Unschuldslamm Madoff? Da ist etwas im Busch
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Katha KlossDie Schakale der Finanzwelt fallen einer nach dem anderen der Krise zum Opfer und geben sich ahnungslos. Sprachliche Europatour.
2008 ist gerade erst zu Ende gegangen und schon hatte die Times den frischgebackenen US-Präsidenten zum "Mann des Jahres" gekürt. Es wäre auch unvorstellbar gewesen, dass beispielsweise der ehemalige Chef der Nasdaq, Bernard Madoff, diese Auszeichnung auf sich verbucht hätte. Schade eigentlich! Denn diese Nominierung wäre um einiges gegenwartsnäher gewesen. Herr Madoff steht mustergültig für eine ganze Generation von Spekulanten, Subprime-Krisensurfern und anderen Arten von goldenen Fallschirmspringern. Einem seiner zahlreichen Opfer, Steven Spielberg (talentierter hinter der Kamera als in Anlagegeschäften) zu Folge, habe der Schakal Madoff trotz Finanzbeben doux comme un agneau('sanft wie ein Lämmchen') gewirkt, wie der Franzose sagt
Zahlreiche Menschen haben ihm 'den Gott ohne Konfession' (le bon dieu sans confession) anvertraut, argumentieren die Franzosen weiter. Vor noch nicht allzu langer Zeit und bevor die City jeden Abend dafür beten musste, mit einer Hausse schlafen gehen zu können, war Madoff für die Briten der Typ Mann, in dessen Mund 'nicht einmal die Butter geschmolzen wäre' (butter wouldn’t melt in his mouth) - also dem man seine Ersparnisse hätte anvertrauen können. Die Spanier setzen sprachlich noch eins drauf: Madoff habe Zeit seines Lebens 'noch nie einen Teller zerbrochen' (Parece que no ha roto un plato en su vida). Ein wahrhaftiges Unschuldslamm!
In den trüben Finanzwassern roch es allerdings schon länger nach Betrug - oder 'Ratten' (to smell a rat) - wie der Engländer in diesem Falle zu sagen pflegt. Es lag etwas in der Luft - die 'Katze saß bereits im Schrank' (Hay gato encerrado) - ruft der Spanier aus dem Süden. Und auch die Deutschen merkten: Da war bereits etwas im Buschoder wie der Pole schlicht und einfach sagt 'etwas versteckt' (W tym cós się kryje).
Madoff genügte es, von der einen Seite zu leihen, was er der anderen nicht zurückzahlen konnte - und schon war der Schaden angerichtet. Doch wie die Italiener so treffend sagen: Tanto va la brocca alla fontana che alla fine si rompe ('Wenn der Krug zu oft Wasser schöpft, zerbricht er am Ende'). Und die Moral von der Geschicht? 50 Milliarden Dollar - autsch. Das entspricht in etwa der gleichen Summe in Euro. Bagatellen!?
(Unsere italienische Redakteurin präzisiert den richtigen Ausdruck: Tanto va la gatta al lardo che ci lascia lo zampino - 'Frisst die Katze zu viel Fett, riskiert sie, dass man ihr die Tatze stutzt')
Translated from Doux comme un agneau