Turin 2008: Weltdesignhauptstadt setzt auf Grün
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jeannette corell-giulianoTurin ist Weltdesignhauptstadt 2008. Ein Jahr lang verwandelt sich die italienische Stadt in einen urbanen Workshop zu wichtigen Themen wie industrielle Umgestaltung, Entwicklung und Ökokompatibilität.
(Foto: ©Stefano Fassone)
"Turin ohne Italien wäre mehr oder weniger die gleiche, Italien ohne Turin hingegen keineswegs", behauptet Umberto Eco. Denn die im Ausland vor allem für die Fiat-Werke und den Fußballclub Juventus bekannte Stadt ist in Wirklichkeit weitaus mehr als viele denken. Turin ist die Stadt, in der im Risorgimento Italien geboren wurde, auch hier gab es den Industrieboom und die Rezession der Jahrhundertwende. Aber ebenso ist es ihr gelungen, sich stets selbst neu zu erfinden und schließlich die Olympischen Winterspiele 2006 auszutragen. Daher ist es wohl kaum ein Zufall, dass die Designer aus aller Welt beschlossen haben, sich im Jahr 2008 im Schatten der Mole Antonelliana, dem Wahrzeichen der Stadt, zu treffen.
In schwindelerregend kurzer Zeit ist es gelungen, die ganze Stadtstruktur umzukrempeln und mithilfe einer territorialen Marketing-Kampagne das kulturelle Erbe in den Vordergrund zu stellen: Natürlich ohne zu vergessen, die Industrie auf die Erforschung und Realisierung neuer ökokompatibler Materialien umzustellen. Aus diesem Grund hat der ICSID (International Council of Societes of Industrial Design) beschlossen, Turin zur Designhauptstadt zu wählen, um die Diskussion und den internationalen Austausch über wichtige, aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Rückgewinnung und Umstellung des Designs anzukurbeln.
(Foto: Stefano Fassone/Michele d'Ottavio)
Nachhaltigkeit, der europäische Weg des Designs
Ob in Vancouver oder Singapur, ob in Stockholm oder Auckland, der kategorische Imperativ ist immer der gleiche: die Schaffung einer nachhaltigen Zukunft. Die Herausforderungen, denen sich Designer, Architekten, Ingenieure und Industrielle heute gegenübersehen, sind beachtlich: Der Klimawandel und die Frage der erneuerbaren Energiequellen lösen endlose politische Debatten aus. Die vorgeschlagenen Lösungen sind alles andere als eindeutig.
Die strengen EU-Normen für elektronische Komponenten, die seit etwas mehr als einem Jahr gelten, führten zu ersten Ergebnissen bei der Planung und Produktion von Konsumgütern, vor allem Haushaltsgeräten. Bisher hat jedoch kein Industrieverband der Designbranche auf die Notwendigkeit internationaler Vorschriften hingewiesen, die nachhaltige industrielle Prozesse regeln und den Einsatz umweltfreundlicher Materialien berücksichtigen. Mit anderen Worten: Konkret kann wenig getan werden, solange die Kyoto-Protokolle lediglich Papierberge voller guter Vorsätze bleiben, während jedes Land auf seinem eigenen Kurs weitersegelt.
(Foto: Stefano Fassone)
In diesem zersplitterten Panorama haben die europäischen Richtlinien, die die Mitgliedstaaten auf einen gemeinsamen Weg führen, zweifelsohne ihr Gewicht. Oder ist es vielleicht ein Zufall, dass auf der Liste der zwanzig menschengerechtesten Städte, die das Magazin Monocle aufgestellt hat, elf europäische Städte stehen? Auf dem Siegerpodium landeten München, Kopenhagen und Zürich. Weitere Plätze der Top 20 belegten Wien, Helsinki, Stockholm, Madrid, Barcelona, Hamburg, Paris und Genf. Aber auch Dublin und Tallin sind den Lebensbedürfnissen angemessen und bieten hervorragende Beispiele für die territoriale Requalifizierung mit den Schwerpunkten Ökokompatibilität und kulturelle Entwicklung als Antwort auf die Industriekrise der Jahrhundertwende.
Der Terminkalender der Weltdesignhauptstadt
Und auch Turin setzt auf 'Grün'. Wenn ökologische Nachhaltigkeit, Innovation, Umstellung der Industrie und kulturelle Entwicklung die großen Themen des Augenblicks sind, kann die norditalienische Stadt natürlich nichts anderes sein als eine Bühne des sich stetig weiterentwickelnden Designs. Die Events der Weltdesignhauptstadt im Schatten der Mole Antonelliana begannen bereits im Herbst 2007 mit den beiden Ausstellungen Trilogie des Automobils und Le Corbusier, Gemälde und Zeichnungen. Zu den nächsten bedeutenden Veranstaltungen gehört die Tagung Virtual Design and Virtual Testing am kommenden 20. März. Ende Juni wird außerdem die Verleihung des 'Goldenen Zirkels', einer der höchsten Auszeichnungen der Design-Welt auf europäischer Ebene, ausnahmsweise in Turin stattfinden.
Der Terminkalender ändert sich häufig und steht auf der Webseite zur Verfügung.
Translated from Torino world design capital. Parola d’ordine: sostenibilità