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Verliebt in Berlin

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BerlinKultur

Was kommt dabei raus, wenn man Harry und Sally nach Berlin verlegt, einen Schuss deutsch-französische Irrungen und Wirrungen zugibt und das Ganze von einem Amerikaner drehen lässt? Ein Film wie Go with Le Flo

Flo­ri­an liebt Ca­mil­le, die ihn aber nicht, weil sie einen an­de­ren hei­ra­ten wird, der wie­der­um even­tu­ell eine Af­fä­re mit einer Schau­spie­le­rin hat. Davon ahnt Flo­ri­an nichts. Eben­so­we­nig davon, dass seine beste Freun­din Jenny seit Ewig­kei­ten heim­lich in ihn ver­liebt ist. Kein Wun­der also, dass Flo­ri­ans ge­plan­ter Hei­rats­an­trag in mehr­fa­cher Hin­sicht auf wenig Ge­gen­lie­be stößt. Wird Jenny es recht­zei­tig schaf­fen, Flo­ri­an ihre Ge­füh­le zu ge­ste­hen? Und wie lange kann Ca­mil­le ihrem Ver­lob­ten den lie­bes­tol­len Flo noch ver­heim­li­chen? So­weit die Aus­gangs­la­ge von Go with Le Flo, einem char­mant-un­ter­halt­sa­men Ver­wirr­spiel, wel­ches im Rah­men des fran­zö­si­schen Thea­ter­fes­ti­vals La Ména­ge­rie (23. bis 25. Mai) in Ber­lin als Vor­pre­mie­re ge­zeigt wurde.

Kein Happy End in Sicht

Flo­ri­an (Denis Au­bert) ist Halb­fran­zo­se und be­treibt im Prenz­lau­er Berg den De­li­ka­tes­sen-La­den Le Flo, spe­zia­li­siert auf fran­zö­si­sche Sa­la­mi (sau­cis­son). Er ver­liebt sich gerne, oft und stets Hals über Kopf in Fran­zö­sin­nen – ein Happy End hat es bis­her aber nie ge­ge­ben. Immer für ihn da, wenn mal wie­der Ge­schirr an die Wand fliegt: Jenny (Ma­ri­na Senckel), deutsch, beste Freun­din, Bä­cke­rei-Be­sit­ze­rin und Flo-Ex­per­tin („Du bist ein lau­si­ger Men­schen­ken­ner!“). Als Flo­ri­an sei­ner mon­dä­nen Freun­din Ca­mil­le (Les­lie Du­breuil) einen Hei­rats­an­trag ma­chen will, däm­mert es Jenny plötz­lich: Sie liebt Flo­ri­an! Und will auf kei­nen Fall, dass er Ca­mil­le hei­ra­tet. Was weder Jenny noch Flo ahnen: Ca­mil­le ist ver­lobt, ihr Zu­künf­ti­ger (Ma­thieu Alex­and­re Char­rière) dreht ge­ra­de unter der Regie von Ca­mil­les Vater einen Film. Ca­mil­le, fest davon über­zeugt, dass ihr Herz­blatt sie be­trügt, ge­nießt Flo­ri­ans Auf­merk­sam­keit – etwas Erns­tes ist die Be­zie­hung für sie aber nicht.

BER­LIN À LA FRANÇAISE

Ohne zu viel ver­ra­ten zu wol­len: Die Sache mit dem Hei­rats­an­trag klappt na­tür­lich nicht wie ge­plant und so ver­bringt Flo die meis­te Zeit des Films damit, sei­ner ge­lieb­ten Ca­mil­le hin­ter­her­zu­ja­gen, wäh­rend Jenny ihn davon ab­hal­ten will. Und dann taucht auch noch Ca­mil­les Ver­lob­ter und Vater in Ber­lin auf, um ihren Film dort fer­tig zu dre­hen! Zu­ge­ge­ben: Die Hand­lung an sich ist recht sim­pel – dafür sor­gen jede Menge sku­ril­le Ne­ben­fi­gu­ren für Es­prit. Da wäre zum Bei­spiel Flo­ri­ans ei­gen­wil­li­ge Aus­hil­fe Tina (Ro­ber­ta Bi­an­chi­ni), die eher nach boy­fri­end ma­te­ri­al Aus­schau hält statt nach einem neuen Fah­rer für den Laden. Oder Jen­nys Freun­din und Mit-Bä­cke­rin Gabi (Luisa Wietzo­rek), eine trotz ihrer le­dig­lich 21 Jahre ex­trem ab­ge­klär­te Lie­bes­ex­per­tin.

Lie­be­voll nimmt Go with Le Flo Kli­schees auf’s Korn – so vol­ler amour Flo auch ist, in sei­nem Laden herr­schen preu­ßi­sche Dis­zi­plin und Ord­nung (mit Tina als un­kon­trol­lier­ba­rem, an­ar­chis­ti­schem Ele­ment). Und Ber­lin hat etwas von Paris, wenn Flo auf sei­nem Mofa durch die Stra­ßen fährt und dazu Ak­kor­de­on­mu­sik er­klingt. Ber­lin à la française. Dabei ist der Re­gis­seur, Mi­cha­el Gl­over, Ame­ri­ka­ner. Viel­leicht kommt daher die wohl­tu­en­de iro­ni­sche Dis­tanz. Gl­over hat ein kun­ter­bun­tes, in­ter­na­tio­na­les Team um sich ver­sam­melt, auf Deutsch und Fran­zö­sisch im Som­mer 2012 in Ber­lin ge­dreht und das Ganze dann mit eng­li­schen Un­ter­ti­teln ver­se­hen. Das Er­geb­nis: Ein Film, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, ohne über­dreht zu sein oder seine Cha­rak­te­re lä­cher­lich zu ma­chen. Selbst am Ende, wenn Jenny, Ca­mil­le, Ca­mil­les Ver­lob­ter, Ca­mil­les Vater und Flo­ri­an sich beim Dreh be­geg­nen, eine Ka­pel­le Marsch­mu­sik spielt und lau­ter Men­schen in baye­ri­schen Trach­ten her­um­lau­fen, kippt der Film nie ins Al­ber­ne, ist nicht be­müht lus­tig – son­dern ein­fach un­ter­halt­sam. Eine leicht­fü­ßi­ge, deutsch-fran­zö­si­sche Som­mer­ko­mö­die, die gar nicht vor­gibt, mehr sein zu wol­len.

Der Film läuft am 26. Au­gust im Frei­luft­ki­no Kreuz­berg um 21.15