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Star Wars-Fans: In einer weit, weit entfernten Galaxis

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Kultur

„Sprung in den Hyperraum vorbereiten, Commander.“ Am letzten Juli-Wochenende verwandelt sich die Messehalle Essen in einen Sternenzerstörer aus Star Wars. Seine Passagiere bringt er in die weit, weit entfernte Galaxis, in der sich imperiale Sturmtruppen, Rebellenpiloten, Kopfgeldjäger, Sith und Jedi tummeln. Cafébabel hat einen großen Fan mit an Bord geschickt. Bericht aus einer anderen Galaxis. 

Das kleine Mädchen rechts von mir trägt Rot. Togruta-Rot. Der erwachsene Mann zu meiner Linken Weiß. Sturmtruppen-Weiß. Sie sind verkleidet als die junge rothäutige Togruta-Jedi-Ritterin Ahsoka Tano aus der Animationsserie The Clone Wars, und als imperiale Sturmtruppe, eine der ikonischsten Figuren der ursprünglichen Star Wars-Filmtrilogie. „Ich mag Ahsoka, weil sie klug und tapfer und lustig ist“, erklärt mir das Mädchen. Den Sturmtruppler traue ich mich wegen der Hitze nicht anzusprechen. 

20.000 Menschen strömen an diesem letzten Juli-Wochenende zur Star Wars Celebration Europe in Essen. Die Karten sind nicht gerade billig, ein 3-Tages-Pass für einen Erwachsenen kostet über 115 Euro, Kinder ab 13 zahlen immerhin noch 60 Euro. Aber den verkleideten und gespannt wartenden Fans ist es das wert. Seitdem uns der erste Film 1977 das Wort „Blockbuster“ beschert hat - die Menschen standen bis um den Häuserblock an, um in die Kinosäle zu kommen - fasziniert und begeistert die galaktische Saga Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe. Die Filme werden oft als popkulturelles Phänomen bezeichnet, aber für die Besucher der Celebration ist Krieg der Sterne mehr als das, es ist ein Teil ihres Lebens – und manchmal ein ganz schön großer.

Jonas, ich bin dein Vater

Die Kostüme fallen mir als erstes auf, als ich die Messehalle betrete. Eine Armee imperialer Sturmtruppen und Klonkrieger patrouilliert durch die Gänge. „Jonas, ich bin dein Vater“, neckt ein als Darth Vader verkleideter Mann seinen als Jedi gekleideter Sohn, der mit großen Augen umhergeht. Der junge Jedi-Schüler kämpft für die helle Seite der Macht, so wie viele Rebellenpiloten in Orange und Weiß oder Senatorinnen in extravaganten Gewändern. Und nicht nur Menschen, sondern auch blaue Twi’leks, plüschene Ewoks, goldene Protokolldroiden oder ein riesiger Wampa sind am Start. „Es macht Spaß und tut einfach gut, hier mit so vielen Gleichgesinnten zu sein“, freut sich ein Mann, der als Kopfgeldjäger Boba Fett verkleidet ist. 

In den Hallen sind Schauplätze aus den Filmen aufgebaut, vom Palast des Verbrecherlords Jabba über Fahrzeuge des Imperiums wie dem gigantischen AT-AT, bis zur Krankenstation einer Rebellenbasis. All das zeigt vor allem die unglaubliche Detailverliebtheit dieses Universums. Jedes Wesen, jeder Ort und jedes Ding hat seinen Namen, seine Geschichte und seine Bedeutung. „Ich schreibe auch selbst Science Fiction, meine Lieblingsfigur ist Mara Jade“, erzählt mir eine Frau, die als ihr Idol verkleidet ist. Die Figur der Mara Jade stammt komplett aus dem sogenannten erweiterten Universum (EU), das durch unzählige Bücher, Comics und Spiele entstanden ist. Diese Personen und Geschichten lassen die Galaxie stetig wachsen und haben in den Jahrzehnten ohne neue Filme den Mythos Star Wars lebendig gehalten.

Es gibt eine Kostümparade, einen Droids Builder Club und eine ganze Halle, die allein den zahlreichen Fanklubs vorbehalten ist. Viele lassen sich ihre Leidenschaft sogar direkt auf der Celebration als Tattoo stechen. „Einen kurzen Moment hatte ich Tränen in den Augen, so glücklich war ich“, erzählt mir eine junge Frau, die nun den Astromechdroiden R2-D2 am Fuß trägt. An den Ständen zwischen den Aufbauten kann man T-Shirts, Figuren, Plakate, Lego-Bausätze, Bücher, Spiele und vieles mehr erstehen. Mitunter durchaus zu stolzen und nicht selten überhöhten Preisen, denn Star Wars ist auch ein gigantisches Geschäft. Beim Dreh des ersten Films gab sich Schöpfer George Lucas mit 150.000 Dollar Honorar zufrieden, dafür sicherte er sich die Rechte auf das damals unbedeutende Merchandising. Dank enorm begeisterungsfähiger Fans wurden dadurch seitdem über 20 Milliarden Dollar umgesetzt, damit ist Star Wars finanziell die erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten.

Drei Generationen Star Wars

„Mein Vater hat mir die klassische Trilogie gezeigt, ich bin mit den Prequels aufgewachsen und mit meinem Sohn werde ich die Sequels anschauen. Verdammt cool!“, erzählt mir ein junger Vater. Die besondere Erzählweise der Filme ermöglicht diese generationenübergreifende Begeisterung. Die klassische Trilogie, Episode IV-VI, ist von 1977 bis 1983 in den Kinos gelaufen und schildert den Kampf der Rebellen-Allianz gegen das Imperium. Ein modernes Märchen mit Prinzessin, Schurken, Jedi-Rittern, Weltraumschlachten, epischen Duellen, Humor und der Macht, einem mystischen Energiefeld, das alle lebendigen Wesen umgibt. Die Prequels, Episode I-III, flimmerten von 1999 bis 2005 über die Kinoleinwände. Sie erzählen vom Untergang des Jedi-Ordens und der Alten Republik, in der durch politische Intrigen und einen inszenierten Bürgerkrieg Demokratie und Freiheit sterben. 

Nach Worten von Altmeister George Lucas war damit die Reihe abgeschlossen. Dann am 30. Oktober 2012 der große Knall: Disney erstand Lucasfilm und alle Rechte an Star Wars um 4,05 Milliarden US-Dollar (ca. 3,12 Milliarden Euro) und kündigte neue Episoden sowie eigenständige Ablegerfilme an. Die Sequels werden von 2015 an im Zweijahresrhythmus erscheinen, beginnend mit Episode VII. 

Die Fans auf der Celebration hoffen deshalb auch auf Neuigkeiten zu den geplanten Filmen. Wenn die Schauspieler der alten Filme die Bühne betreten, brandet jedes Mal begeisterter Applaus auf, inklusive Standing Ovations und dem Schwenken leuchtender Lichtschwerter. „It’s unbelievable, you guys are amazing, every time again“, ruft Mark Hamill, Darsteller des Luke Skywalker in der klassischen Trilogie. Große Überraschungen gibt es nicht,  aber als Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy offiziell verkündet, dass Maestro John Williams die Filmmusik für die Sequels komponieren wird, geht ein Raunen durch den Saal: „Jedes Mal wenn ich Johns Musik höre, bekomme ich Gänsehaut“, sagt sie. Den Fans in der Halle geht es ebenso, als die Musik eingespielt wird. Sie hoffen auf aufregende Jahre neuer Geschichten, Filme und gemeinsamer Feste in der weit, weit entfernten  Galaxis. Möge die Macht mit ihnen sein!