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Syriens Pein

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Politik

Die USA erwägen einen Militärschlag gegen Syrien. Außenminister John Kerry sagte am 27. August der Giftgaseinsatz gegen Zivilisten sei "unbestreitbar", die Washington Post berichtete von Plänen für einen zeitlich begrenzten Einsatz. Kommentatoren sind entsetzt über die Eskalation und skeptisch bezüglich einer Intervention. Wirklich wichtig sei eine langfristige Perspektive für das zerrissene Land. 

Pravda: "Zurückhaltung ist angebracht"; Slowakei

Dass ein Militärschlag gegen Syrien tatsächlich weiterhilft, bezweifelt die linke Tageszeitung Pravda: "Dort, wo alle anderen Mittel versagen, so heißt es, bleibt die Demonstration von Stärke als letztes Mittel. Es ist jedoch ein Irrtum, zu glauben, dass eine Intervention auch die einfachste Lösung ist. Es ist im Gegenteil das schlimmste mögliche Szenario. Nach den Erfahrungen in Afghanistan und Irak wissen wir: Die Beseitigung eines diktatorischen Regimes stellt für die westlichen Großmächte kein Problem dar. Sie haben genügend Kapazitäten dafür. Doch das heißt noch lange nicht, dass es in diesen Ländern gelungen ist, Frieden und Stabilität zu schaffen. Politische Falken wünschen sich aus Prinzip eine Ausweitung ihres Kampffelds. Verantwortliche Politiker aber sollten sich zurückhalten." (27.08.2013

THE IRISH TIMES: "MILITÄRSCHLAG UNTERGRÄBT FRIEDENSBEMÜHUNGEN"; IRLAND

Im Syrienkonflikt spricht mehr gegen einen Militärschlag als dafür, meint die linksliberale Tageszeitung The Irish Times: "Die Optionen für eine Militärintervention in dem Konflikt werden durch zwei Faktoren verkompliziert. Der eine ist die in mehrere Lager gespaltene syrische Opposition, der radikalislamistische Gruppierungen angehören, die dem Westen feindlich gesinnt sind. Der andere ist der Widerstand gegen eine solche Aktion von Seiten Russlands und Chinas im UN-Sicherheitsrat. Es gibt nur wenig Hoffnung, dass eine militärische Intervention von außen die Pattsituation in Syrien beenden könnte. Vielmehr könnte sie die zerbrechliche Hoffnung weiter belasten, dass in den Friedensgesprächen, die später in diesem Jahr geplant sind, eine Verhandlungslösung erzielt wird." (26.08.2013)

LE SOIR: "SYRIEN NICHT MIT IRAK VERGLEICHEn"; Belgien

Die Situation in Syrien ist eine ganz andere als im Irak vor zehn Jahren und macht eine Intervention erforderlich, mahnt die liberale Tageszeitung Le Soir: "Die Invasion im Irak wird bis zum Erbrechen als das Negativargument angeführt. Doch dieser Vergleich ist für die Syrer tragisch. Die Amerikaner sind im Irak wegen Massenvernichtungswaffen einmarschiert, die es dort nicht gab, und haben einen sektiererischen, brutalen Krieg ausgelöst, der das Land verwüstet hat. In Syrien werden Massenvernichtungswaffen verwendet und es hat sich ein sektiererischer Krieg entwickelt, der ausländische Dschihadisten anzieht, die von der Passivität des Westens profitieren. Man kann die moralische und strategische Notwendigkeit einer Intervention in Syrien nicht weiter leugnen." (26.08.2013

WIENER ZEITUNG: "OBAMA TRITT IN BUSHS FUSSSTAPFEN"; ÖSTERREICH

Im Syrienkonflikt wird US-Präsident Obama unfreiwillig zum direkten Nachfolger von George W. Bush, bedauert die staatliche liberale Wiener Zeitung: "Obama ist angetreten, die außenpolitischen Fehler seines glücklosen Vorgängers George W. Bush nicht zu wiederholen. Er wurde gewählt, die GIs aus den zerstörten Ländern Afghanistan und Irak nach Hause zu holen und stattdessen das eigene marode Land zu erneuern. Jetzt ist er dabei, aufs Neue einer 'Koalition der Willigen' den Angriffsbefehl zu geben - ohne den Segen der UNO, aber mit der moralischen Rechtfertigung eines Chemiewaffeneinsatzes des Regimes. Man kann nur hoffen, dass sich Geschichte nicht wiederholt: dass in Syrien auch nach dem Sturz des Diktators das Blut der Bürger in Strömen fließt - und sich im Nachhinein herausstellt: Der Giftgaseinsatz ging auf das Konto der Rebellen. Obama wird in einer ruhigen Stunde dieses Szenario als Alptraum vor Augen haben." (27.08.2013)

SPIEGEL ONLINE: "MIT IRAN REDEN STATT SYRIEN ANGREIFEN"; DEUTSCHLAND

Die USA sollten aufhören, mit einem Krieg zu drohen und stattdessen endlich das Verhältnis zu Iran verbessern, fordert Kolumnist Jakob Augstein auf dem Nachrichtenportal Spiegel Online: "Niemand glaubt im Ernst, der Westen sei willens oder in der Lage mit Panzern und Bomben in das riesige Syrien einzufallen. Der Schlüssel für Damaskus liegt in Teheran. Aber seit einigen Jahren spricht Washington nicht einmal mehr mit Iran. Ahmadinedschads antiisraelische Propaganda und die iranische Strategie der atomaren Unklarheit war den Amerikanern Grund genug. ... Die Amerikaner haben an einem gemäßigten Iran kein Interesse. Sie wollen den Regimewechsel. Es gibt starke Kräfte in Amerika, die Obama die Hände binden wollen. In der Iran-Politik kann der Präsident nicht frei handeln. Ein umstrittenes Gesetz, der Iran-Threat-Reduction-Act aus dem Jahr 2011, will einen Politikwechsel gegenüber Iran geradezu verbieten." (26.08.2013

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