Sklaven des Ciao
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angela kochIn Deutschland schreibt man ciao als tschau. Aber nicht nur hierzulande ist es seit einigen Jahrzehnten angesagt, den melodischen italischen Gruß zu verwenden, um das formelle Au revoir zu ersetzen. Allerdings nur zum Abschied – im Gegensatz zum italienischen ciao, das sowohl zur Begrüßung und Verabschiedung benutzt wird. Selbes geschieht auch in Frankreich mit (tchao), Spanien (chao) und in vielen anderen Ländern, wie Bulgarien () oder Tschechien (au). Ins Englische fand es wohl 1929 durch Ernest Hemingways Roman „In einem anderem Land“ Eingang, der im Nordosten Italiens spielt.
Und eben aus dem Nordosten Italiens – aus dem Venezianischen sciao – stammt das beliebte Wanderwort. Es fand zunächst in ganz Italien Verbreitung und wurde von hier, Dank der italienischen Immigranten und dem Charme des italienischen way of life, in die ganze Welt verstreut. Sciao (sprich „schiao“) leitet sich aus dem lateinischen Wort sclavus ab und bedeutete ursprünglich „Ich bin Dein Sklave“ oder „Ich stehe Dir zu Diensten“.
Bei genauerer Betrachtung entspricht er dem lateinischen Ausdruck servus, der heute noch in Bayern und Österreich weit verbreitet ist. Eben wie das italienische ciao, wird er hier sowohl zur Verabschiedung, als auch zur Begrüßung verwendet. Aber nicht nur hier. Früher sagte man auch in Polen serwus. Heute aber scheint das Polnische immun gegen jeglichen Einfluss zu sein. Wenn es denn nun wirklich stimmen sollte, dass die Polen eine der Wenigen in Europa sind, die nicht das beliebte ciao benutzten.
Die Venetier haben ihr sciao inzwischen aufgegeben und sagen heute eh ciò. Doch eigentlich war es dort nie eine Grußformel, sondern diente dem Ausdruck tiefer Resignation...
Translated from Tutti schiavi di chao, tschau o ciao