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Sprach-Wiki Localingual: Der Klang des Reisens

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LifestyleMehrsprachigkeit

Der ehemalige Microsoft-Programmierer David Ding hat eine interaktive Online-Karte mit Audio-Aufnahmen entworfen, welche die Vielfalt der Sprachen der Welt einfangen und abbilden soll. Localingual heißt sein Crowdsourcing-basiertes Projekt, das sich zur Wikipedia der Sprachen entwickeln könnte.

Cafébabel: David, was genau steckt hinter Ihrem Projekt Localingual?

David Ding: Localingual ist eine Crowdsourcing-basierte Sprachwebseite, die das Ziel hat, alle Sprachen der Welt  "einzufangen". Mein persönliches Ziel ist es, die schöne Klangvielfalt menschlicher Sprachen aufzunehmen und die Ausdrücke zu wahren, die zukünftig verloren gehen könnten. Als ich als Backpacker in Osteuropa unterwegs war, kam mir die Idee, Localingual zu entwickeln. Ich hatte angefangen, einige Wörter und Jargon aus vielen Ländern zu lernen und ich dachte: 'Es wäre doch interessant, wenn ich einen Weg finden würde, meine eigenen Erfahrungen irgendwie 'abzubilden', 'aufzuzeigen', ja 'einzufangen'.

Cafébabel: Localingual soll ja zum Mitmachen animieren, jeder kann Worte in seiner Muttersprache hochladen. Wie einfach ist es, die Seite zu benutzen?

David Ding: Das ist schwer zu sagen. Ich habe mein Bestes getan, damit Localingual plattformübergreifend laufen kann und über Desktop, Tablet und Smartphones abrufbar ist. Eine ziemliche Einschränkung ist die Tatsache, dass man auf iPhones/iPads nicht aufnehmen kann. Aber das ist eine Browser-Einschränkung, die von Apple eingeführt wurde.

Cafébabel: Können Besucher auf der Seite miteinander kommunizieren und beispielsweise Fragen zur Verwendung bestimmter Wörter oder Redewendungen stellen?

David Ding: Es gibt noch keine Möglichkeit, sich über Localingual miteinander in Verbindung zu setzen, denn alle Besucher sind anonym. Aber ich möchte das ändern und habe Pläne für die Zukunft.

Cafébabel: Die Seite ging am 8. Januar 2017 online. Am Anfang gab es auch gleich Stress. Besonders die Seiten von Deutschland und Israel wurden mit Hassbotschaften gespamt. Was genau ist da passiert?

David Ding: Das waren meistens Trolle aus 4Chan und Reddit. Aber aus diesen beiden Netzen kamen auch viele ernsthaft interessierte Besucher und haben Aufnahmen hochgeladen, sodass ich mich nicht mehr als nötig beklagen möchte. Nach der Implementierung des Meldesystems wurden die beleidigenden Aufnahmen gelöscht.

Cafébabel: Wie viele Besucher hat Localingual? 

David Ding: Sobald Localingual in einem neuen Land entdeckt wird, hat die Seite viele neue Klicks. 50% der Besucher rufen die Seite über Desktop ab, 42% über mobile Geräte und 8% benutzen andere Lösungen.  

Cafébabel: Auf Localingual können Besucher auch die Nationalhymne des Landes ihrer Wahl hören... 

David Ding: Nationalhymnen habe ich nachträglich eingebaut, als ich nach einem Weg suchte, auch landesspezifische Atmosphären zu vermitteln. 

Cafébabel: Wie wollen Sie aus Localingual die Wikipedia der Sprachen machen?

David Ding: Es ist ein weitreichendes Ziel, Localingual zur Wikipedia der Sprachen zu machen. Eines Tages möchte ich es erreichen. Ich möchte, dass Localingual ein auditives Wiki wird, wo, wenn Besucher fragen „Wie sage ich in Sarajevo Slang „Hey Kumpel, was geht ab?“, sie die Stimme von Muttersprachlern hören können, die genau den Satz aussprechen. Um genau das in die Tat umsetzen zu können, würde ich ein Account System, Real Time Chat zwischen den Besuchern brauchen, die gerade online sind und, und, und…ja, Localingual hat noch einen langen Weg vor sich.

Cafébabel: Sie selbst sind zweisprachig. Finden Sie, dass sich die eigene Stimme anders anhört, wenn man von einer Muttersprache auf die andere umschaltet?

David Ding:  Nicht nur meine Stimme, sondern auch Teile meiner Persönlichkeit verändern sich und fühlen sich je nach Sprache anders an. Als ich 12 Jahre alt war, hat English aber überhandgenommen. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, muss ich feststellen, dass es eine einzigartige Erfahrung war zu erleben, wie ich angefangen habe, meine eigenen Gedanken und Träume langsam auf Englisch zu erzählen.

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