschwörung geworden ist, die mit den besten Drehbüchern der guten alten B-Movies konkurrieren könnte? Und wenn das Gericht zufällig beweist, dass die Anklage eine Intrige und der Ex-Vorsitzende des IWF das Opfer falscher Zeugenaussagen und eines Gerichts war, das im seinem Eifer einen unvorstellbaren Angriff auf die Unschuldsvermutung vollzog? […] Noch ist es zu früh, Strauss-Kahns Unschuld zu verkünden, doch seine Freilassung weist darauf hin, dass die klaren Beweise, derentwegen er in New York in Handschellen vor die Richter geführt wurde, nicht so klar waren. Man könnte sagen, so etwas kann in jedem Rechtssystem passieren. [...] Doch weil es denkbar war, dass Strauss-Kahn unschuldig ist und das mutmaßliche Opfer lügt, war das ganze Prozedere abstoßend und inakzeptabel." (Artikel vom 02.07.2011)

Libération: Stellenwert der Aussage einer Frau in der Gesellschaft…; Frankreich

Die Anklage wegen versuchter Vergewaltigung gegen Dominique Strauss-Kahn wird möglicherweise fallen gelassen, nachdem Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Klägerin aufgekommen sind. Dennoch hat der Skandal wichtige Fragen aufgeworfen, meint die linksliberale Tageszeitung Libération: "Was auch immer die Ermittlungen noch ergeben werden: [...] Anlässlich des DSK-Skandals haben wir ganz unerwartet unser kollektives Gewissen erforscht, indem wir uns Fragen gestellt haben, die die Beziehung zwischen Medien und Mächtigen betreffen, zwischen Mann und Frau, sowie den Stellenwert der Aussage einer Frau in der Gesellschaft. Von der weltweit beachteten Lokalnotiz zu unseren persönlichsten Gefühlen, selten hat sich das Große so gut im Kleinen gespiegelt. Die Erforschung unseres Gewissens, die Dekonstruktion unserer Gewohnheiten und Überzeugungen, bleibt richtig und nützlich. Auch wenn nicht erwiesen ist, dass DSK die Grenze zwischen notorisch aggressiver Anmache und Vergewaltigung überschritten hat: Der Bann des Schweigens, der so lange auf sexuellen Belästigungen und Übergriffen gerade im politischen Milieu lag, ist inakzeptabel." (Artikel vom 04.07.2011)

Der Standard: Strauss-Kahn ist ein Sicherheitsrisiko; Österreich

Hier 2002, das jahr, in dem die Belästigung angeblich stattgefunden haben sollNach der Wende im Fall Dominique Strauss-Kahn scheint auch dessen Kandidatur um die französische Präsidentschaft wieder möglich. Doch als erster Mann Frankreichs wäre er ein Risiko wegen seines Verhaltens gegenüber Frauen, befindet die linksliberale Tageszeitung Der Standard: "Kann so ein Mann zum französischen Präsidenten gewählt werden? Sicher, wenn ihn die Sozialisten nominieren und das Volk ihm eine Mehrheit über Nicolas Sarkozy verschafft. Er wäre dann ganz legal an der Macht und (mit seinem Wissen) einer der Mächtigsten der Welt. [...] Dominique Strauss-Kahn kann tun, was er will - vor allem, weil seine Frau die Eskapaden in der Öffentlichkeit deckt. Aber ein Mann, der Präsident einer politischen Mittelmacht werden möchte, darf kein Sicherheitsrisiko sein. Strauss-Kahn ist es. Selbst dann, wenn rechtlich nichts an ihm hängen bleibt. [...] Strauss-Kahn ist immer wie ein Duodezfürst aufgetreten. [...] Gefehlt hat nur die barocke Perücke." (Artikel vom 04.07.2011)

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Illustrationen: (cc)MCdeMtl/flickr; Video (cc)euronews/YouTube; Tristane Banon (cc)Wikimedia

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