Uli Hoeneß und die Verbannung aus dem Paradies
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Auf der Erde sind drei Dinge sicher: die Geburt, der Tod und die Steuern. Diese Gewissheiten unterscheiden das Leben auf der Erde vom Paradies. Es gibt allerdings ein paar Halbgötter, die ihrem Schicksal gerne Streiche spielen. Uli Hoeneß war einer davon: als lebende Legende des FC Bayern Münchens schien er unsterblich.
Beim FC Bayern regierte „der Uli“, der Mächtigste aller Fußballgötter erhaben über sein Fußballvolk. Er war es, der über das Kommen und Gehen der Spieler und Trainer entschied. Dabei wurde ihm übermenschliche Urteilkraft zugeschrieben. Die griechischen Sagen haben uns gelehrt, dass die Götter ihr durchtriebenes Spiel nach Belieben mit uns Sterblichen spielen. Die Unbesiegbaren des FC Bayern haben seit Menschengedenken kein wichtiges Spiel mehr verloren, und Uli Hoeneß schaute auf die kleine Fußballwelt mit einem Lächeln herab. Als Spieler hat er alle Titel geholt, die es zu gewinnen gab, als Funktionär des FC Bayern dann weitere Male. „Der Uli“ wollte nicht daran erinnert werden, dass er zu den Sterblichen gehörte und verhielt sich auch nicht so.
Götterdämmerung beim FC Bayern
Dieser Tage ist Götterdämmerung beim FC Bayern München. Hoeneß mit sofortiger Wirkung als Präsident des FC Bayerns zurückgetreten. Mindestens achtundzwanzig Millionen Euro hat er
Steuern hinterzogen. Das Geld hat er als Wurstfabrikant erarbeitet und damit auf dem Aktienmarkt gezockt, aber selten versteuert. Die Divisen hat er in der Schweizer Steueroase versteckt. Oasen sind Orte der Völlerei und des Überflusses, umgeben von der eintönigen, öden Wüste, in der alles gewonnene Geld sogleich unter der Sonne verdunstet. Uli Hoeneß hat zu spät erkannt, dass seine Steueroase inzwischen eine Fata Morgana war, und verpasst im Halbschatten deutscher Steuergesetze für Großverdiener, seine Steuern abzuführen.
Hier hier im deutschsprachigen Raum kennen wir die Steueroase, die Uli Hoeneß im Gefängnis erst einmal nicht wieder zu Gesicht bekommt. In Polen nennt spricht man von einem raj podatkowy, einem Fiskalparadies. Wie auch im Englischen (fiscal paradise) und Französischen (paradis ficale). Paradiesische Zustände für Hoeneß haben sich indes erledigt: im Gefängnis gibt es noch nicht einmal einen Anschluß, um Fußballspiele zu sehen.