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Tropfen aus Übersee

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Gesellschaft

Inseln und Archipele, Antarktisterritorien, Gesellschaften und Kulturen, die am anderen Ende des Äquators pulsieren: Die Gebiete der EU in äußerster Randlage sind durch Gesetzestexte mit dem Kontinent verbunden. Aber das Signieren eines Dekretes schafft keine Identität.

Die französischen Überseegebiete, zunächst Guadeloupe, dann Martinique und La Réunion, sind seit Anfang 2009 durch Generalstreiks gelähmt. Das Symptom: das Leben sei zu teuer auf den französischen Antilleninseln und im Indischen Ozean. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden zudem durch eine soziale Notlage verstärkt: „Dies ist besonders auf dem Arbeitsmarkt zu spüren, bei der beruflichen Eingliederung. Die Arbeitssuchenden auf Guadeloupe werden bei den Einstellungsverfahren häufig Opfer von Diskriminierung“, zitiert die kommunistische französische Tageszeitung L’Humanité den Generalsekretär der Mehrheitsgewerkschaft UGTG [Union générale des travailleurs guadeloupéens], Élie Domota, am 9. Februar 2009. Die Zielscheibe der Kritik sind ein französischer Staat und eine Politik, die „weder Entwicklung noch Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ermöglichen.“

Die Protestbewegungen auf den Inseln sind die Folge dieses Gefühls, nicht genug erhört und in die Entscheidungen einbezogen zu werden.

„Die Protestbewegungen auf den Inseln sind die Folge dieses Gefühls, nicht genug erhört und in die Entscheidungen einbezogen zu werden, die im französischen Mutterland und im weiteren Sinne in Europa getroffen werden.“ Auriane Audolant lebt in Frankreich und ist auf La Réunion aufgewachsen, wo am 5. März der Generalstreik ausgerufen wurde. Wenn man sie nach ihrem Zugehörigkeitsgefühl zu Europa befragt, fällt ihre Antwort eher halbherzig aus: „Wir haben den Euro als Währung und wir sind auf europäischer Ebene vertreten. So sitzt zum Beispiel Margie Sudre, eine sehr bekannte Politikerin auf La Réunion, als Abgeordnete für Frankreich im Europaparlament. Trotzdem hätten die Menschen von La Réunion manchmal den Eindruck, ein wenig vergessen oder nicht genug beachtet zu werden, sagt Auriane weiter. „Die Tatsache, dass wir zur EU gehören, aber geographisch im Indischen Ozean liegen, kann dazu führen, dass die Leute uns nicht als Europäer ansehen, weil sie uns nicht als vollwertige Franzosen betrachten. Die Schwierigkeiten, denen wir auf europäischer Ebene begegnen, existieren bereits auf nationaler Ebene.“

©Alix Guillard/Wikimedia

Verträge und die Realität

In welchem Maße werden diese europäischen Regionen, die sich auf der anderen Erdhalbkugel befinden, von Europa regiert? Es gibt zwei Kategorien von Überseeterritorien: zunächst die Gebiete der EU in äußerster Randlage, die „vollständig zu Europa gehören und wo das Europarecht unmittelbar anwendbares Recht“ ist. Zu diesen wenigen gehören die Inselgruppe der Azoren und Madeira (Portugal) , die Kanarischen Inseln (Spanien) und die französischen Überseedepartements [so genannte DOM; Martinique, Guadeloupe, Französisch-Guyana und La Réunion]. Es folgen die Länder und Überseeterritorien (PTOM), die unter einer speziellen Verwaltung stehen und nicht vollständig zu Europa gehören, „aber von besonderen Beziehungen mit der EU profitieren“. Darunter fallen 21 Gebiete wie beispielsweise das dänische Grönland und die englischen Kaimaninseln. Ihre Einwohner dürfen sich frei in der Europäischen Union bewegen und vom offenen Markt profitieren.

Ebenso offen gibt sich die Kultur. „Bei uns gibt es eine originelle kulturelle Mischung. Unsere Wurzeln sind unterschiedlich und vielfältig, afrikanisch, indianisch oder asiatisch“, meint Jean-Claude Dellon, der von Guadeloupe stammt. Also warum nicht Europäer sein? „Wir sind zuallererst Franzosen und Frankreich ist ein Teil Europas. Von letzterem profitieren wir, unsere Empfindungen oder unsere Zugehörigkeit zu Europa verlaufen aber über das Prisma des französischen Staates“, fährt er fort. Wie also kann man den Austausch fördern und trotzdem die Identität und regionalen Eigenheiten der Einwohner dieser Gebiete respektieren?

Translated from Quelques gouttes d’Europe outre-mer