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Smog in Moskau: "Wie eine schlecht belüftete Disko"

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Default profile picture Julia Eichhorst

Gesellschaft

Empfangsmitarbeiter, die wie Banditen aussehen, Wodkatote und lange Reisen am Wochenende – alles, um den Auswirkungen der russischen Waldbrände zu entgehen. Erst kam die Hitze, eine Welle von einer Intensität, die den Russen vollkommen fremd ist. Es kostet Kraft, die Tage zu überstehen, doch die Nächte sind noch schlimmer: Nur wenige Innenräume sind mit Ventilatoren, geschweige denn mit Klimaanlagen ausgestattet. Eindrücke eines spanischen Journalisten, der im Wohnviertel Beljajewo wohnt, eine halbe Stunde vom Stadtzentrum entfernt.

Tödliche Abkühlung

Innerhalb weniger Wochen ertranken 1 500 Menschen im Land. Die meisten dieser Todesfälle traten in Verbindung mit Wodka auf. Die Polizei reagierte, indem sie den Zugang zu Teichen und Seen einschränkte, damit Bürger dort keine Abkühlung suchen konnten. Dies geschah in der Stadt Puschkino, wo der Fluss Serebrjanka nordöstlich von Moskau in den Fluss Utscha mündet.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com/)

Den hohen Temperaturen entkommen

Dutzende Gruppen durchqueren normalerweise den Wald, treten das Unkraut nieder und springen über Mauern, um die Miliz zu umgehen und einen Sonntag am Seeufer zu genießen.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Vom Smog zerstört

Ende Juli vernichteten Waldbrände 750 000 Hektar Wald in Zentral- und Ostrussland. Satellitenbilder der Nasa zeigen eine 3000 Kilometer große Rauchwolke aus der Luft.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Flucht

Moskau ist wie eine schlecht belüftete Disko: Die Kleidung riecht nach Asche, es brennt in Augen und Nase, und wenn man sich schneuzt, wird das Taschentuch schwarz. Kein Wunder, dass Moskauer wie Wjatscheslaw versuchen, die Stadt zu verlassen: „Ich habe ein Haus in Kasan (die achtgrößte Stadt Russlands – Anm. der Redaktion), also bin ich am Freitag abgehauen und am Montagmorgen zurückgekommen, um zur Arbeit zu gehen. Ich kann nicht in Moskau bleiben, das halte ich nicht aus.“ Im Bild: Kasan, das etwa vierzehn Stunden mit der Bahn entfernt ist.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

54 Tote

Die Sterblichkeitsrate hat sich aufgrund des Smogs in den vergangenen Wochen verdoppelt, so die Angaben des Bürgermeisters in Moskau. Die täglich 700 Todesfälle gehen auf Ursachen wie hohen Blutdruck und Atemnot zurück. Organisationen wie Greenpeace werfen dem Kreml vor, die Zahl der Brandschützer reduziert und Vorrichtungen zur Brandverhinderung abgebaut zu haben.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Obdachlos

Der Smog hat außerdem 2 000 Menschen ihr Zuhause gekostet.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Bürgerliches Engagement

Es gab auch einige Hilfsansätze seitens der Bürger. Eine Kirche in der Stanislawski Straße sammelt Material, um denjenigen zu helfen, die durch den Smog ihr Zuhause verloren haben. „Menschen kommen jeden Tag, um alles Mögliche bei uns abzugeben: Kleidung, Töpfe, Spielzeug, Kissen“, erklärt Tanja, eine der Organisatorinnen. „Nachmittags kommen Freiwillige, um die Spenden zu beschriften und zu bündeln, die wir dann in die am meisten betroffenen Gebiete schicken. Jede noch so kleine Spende ist wertvoll.“

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Rauchbanditen

Der Smog ist auch in das Puschkiner Staatsinstitut für die Russische Sprache eingedrungen, wo die Fenster gegen die extreme Hitze fest geschlossen bleiben. Einige Studenten in den Fluren tragen Masken. Die Empfangsmitarbeiter haben Poster an die Fenster geklebt, um die Verschmutzung draußen zu halten. Mit ihren Taschentüchern vorm Gesichtern sehen sie wie unheimliche Banditen aus.

 (Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Studenten kehren nach Hause zurück

Einige Studenten haben bereits das Handtuch geschmissen. Stefan aus der Schweiz kehrt früher als erwartet nach Hause zurück, aus Angst, krank zu werden: „Meine Mitbewohner haben die Gelegenheit genutzt und sind nach Sankt Petersburg gefahren. Ich wollte eigentlich mit, aber nun ist das hier passiert und ich möchte nicht bleiben.“

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Die Metro als Rauchbunker

Sogar in die unterirdische Stadt des Moskauer Metrosystems – gebaut um einem nuklearen Angriff standhalten zu können – sind die Rauchwolken eingedrungen. Während maskierte Menschen vorüberhasten, scheint es so, als ob der Kalte Krieg gerade angekündigt worden sei.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Der Regen kommt

Nichtsdestotrotz war der 10. August ein klarer Dienstag, der sogar ein kleines bisschen Regen brachte. Die optimistischsten Russen glauben, dass bald wieder Normalität eingekehrt sein wird.

(Foto: Argemino Barro ©piratasmalayos.blogspot.com)

Translated from El verano al otro lado del telón de humo