Türkische Grenzerfahrungen: eine In- und Outsider-Geschichte (Teil I)
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: das sind aufgeschlossene, neugierige und abenteuerlustige junge Menschen, die sich für ein Reportageprojekt treffen und in ein Land reisen, in dem sie vielleicht nie zuvor waren. Dank des großen Jugend-Netzwerkes und des Internets wissen sie, wie sie lokale Einblicke in ihre Themen bekommen. Sie bringen ihre ausländische Perspektive auf ein Thema mit und stellen Vergleiche an.
Dadurch können sie vertraute Dinge fremd und fremde Dinge vertraut werden lassen. Sie müssen die Sprache des Landes, das sie besuchen, nicht beherrschen. Denn ihr ortsansässiger Gastgeber kann sie die ganze Zeit über führen. Zufällige Entdeckungen sind ein unverzichtbarer Teil ihrer Arbeit. Deshalb ist es eine reizvolle Gelegenheit, sich unter die Fremden vor Ort zu mischen.
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Am wichtigsten ist der der Spaßfaktor. Zwar ist die Reise beruflicher Natur, trotzdem sind alle Freuden des Reisens inklusive. Dies war zumindest unsere Erfahrung, als im fünf britische, belgische, deutsche, französische und italienische Journalistinnen und Journalisten Istanbul besuchten. Sie behandelten unterschiedliche Themen, von bis hin zu weiblicher Kämpfernatur im Sport. Da ich eine ihrer hiesigen Gastgeber war, konnte ich durch ihre Fragen und ihre Neugierde viele interessante Dinge über mein eigenes Land herausfinden. Manchmal waren nur fünf Minuten nötig, um die richtigen Ansprechpartner zu finden, da wir wussten, mit wem sie reden sollten. Manchmal lernten sie zufällig einen Türken oder eine Türkin auf der Straße kennen, die ihnen ein neues Stück Erkenntnis brachten.Juli 2012politisierten Comics in Istanbul
An ihrem letzten Tag stieß das europäische Reporterteam in Istanbul auf eine große politische Protestaktion und konnte somit – fast zufällig - über ein ungenügend dokumentiertes politisches Ereignis aus unserem Land berichten. Ich habe einige Interviews begleitet und wunderbare Menschen kennenlernen können. Nachdem sie tagsüber mit türkischen Menschen verschiedenster Hintergründe gesprochen hatten, heckten sie nachts in ihrer Unterkunft ihre Geschichten und neuen Ideen aus. Natürlich diskutiert man umso besser, wenn , und auf dem Tisch stehen und türkische Musik aus den Lautsprechern dröhnt.RakiMezeEfes
Andererseits kann genau dieser Umstand auch dazu führen, dass sich Rapper wie Zoxea zunehmend politisch engagieren: „Seit 30 Jahren haben wir keinen geeigneten Politiker an der Macht. Deswegen nähere ich mich bei jeder Wahl durch meine Musik an den Kandidaten an, der uns am besten repräsentiert”, schreibt er per E-Mail. “Ein Rapper kann seine Message mit seiner Musik viel leichter an einen Jugendlichen weitergeben – und die Musik macht doch alles etwas einfacher und schöner, oder?“
Dieser Artikel ist Teil des Reportageprojekts Orient Express Reporter Tripled, unterstützt vom deutsch-französischen Jugendwerk DFJW.
(Text: Burcu Baykurt, Übersetzung ins Deutsche: Momo88; Foto ©Nabeelah Shabbir)