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Skip&Die: Emanzipiert euch!

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Lisa Braamt

BrunchGesellschaft

Tropisch-afrofuturistisch und basslastig: die Musik von Skip&Die klingt nach der glühend heißen Sonne, den staubigen Straßen, Township-Baracken, Kakerlaken, Aufständen, Totenköpfen und Lovebirds Südafrikas, der Heimat von Frontfrau Catarina Aimée Dahms aka Cata.Pirata.

Gepaart mit regenbogenbunten Outfits fügt sich dieser wilde Mix zum Gesamtkonzept Skip&Die, welches Cata zusammen mit dem niederländischen Produzenten Jori Collignon ins Leben gerufen hat.

Zum Interviewtermin in einer Hotellobby nahe des Pariser Clubs La machine du Moulin Rouge, wo Skip&Die einige Stunden später ihr nächtliches Konzert geben werden, erscheint Cata.Pirata samt neuester Haarkreation: eine farbige Explosion aus Grün und Gelb, die Seiten unter dem sonst längeren Haar rasiert. Im Gegensatz zu ihrer Musik und ihren Bühnenauftritten ist die Musikerin im Gespräch deutlich ruhiger und sehr entspannt. Begleitet wird sie von Jori Collignon, den sie vor etwa 6 Jahren in seinem Studio in Amsterdam getroffen hat. Die beiden hatten direkt einen guten Draht zueinander und fassten spontan den Entschluss, als Skip&Die zusammenzuarbeiten. Gesagt, getan. Und um die Sache direkt voranzutreiben, reisten die beiden im Anschluss 20 Tage lang zusammen mit anderen Künstlern durch Südafrika. In der Zeit entstanden 24 verschiedene Ideen für neue Songs und zurück in Amsterdam war das Resultat der kreativen Reise das erste gemeinsame Album.

Anticapitalista klingt nach einem Korb voller Früchte und Freiheit

Während ihrer Zeit in Südafrika lernten die Künstler verschiedene Lebensarten kennen, verschiedene Arten, wie Menschen Musik begreifen. Unter anderem arbeiteten sie mit der Band Driemanskap zusammen, die aus einem Gugulethu Township kommt – „eine sehr militante Gruppe, aber nicht unbedingt im politischen Sinne“, so Cata. Eine Beschreibung, die gewissermaßen auch auf Skip&Die zutrifft - militant ist vielleicht nicht das passendste Wort, sicherlich aber extrem und experimentierfreudig.

Sprach(obst)salat: Skip&Die's Album "Riots in the Jungle" enthält Lieder in Englisch, Xhosa, Zulu, Spanisch und PortugiesischEines ihrer Lieder, ein Song auf Spanisch, heißt Anticapitalista. Die Idee hierfür entstand bereits 2006, als Cata in Buenos Aires lebte. In dieser Zeit gab es viele Aufstände in der argentinischen Hauptstadt und man konnte eine deutlich antikapitalistische Stimmung spüren. Auch wenn sie Anticapitalista in diesen Tagen in Spanien performen, ist eine Verbindung des Publikums zu Lied und Lyrics klar spürbar. Wenn auch vor einigen Jahren am anderen Ende der Welt entstanden, scheint die Grundbotschaft zeitlos zu bleiben. Dennoch betont die Künstlerin, dass sie die Botschaft des Songs eher als eine positiv motivierende sieht, und nicht als politisch radikal. „Es ist eher ein Hippielied - ich stelle mir dazu vor, dass ich die Straße entlang radele mit einem Korb voller Früchte und Freiheit darin. Musik machen ist unsere Leidenschaft, das was wir lieben. Und das ist es auch, was dem Ganzen seine Kraft verleiht.“

Cata.Pirata: "Ich will in keine Schublade gesteckt werden"

Skip&Die standen im März 2013 in Paris im Rahmen des Frauenmusikfestivals Les Femmes s’en mêlent auf der Bühne. Betrachtet sich Cata selbst als Feministin? „Ja, in dem Sinne, dass ich an die Gleichberechtigung von Frau und Mann glaube. Aber ich glaube grundsätzlich an die Gleichberechtigung aller Menschen. Ich denke, dass das Ganze in einem deutlich weiteren Sinne betrachtet werden sollte“, so ihre klare Stellungnahme. In dem Song Love Jihad geht es zum Beispiel um Emanzipation in weitesten Sinne - darum, sich nicht manipulieren zu lassen und dem Plan anderer Leute zu folgen - es geht darum, sich selbst zu emanzipieren.

Die Frontfrau von Skip&Die weiß, was sie will

Inspiration: Björk und Kakerlaken

Wenn es um weibliche Musikerinnen geht, gibt es eine, deren Name im Zusammenhang mit Skip&Die schon des Öfteren gefallen ist - die aus Sri Lanka stammenden Künstlerin M.I.A. Aus Cata's Sicht ist ihre größte Gemeinsamkeit, dass beide einen aktivistischen Hintergrund haben und aus Ländern kommen, die mit politischen Schwierigkeiten zu tun haben. Das beeinflusst sicher auch die Musik, aber am Ende empfindet Cata Vergleiche als zu einfach: „Dadurch wird man halt in eine Schublade gesteckt und da passe ich nicht rein“, betont sie und meint, dass man ein wenig weiter gehen und sich die Musik, ihren Hintergrund und die Einflüsse genauer ansehen sollte.

Ohnehin könnten sie und Jori zahlreiche Musiker nennen, die sie in erster Linie darin inspirieren, wie sie sich an die Musik annähern: Mano Negra, Immortal Technique, Salt'n'Pepper, David Byrne, David Bowie oder Dr. John sind nur einige davon. Zu guter Letzt nennt Cata vor allem die Isländerin Björk als eine sehr inspirierende Musikerin, Künstlerin und Aktivistin.

Am Ende interessiert mich noch die Antwort auf eine Frage: „Wenn ihr die Einflüsse und Inspirationen für euer Album nennt, zählt ihr auch Kakerlaken auf. Könnt ihr sagen, welche persönlichen Erfahrungen ihr mit Kakerlaken gemacht habt?“ Catas Antwort: „Seit meiner Kindheit verbindet mich eine Hassliebe mit Kakerlaken. Ich komme aus dem Viertel, in dem die Kakerlake geboren wurde - Parkview in Johannesburg. Deswegen hat man ihr sogar diesen Namen gewidmet: Parktown Prawn. Ich bin also mit ihnen aufgewachsen und gewissermaßen muss ich ihnen sogar Respekt zollen. Denn einem Land, wo fast jeder ständig denkt, sterben zu können, gibt es ein paar, die wissen, dass sie überleben werden: die Kakerlaken!“

Illustrationen: Teaser und im Text: ©Skip&Die; Video: SkipnDie/YouTube

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