Speech Debelle & Revolver: Café Label zum Sommerauftakt
Published on
Der Soundtrack für Europas Sommer ist da! Diesmal mit Straßenmusikern, die für eine bessere Welt spielen, einer neuen englischen Hip-Hop-Lady, Tanztheatermusik und französischen Herzensbrechern auf den Spuren amerikanischer Legenden.
Empfehlung des Monats: Mark Johnson: Playing for Change
Die Idee ist so simpel wie auch genial: Ein Musikproduzent, der gerne reist, eine Leidenschaft für handgemachte Musik und eine Riesenportion Idealismus. Das alles kam bei Mark Johnson zusammen, als er eines Tages, durch singende Mönche in der New Yorker U-Bahn, zu Playing for Change inspiriert wurde. Seitdem tourte der Weltverbesserer um den Globus, um vom Himalaya über New Orleans bis nach Jerusalem Straßenmusiker aufzunehmen. Die beliebtesten Klassiker der Musikanten wurden dann abgemischt und zusammengeführt, und daraus ergibt sich dann, wie im Falle des Soulhits „Stand By Me“ eine Zusammenarbeit von Kalifornien über Moskau bis Venezuela. Das funktioniert, und zwar so gut, dass daraus mittlerweile ein Dokumentarfilm entstanden ist. Doch damit nicht genug: „Change“ ist nicht nur bei Barack Obama Programm. Eine Stiftung wurde gegründet, die unter anderem eine Musikschule in Guguletu, einem der ärmsten Townships in Südafrika, aufbaut. Denn da ist sich Mark Johnson sicher: Eine bessere Welt ist möglich, und mit Musik kann tatsächlich Frieden erreicht werden. Yes We Can!
VÖ: Juni 2009
Label: Universal
Wer mehr erfahren oder sich mit einbringen möchte: www.playingforchange.com
Speech Debelle: Speech Therapy
Wenn man an britischen Hip Hop denkt, denkt man wohl zuallererst an Mike Skinners Projekt „The Streets“ und dessen schnoddrig-freche „Straßenschnauze.“ Die 25-jährige Speech Debelle ist da ganz anders. Zwar teilt sie mit ihrem berühmten Kollegen die Authentizität und die „Skills“, die ein waschechter Hip Hopper haben muss, um respektiert zu werden. Aber der Londonerin wohnt eine Zartheit inne, die einen manchmal eher an Lily Allen als an hartgesottene Rapper denken lässt. Speech Therapy hat Tiefgang und gleichzeitig etwas Zuckersüßes, das manchmal fast darüber hinwegtäuscht, dass hier ein großes Talent am Werk ist.
VÖ: Mai/Juni 2009
Label: Big Dada/Rough Trade
Peter Broderick: Music for Falling From Trees
Falling From Trees ist ein Tanztheaterstrück der Londoner Choreiografin Adrienne Hart. Das zeitgenössische Werk erzählt die Geschichte eines Mannes in der Psychiatrie, und um diesen täglichen Kampf um Identität, Sinnsuche und das pure Überleben zu illustrieren, bedurfte es neben einer ausgefeilten Choreographie noch der dazu passenden Bühnenmusik. Der in Dänemark lebende Amerikaner Peter Broderick ist mit Music for Falling From Trees das Kunststück gelungen, einen Soundtrack zu schaffen, der sich während der Tanzperformance niemals in den Vordergrund drängt, aber auch ganz für sich alleine stehen kann. Lediglich mit Piano und Streichern eingespielt ist dieses ruhige Album vor allem für diejenigen zu empfehlen, die abends in trauter Zweisamkeit gerne mal einen guten Rotwein genießen.
VÖ: 3.7.2009
Lael: Erased Tapes
Revolver: Music For A While
Drei junge Franzosen machen sich daran, die Herzen der europäischen Mädels zu brechen. Revolver benennen sich nach einem Beatles-Album, singen in englischer Sprache und machen auch sonst so einiges, was man nicht unbedingt in die französische Musikecke stecken würde. Als ihre musikalischen Vorbilder nennen sie die ganz großen der amerikanischen Musikszene, wie Bob Dylan, die Beach Boys und Neil Young. In den guten Momenten klingt es tatsächlich wie der perfekte Soundtrack für eine Fahrt durch die texanische Wüste bei Sternenhimmel. Manchmal läuft das Trio doch Gefahr, ein bisschen zu watterverpackt und kitschig zu werden, was aber durch den überaus charmanten französischen Akzent wieder verziehen werden kann.
VÖ: 19.06.2009
Label: Delabel/EMI