Todesmutig in Warschaus Insekten-Restaurant
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Katha KlossIch bin eigentlich davon überzeugt, dass Insekten besser in geschlossenen Gläsern aussehen als auf meinem Teller. Doch als jemand, der sich in Vietnam bereits an Skorpion und Schlange versucht hat, dachte ich mir, ich nehme den Challenge, ein paar kleine Krabbeltierchen in Warschaus neuestem Restaurant zu testen, gern an.
Eine kulinarische Neugierde treibt mich heute in das Viertel Kabaty (was auf jeden Fall am A der Welt ist für jemanden, der in Wola, in der Nähe des Stadtzentrums geboren ist), in das erste Insekten-Restaurant Co To To Je. Ich hatte mir eine Location vorgestellt, die von jungen, hippen Globetrottern geführt wird. Doch als ich das Restaurant betrete, sehen die Mitarbeiter eher aus wie eine hinterweltlerische Familie aus West Virginia. Bilder aus dem Abenteuerfilm Beim Sterben ist Jeder der Erste (1972) kommen mir in den Sinn. Irgendwie wird mir mulmig bei dem Gedanken, dass hier - wie im Film - gleich jemand die beiden Worte 'schrei' und 'Schwein' in einem Satz verwendet
"Es ist wissenschaftlich belegt, dass Insektenfleisch gesünder ist als Fisch", sagt der Manager voller Enthusiasmus. "In den kommenden Jahren wird das Verspeisen von Insekten genauso normal sein, wie unser Fleischkonsum." Meine Neugierde ist jetzt auf dem Höchststand. Zeit um loszulegen. Als Vorspeise wähle ich Holzwurm, Grashüpfer und Larven-Spießchen. "Man kann alles mitessen, außer die Flügel", erklärt die Kellnerin. Gut, dass ich nie ein Risenfan von Grashüpfer-Flügeln war... Ich denke, es war ungefähr zu diesem Zeitpunkt, dass ich angefangen habe zu schwitzen und mein Herz schneller anfing zu schlagen. Es ist auch keine große Hilfe, dass Herr Grashüpfer mich anzulächeln scheint. Aber nach einem tiefen Durchatmen, lasse ich es über mich ergehen. Und es schmeckt eigentlich recht gut; ein bisschen wie Hühner-Haut, nur nicht so salzig.
Nun kommen als Hauptspeise frittierte Grashüpfer-Tempura. Der Fakt, dass man meine neuen Freunde in dieser Variante nicht sehen kann, ist eine Riesenhilfe in dieser zweiten Runde. Und das war definitiv das beste Gericht. Die Tempura hatten sehr viel Geschmack, der den Neuigkeits-Faktor begleitet. Dann kommt ein leichter Seafood-Nachgeschmack.
Zu guter Letzt kommt der größte Challenge, ein Suppenlöffel voll mit gerösteten Würmern und Larven. "Einfach nicht darüber nachdenken", sage ich zu mir selbst. Und das ist höchstwahrscheinlich die beste Sache, die man machen kann. Einmal im Mund, schmecken die Maden ein bisschen wie weniger herzhafte, knusprige Hühnerhaut, aber ohne den wohlschmeckenden Fett-Faktor. Scheinbar haben die ungewöhnlichsten Gerichte nicht immer die interessantesten Aromen.
Das war's also. Wieder ein paar Tiere von der To-Eat-Liste gestrichen. Für einen Spaßbesuch ist es das Insekten-Restaurant auf jeden Fall wert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich demnächst meine Steaks gegen diese Krabbeltierchen eintauschen möchte.
Translated from Dining out at Warsaw's insect restaurant