Sich auf Französisch empfehlen
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Katha KlossDer Belgier und seine Pommes, der Spanier und seine Fiesta und der schmalzige Italiener beim Flirten: Stereotypen sind längst auch in den Sprachen Europas zu Hause.
Wenn sich jemand frühmorgens davonstiehlt, ohne ein Lebenszeichen zu hinterlassen, dann kann das eigentlich nur ein Franzose gewesen sein. Diesen Ruf haben die französischen Nachbarn zumindest in Deutschland, Großbritannien (to take the french leave) und Spanien (despedirse a la francesa), wo sich Monsieur oder Madame wahrscheinlich mal wieder auf Französisch empfohlen - sprich das Weite gesucht haben. Diese Tradition soll bereits im Frankreich des 18. Jahrhunderts existiert haben als man eine Gesellschaft verließ, ohne sich vorher beim Gastgeber zu empfehlen - Nicht wirklich die feine englische Art.
Aber ganz zufällig sind die Franzosen nicht die einzigen, die sich ohne Empfehlung von der Party schleichen: Denn in Frankreich stiehlt man sich sprichwörtlich 'Englisch' davon (filer à l’anglaise ), ebenso wie in Polen (wyjśc po angielsku) und Italien (filarsela all'inglese).
Nicht gut zu sprechen auf die Engländer sind auch die Deutschen; Englisch einkaufen heißt hier so viel wie sich bedienen, ohne danach zu bezahlen und soll scheinbar eine Anspielung auf die Kolonialzeit sein. Aber keine Sorge, die Deutschen haben wiederum keinen guten Ruf in Frankreich, wo man von einer so genannten querelle d’Allemands (deutscher Streit) spricht, wenn ein Streit ohne seriösen Grund vom Zaun gebrochen wurde.
Spanische Praktiken (spanish practices) werden in der englischen Geschäftswelt bemängelt, wenn es drunter und drüber geht. Allerdings ist der Ausdruck mittlerweile nicht mehr ganz 'politically correct', da er auf die Strafen während der Inquisitionszeit verweist
Während die Franzosen im Großen und Ganzen eigentlich als gesittete Gefährten durchgehen, macht der Engländer gern auf ein weiteres Stereotyp im Hexagon aufmerksam - die trivialen Sprachkenntnisse der Franzosen. Mit Excuse my french (Entschuldigen Sie mein Französisch) wird in Großbritannien auch heute noch gern gestänkert. Der Ausdruck geht bis ins 11. Jahrhundert zurück, in dem die Normannen in England einfielen. Für den feinen Franzosen galt das Englische als eher rustikal und so entschuldigten sich die französischen Landammänner ironisch für ihr banales Angelsächsisch, das sie anstatt der gepflegten französischen Sprache verwenden mussten.
Allerdings gibt es da auch noch eine andere These. Manche behaupten, der Ausdruck stamme erst aus dem 19. Jahrhundert und sei eine Referenz an den sexbesessenen französischen Libertin. Ebendiese können sich aber mit dem Ausdruck aller se faire voir chez les Grecs (Geh doch zu den Griechen!) verteidigen, ein wenig delikater Ausdruck, der auf die gleichgeschlechtliche Liebe, die bei den Griechen üblich war, anspielt…
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Translated from Filer à l’anglaise